Jule Schröder und Antonia Wach aus dem Wavelab.
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Wavelab: „Wir sind auf der Suche nach den Spotifys und Netflixes von Morgen“

Mit dem Wavelab hat nun auch die Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) ein eigenes Innovationslabor und Gründungszentrum. Wir haben bei Jule Schröder, Head of Wavelab, nachgefragt, wonach das Wavelab bei Startups sucht und was es ihnen zu bieten hat.

Munich Startup: Stellt Euch und das Wavelab bitte kurz vor.

Jule Schröder, Wavelab: Hallo, wir sind das Wavelab und als Innovationslabor und Gründungszentrum an der Hochschule für Musik und Theater angesiedelt. Wir fördern in unserem Inkubator Tech-Startups aus Music, Arts & Media mit Input, Coaching und Zugang zu KundInnen in der Kulturwelt und Entertainmentindustrie. Einen Coworking Space mitten im Kunstareal haben wir natürlich auch.

Wir richten uns an Gründungsteams aus ganz Deutschland, unser Programm geht sechs Monate mit einer Kick-Off-Woche und ca. 1-2 Präsenztagen pro Monat in München. Die Startups sollten die Probleme und Bedürfnisse ihrer Zielgruppe klar identifiziert und validiert haben, mit ihrer Lösung die Kulturwelt besser machen und einen funktionierenden Prototyp vorweisen. Unser Team besteht aktuell aus vier Menschen, Antonia kümmert sich um den Inkubator, Teresa um die Veranstaltungsorganisation, Sascha um Social-Media-Marketing und ich um das Netzwerk und den Communityaufbau.

Munich Startup: Also geht es nicht darum, MalerInnen, BildhauerInnen oder MusikerInnen den Start in die Selbstständigkeit zu erleichtern?

Jule Schröder: Nein, denn dafür gibt es an den meisten Kunsthochschulen auch schon ein Angebot, an der HMTM zum Beispiel das Career Center, das auf dem Weg in die Selbstständigkeit berät und unterstützt.  Wir sind auf der Suche nach den Spotifys und Netflixes von Morgen, also Ideen, die die Kultur- und Kreativwirtschaft disruptieren, ergänzen oder unterstützen. Also vielleicht eher die App, die MusikerInnen bei der Organisation und Abrechnung ihrer Auftritte unterstützt oder ein Prediction-Tool, das den Veranstaltern die Auslastung prognostiziert und das Content-Marketing dementsprechend anpasst.

Das erste Batch im Wavelab

Munich Startup: Welche Startups haben es denn in Euer erstes Batch geschafft? Was zeichnet sie aus?

Jule Schröder: Die drei Startups, die wir seit März in unserem ersten Batch fördern, sind Sirius, Farbe und TimeleapVR. Sirius ist eine Plattform und Videokonferenztool für den digitalen Musikunterricht mit optimaler Soundqualität und Features wie Stimmgerät und Metronom. Farbe ermöglicht Galerien und KünstlerInnen den Eintritt in die Crypto- und NFT-Welt, indem sie ihnen eine Plattform zur Präsentation und zum Handel von digitaler Kunst zur Verfügung stellen. Und TimeleapVR machen mit Virtual Reality Kunstwerke begeh- und erlebbar und produzieren für Museen und Galerien Virtual Tours.

Alle drei wirken für Kunst und Kultur. Sirius ermöglicht Musikunterricht über weite Entfernungen hinweg, TimeLeapVR ermöglicht durch das Begehen eines Gemälde eine ganz neue Wahrnehmung von Kunstwerken und intensiviert dadurch die Auseinandersetzung mit diesem, aber auch anderen Gemälden und Farbe eröffnet Galerien und KünstlerInnen ganz neue Monetarisierungsmöglichkeiten digitaler Kunst.

Munich Startup: Und was habt Ihr in der Zeit selbst lernen können?

Jule Schröder: Wir sind ja quasi selbst ein Startup und das erste Batch war unser Proof of Concept. Wir konnten durch das Interesse von über 20 Teams an unserem Incubator das Bedürfnis spezifischer Cultural-Entrepreneurship-Förderung validieren. Wir haben gelernt, dass ein Incubator-Programm auch digital richtig gut funktionieren kann, wenn man beständig im Austausch bleibt. Wir haben mit unserem ersten Batch erfahren, dass die Bedürfnisse der Startups vielseitig und unterschiedlich sind und wir mit unserem individuell zugeschnittenen Programm viel richtig machen. Aber wir haben auch gemerkt, in welchem Stadium wir die größte Unterstützung leisten können und deshalb unsere Zielgruppe nochmals geschärft. Wir wollen in Zukunft in der Validierungsphase unterstützen, also in den sechs Monaten rund um den Markteintritt.

