Ihr findet unseren Podcast auf Spotify, iTunes, Deezer, Google Podcasts, Pocket Casts, Radio Public, Breaker, Overcast, Castbox, Podcast Addict und Anchor.
Natürlich gab es zwischen Weihnachten und Neujahr keine wichtigen Startups-Events, von denen wir Euch im Podcast berichten könnten. Daher geht es in dieser Episode direkt mit dem ersten Thema los: Spacetech. Wir widmen uns dabei den beiden Fragen „Wie kommen wir da hoch?“ und „Was wollen wir eigentlich da oben?“.
New Space
Die Frage. wie man Mensch oder Maschine ins All befördert, kennt derzeit nur eine Antwort: mit chemisch angetrieben Raketen. Zwar gibt es einige andere Ideen, doch derzeit sind sie wenig mehr als das. Raketen haben jedoch ein großes Problem: Sie sind teuer. Laut NASA (National Aeronautics and Space Administration, Raumfahrtbehörde der USA) kostet es etwa 10.000 Dollar, um ein Pfund Nutzlast ins All zu befördern. Die tatsächlichen Kosten hängen dabei von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von wo aus man startet, was das genaue Ziel ist (also ob man einen niedrigen, mittleren oder hohen Orbit erreichen will oder etwas ganz anders), wie groß das Raumfahrzeug ist und vieles mehr. Auch die Zahl der Raketenstarts ist überschaubar, 2020 wurden insgesamt 114 Raketen gestartet, 104 Starts waren erfolgreich.
Weltraumagenturen wie die NASA oder ESA (European Space Agency) wollen diese Kosten senken und setzen dabei auf Hilfe aus der Wirtschaft. Startups wie SpaceX oder Virgin Space sollen den Zugang verbilligen, indem sie günstiger Raketen herstellen und mehr Starts ermöglichen. Mit Isar Aerospace (ab Minute 4:10) ist auch ein Münchner Startup an dem Prozess beteiligt. Das Startup konzentriert sich auf kleine Trägerraketen, die Kleinsatelliten mit einem Gewicht bis 500 Kilogramm befördern. Zum Vergleich: Ein Starlink Satellit wiegt ca. 400 kg, die standardisierten Cubesats wiegen nicht ganz 1,5 kg. Inzwischen hat Isar Aerospace seine Produktionshalle in Ottobrunn eröffnet und fiebert dem für Ende 2021 geplanten ersten Start seiner Transport-Rakete entgegen.
Satelliten aus Münchner Produktion
Nachdem wir geklärt haben, wie wir ins All kommen, stellt sich die Frage, was wir da eigentlich wollen. Allgemein gesprochen geht es dabei um Themen wie Hochgeschwindigkeits-Internet, autonomes Fahren, industrielle Konnektivität, Datenverschlüsselung und Datenaufbewahrung. Ein paar konkrete Beispiele bietet aber auch das Münchner Ecosystem, wie zum Beispiel das Startup Ororatech (ab Minute 9:20). Das 2018 gegründete Spacetech-Unternehmen entwickelt eine Konstellation aus Nanosatelliten mit Infrarotsensoren, die aus dem Erdorbit mit Hilfe von Algorithmen Waldbrände weltweit erkennen und überwachen. Dafür soll der erste eigene Satellit Ende dieses Jahres ins All gebracht werden. Aber schon jetzt greift das Startup auf Daten anderer Satelliten zu und verarbeitet diese. Die Ergebnisse sind bereits seit Ende 2019 über das Wildfire System abrufbar.
Andere Startups hingegen produzieren nur einzelne Komponenten für Satelliten, so zum Beispiel Mynaric (11:55). Zwar ist das Unternehmen dem Startup-Status schon entwachsen, dafür ist es aber eine umso schönere Success Story aus der Landeshauptstadt. 2009 gegründet entwickelt und vertreibt Mynaric Laser-Kommunikationssysteme zur Übertragung großer Datenmengen dort, wo Glasfaser nicht möglich ist – also bei Flugzeugen oder eben im All. Damit bietet es auch eine Schlüsseltechnologie für das Satelliten-Internet an. Nachdem das Startup 2017 erfolgreich an die Börse ging und einige Großaufträge einstreichen konnte, beliefert es inzwischen mit Telesat einen der weltweit größten Satellitenbetreiber. Außerdem wird gemunkelt, Mynaric kooperiere mit Starlink, Elon Musks Satellitennetzwerk für Internetzugang aus dem All.
Noch etwas kleinere Brötchen bäckt hingegen Neosat (Minute 16:35). Das Spinoff der Universität der Bundeswehr in Neubiberg will die Lücke zwischen universitärer Forschung und den Anforderungen der Industrie im Bereich modernster Satellitenkommunikationstechnologien im 5G-Zeitalter schließen. Hierzu will das Spacetech-Startup die Mehrantennentechnologie von 5G auf die Satellitenkommunikation übertragen.
Spacetech heißt nicht unbedingt eigener Satellit
Viele Unternehmen nutzen Daten aus dem All, aber natürlich haben sie nicht alle eigene Satelliten. Wozu auch, schließlich kann man die Daten auch einkaufen. Zum Beispiel von dem Münchner Startup Cloudeo (18:20). Dieses sammelt bereits seit 2012 Daten von verschiedenen Satelliten-Anbietern und stellt sie seinen Kunden zur Verfügung. Zu den Daten zählen Bilddateien, 3D-Geländemodelle, thematische Karten und Sensordaten – im Paket mit Software und IT. So können Datensätze, die manchmal auch nur einmalig gebraucht werden, auf Mietbasis eingesehen anstatt teuer gekauft werden.
Dcubed und Interlink Ventures
Auch im zweiten Teil des Podcasts geht es um ein New-Space-Startup: Dcubed entwickelt und vertreibt unter anderem Aktuatoren, also Auslösemechanismen für entfaltbare Strukturen wie Solar-Paneele. Mit diesem Konzept konnte das 2019 gegründete Startup kürzlich den Investor Interlink Ventures von sich überzeugen. Der 2020 gegründete Wagniskapitalgeber sieht sich als aktiver Begleiter von Startups und als Mitunternehmer. Als solcher bringt er neben Finanzmitteln auch sein Know-how für den Aufbau und die Weiterentwicklung von Organisation, die Vermarktung sowie die Produktautomatisierung ein.