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Truckoo: „Truckoo ist der digitale LKW-Handel 4.0“

Das Anfang 2020 gegründete Münchner Startup Truckoo will die Kosten und Risiken beim Kauf von Nutzfahrzeugen senken und gleichzeitig die Transparenz erhöhen. Wie genau das gehen soll erklärt Co-Founderin Julia Unützer im Interview.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Truckoo? Stellt Euch bitte kurz vor!

Julia Unützer, Truckoo:
Ich bin Julia Unützer und habe mit Max Füchsl gemeinsam das Startup truckoo.com gegründet. Nach vielen Jahren Erfahrung in der Unternehmensberatung, unser beider Stationen bei diversen Ventures in Berlin und Sydney und von Seiten meines Mitgründers lange Zeit aktive Erfahrung in der Nutzfahrzeugindustrie – bauen wir mit unserem Team die erste digitale Infrastruktur für den Handel mit Nutzfahrzeugen. Wir haben uns schon sehr früh kennengelernt, zwangsläufig, da wir die gleichen Eltern haben. Wir sind Geschwister!

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Julia Unützer: Um unseren Lösungsansatz zu verstehen, muss man den Nutzfahrzeughandel ein wenig beleuchten. Nutzfahrzeuge werden nicht zur einfachen Mobilität gebaut, sondern für viele spezielle Einsatzgebiete und für kleine oder große Belastungen konstruiert. Ein LKW ist kein Auto – und somit funktioniert der Handel bei uns in der Industrie grundlegend anders. Lokale Händler kaufen die Fahrzeuge von lokalen Unternehmen und stellen diese erstmal auf ihren Hof. Über Werbeportale wie mobile.de wird dann der Exportkunde gesucht. Sehr reaktiver Approach bei sehr hohen Kosten in der Anschaffung, bei hohem Preisverfallsrisiko und langen Standzeiten und Erhaltungskosten.
Das Grundproblem ist das Matching zwischen Kunde und Fahrzeug über bisherige Werbeportale, und zwar aus folgenden Gründen: wachsender Kundenanspruch, fehlende Transparenz der realen Fahrzeugzustände, aufwendige Suche und bis zu 2.000 km weite Wege der Kunden zu potenziellen Fahrzeugen.

Truckoo nutz Werkstätten als Partner

Bei Truckoo verfolgen wir einen neuen Ansatz mit Werkstätten als Partner. Werkstätten dienen im Netzwerk von Truckoo als Leadgeneratoren im An- und Verkauf.

Zum einen bieten sich die mittlerweile über 120 Werkstätten ihren Kunden als Ankaufstationen an. Dort wird das Fahrzeug auf der Grube inspiziert und in Echtzeit über unsere Plattform unseren Handelspartnern aus mittlerweile 23 Ländern angeboten. Ein Angebot ist transparent und von Truckoo garantiert. Die Händler verhandeln mit dem Endkunden über unsere Plattform bis ein Preis feststeht. Wir kaufen sofort und garantieren die gesamte Abwicklung, von der Abmeldung bis zur Übergabe und Dokumentenhandling.

Zum anderen sind unsere Werkstätten digital mit uns verknüpft und liefern uns täglich die Suchanfragen ihrer Kunden. Wir sind Organisator und Infrastruktur, und der verlässliche Partner für alle Parteien.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Julia Unützer: Dann war das wohl etwas umständlich formuliert. Der aktuelle Handel ist reaktiv und abhängig von den bestehenden Werbeportalen wie mobile.de und stark limitiert auf dessen Reichweite. Truckoo ist der digitale LKW-Handel 4.0 – basierend auf ein internationales Netzwerk aus Werkstätten als aktive Leadgeneratoren im An – und Verkauf und eine verlässliche Infrastruktur, die einen aktiven Handel erst möglich macht.

Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?

Julia Unützer: Punkt 1: Ganz klar die Suche nach einem Tech-Architekten ganz am Anfang von Truckoo. Es ist fast utopisch, aber wir haben tatsächlich einen super erfahrenen Tech-Architekten gefunden, der selber Hand anlegt, und gegen kleines Entgelt einen MVP gebaut hat. Unser MVP ist nach heutigem Maßstab immer noch der klare USP unserer Firma und wurde im Grunde kaum verändert.

Frühzeitige Internationalisierung

Punkt 2: Uns war klar, dass der Verkauf der Fahrzeuge schon frühzeitig international stattfinden musste. Der Zweitmarkt ist bei bestimmten Fahrzeugkonfigurationen oft das entfernte Ausland. Wir sind jetzt schon in 12 Sprachen aktiv. Solch einen Schritt machen andere Startups nach 1-2 Jahren – wir mussten frühzeitig die nötige mitwachsende Infrastruktur dafür bauen.

Punkt 3: Wir starteten während der ersten Corona-Lockdown-Phase im Frühjahr 2020. Unsere heutigen Partner waren zur damaligen Zeit mit anderen Entscheidungen beschäftigt. Rückblickend für uns waren die Lockdowns und das Schließen der internationalen Grenzen ein willkommener Auftakt. Corona legte offen, dass die Branche vor einem großen Wandel steht.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Julia Unützer: Wir haben aktuell über 120 deutsche Werkstätten aktiv als Partner im Netzwerk. Wir wachsen stetig und werden dies ab Mitte 2022 international beschleunigen. Wir bauen ein flächendeckendes Netzwerk auf und machen den entstehenden Netzwerkeffekt für jede beteiligte Werkstatt spürbar. Die Tech wächst rasant mit und wir können heute schon unserer Branche zeigen, was für uns Digitalisierung bedeutet. Eines ist klar: Die Tüte an Visionen ist voll – der Fahrplan gut abgesteckt. Ab 2026 sind wir nicht mehr Startup – ab diesem Zeitpunkt sind wir der Standard unserer Industrie.

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Julia Unützer: Es gibt wenige Städte mit einer entsprechenden Startup Community, die ein eigenes Startup-online-Magazin möglich macht. Danke an Euch Munich Startup für diese Arbeit! In München sehen viele gute Performer die Alternative bei einem Startup als Perspektivengeber. Das schätzen wir.

Munich Startup: Auto oder Fahrrad?‘

Julia Unützer: Ganz klar: Fahrrad! Die intelligente 1/5 PS Mobilitätsversion mit wenig Energieaufwand und man ist trotzdem schneller im Stadtverkehr.

Maximilian Feigl

Maximilian Feigl berichtet seit 2020 über das Münchner Startup Ökosystem. Dabei haben es dem studierten Politikwissenschaftler vor allem Deeptech-Themen angetan.

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