„Aus den sechs Monaten möglichst viel rausholen“

Munich Startup: Im Juli startet die Bewerbungsphase für Euer nächstes Batch. Worauf legt Ihr bei der Zusammenarbeit mit Startups den Fokus?

Jule Schröder: Bevor wir im November mit dem Programm starten ist es uns wichtig, im Auswahlverfahren und in den Vorbesprechungen viel über unsere Startups zu erfahren und sie gut kennenzulernen, um ihre individuellen Bedürfnisse zu verstehen und aus den sechs Monaten möglichst viel rauszuholen.

Unser Programm-Input funktioniert meistens in einem Dreischritt. Zuerst bieten wir einen ExpertInnen-Input zu einem der identifizierten Themen, sagen wir Finanzierung, für alle an. Dort bekommen die Startups einen Überblick über alle relevanten Aspekte des Themas, die dazugehörigen Tools, Methoden und Templates und die spezifischen Kompetenzen der ExpertInnen. In einem zweiten Schritt erarbeiten sie eigenständig mit Hilfe von Templates und Canvases eines ihrer spezifischen Themen, zum Beispiel den Finanzplan, bevor sie dann als drittes in einem individuellem ExpertInnen-Coaching spezifisches Feedback zu ihren Fragestellungen auf Basis der erarbeiteten Unterlagen bekommen.

Ein weiteres Thema, auf das wir viel Wert legen, ist das Team. Wir unterstützen die GründerInnen dabei, sich früh mit den unterschiedlichen Menschen und ihren individuellen Zielen im Team auseinanderzusetzen und in die Kommunikation zu gehen.

„Unser aller Leben, schöner, bunter oder klingender machen“

Munich Startup: Ein erfolgreiches Startup ist für Euch…

Jule Schröder: …ein gut funktionierendes Team, das alle Kern-Kompetenzen besetzt, um ein reales Problem aus der Kultur- und Musikwelt mit Technologieeinsatz zu lösen. Und welches dadurch unser aller Leben schöner, bunter oder klingender macht.

Munich Startup:  Was ist der größte Fehler, den ein Startup machen kann?

Jule Schröder: Da sage ich als Design Thinkerin natürlich, die Idee ohne konstantes KundInnen-Feedback zu entwickeln. Wer seine Zielgruppen und ihre Bedürfnisse nicht im Detail kennt und validiert hat, wird es schwer haben.

Munich Startup:  Im Vergleich zu anderen Gründerzentren der Münchner Hochschulen ist das Wavelab als Gründungszentrum der HMTM gewissermaßen Nachzügler. Steht ihr mit den anderen Zentren in Kontakt? Oder seht ihr sie eher als Konkurrenz?

Jule Schröder: Wir haben von Anfang an den Kontakt zu den anderen großen Gründungszentren in München gesucht und sind auf ganz viel Unterstützung und Begeisterung für unser Thema gestoßen. Darüber freuen wir uns riesig. Als Konkurrenten sehen wir uns gar nicht, denn wir verfolgen ja alle das gleiche Ziel, die bayerische Startup-Szene zu stärken. Wir tauschen uns über Coaches und MentorInnen aus, geben uns Einblicke in unsere Programme und empfehlen uns gegenseitig Startups, die vielleicht in einem anderen Gründungszentrum besser aufgehoben sind oder auch nacheinander unsere Programme durchlaufen.

Bewerbt Euch bis zum 31. August beim Wavelab

Munich Startup:  Und was wollt Ihr der Münchner Gründerszene sagen?

Jule Schröder: Wenn Ihr ein Tech-Startup aus Music, Arts & Media seid, jetzt gibt es einen Ort für Euch! Bewerbt Euch bis zum 31.8.!

Munich Startup: Last but not least: Auf wen gehen Startups zu, wenn sie mit Euch ins Gespräch kommen wollen?

Jule Schröder: Wir sind ein kleines Team und man kann uns jederzeit kontaktieren unter den Kontaktdaten, die auf der Webseite zu finden sind. Ein gutes Format, um uns von einer Idee zu erzählen und uns kennenzulernen, ist der „Idea Check“, ein einstündiges Beratungsformat, in dem angehende UnternehmerInnen uns ihre Ideen pitchen und wir als SparringspartnerInnen und für Beratung zur Verfügung stehen. Digital oder vor Ort, einfach einen Termin machen.