Foto: Truckoo

Women in Tech: Julia Unützer von Truckoo

2019 gründete Julia Unützer zusammen mit Max Füchsl Truckoo. Das Münchner Startup hat eine Plattform für den An- und Verkauf von Nutzfahrzeugen wie Transportern oder Baufahrzeugen entwickelt, mit der der Handel digital über etablierte Nutzfahrzeugwerkstätten organisieret wird. Im Interview wollten wir von ihr wissen, was sie zum gründen motiviert hat und auf welche Branche sie zukünftig setzen würde.

Munich Startup: Was hat Dich zur Gründung motiviert?

Julia Unützer: Die Motivation zur Gründung kam zum einen von der großen Freude, Projekte selbst zu definieren und umzusetzen. Zum anderen haben Max und ich „das Glück“, seit klein auf durch unseren elterlichen Familienbetrieb Wissen über die Gepflogenheiten und Prozesse der Nutzfahrzeugbranche aufzubauen.

Der Handel steht in der jetzigen Form vor großen Herausforderungen. Das hat uns motiviert, als erster Spieler im Markt, Neuland zu betreten und nun mit Truckoo stellvertretend für die Digitalisierung in der Nutzfahrzeug-Handelsbranche zu stehen.

An einem Tag sowohl ‚Legal‘- als auch ‚Steuerberater‘-Experte

Munich Startup: Was hättest du gerne vor Deiner ersten Gründung gewusst?

Julia Unützer: Wie sich die Selbstständigkeit an so manchen Tagen „anfühlt“ hätte ich gerne gewusst. Ich hatte jedoch vor meiner Gründung schon sehr viele Einblicke in das Leben einer GründerIn dank meines Bekanntenkreises. Ich denke hier vor allem an den „Rollercoaster“ der Gefühle zwischen Frust und Euphorie, Erfolg und Niederlage. Auch dass mit jedem neuen Mitarbeiter das eigene Verantwortungsgefühl wächst und die Vielfalt an Aufgaben dich innerhalb eines Tages sowohl zu einem ‚Legal‘- als auch ‚Steuerberater‘-Experten werden lassen. Man lernt jeden Tag aufs Neue Probleme zu lösen – egal wie herausfordernd.

Munich Startup: Wie ist Dein Unternehmen bislang finanziert?

Julia Unützer: Wir sind finanziert durch Global Founders Capital (GFC), und Angelinvestoren wie unter anderem die Flixbus- und Sennder-Gründer. Die Who der Who’s der Newmobility-Szene.

Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?

Julia Unützer: Oft kommen mir die besten Ideen, wenn wir im Team zusammen brainstormen. So haben wir die letzten 2 Jahre zum Beispiel eine richtig kreative „Christmas“-Videoreihe auf die Beine gestellt – zu sehen auf YouTube. Bei größeren Themen hilft es mir, mit etwas Abstand darüber nachzudenken, beispielsweise beim Wandern in den Bergen oder Joggen.

Munich Startup: Was sind Deine 3 liebsten Arbeitstools?

Julia Unützer: Für unsere interne Kommunikation – insbesondere während des Homeoffice – ist Slack für uns im Team unverzichtbar. Notion nutzen wir für Brainstorming, Todo-Listen und als Produktmanagement-Tool. Als richtig cooles „Collaboration und Design“- Tool finde ich Figma auch noch sehr stark.

Munich Startup: Dein Top-Tipp zum Thema “Pitchen”?

Julia Unützer: Mein Tipp ist sich darauf einzustellen, dass man wirklich nur 30 Minuten hat, um sein Unternehmen im initialen Gespräch vor Investoren zu pitchen. Tatsächlich ist es meistens sogar ein bisschen weniger.

„Jedem ist klar, dass ein ‚Weiter so’ nicht die Zukunft sein kann“

Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?

Julia Unützer: Wir beweisen uns aktuell in einem für alle Spieler am Markt sehr angespannten Marktumfeld. Der Chipmangel führt zu enormen Lieferverzögerungen, was die Preise für Gebrauchte steigen lässt, jedoch nicht nachhaltig. Die Elektrifizierung und die Wasserstoffisierung kommen schnell und werden die Händler und vor allem die Werkstätten vor Herausforderungen stellen.

Jedem ist klar, dass ein “Weiter so” nicht die Zukunft sein kann. Daher führen wir, als einziger Spieler der Branche, mit einem skalierbaren Digitalisierungsprodukt sehr vielversprechende Kooperationsgespräche mit allen großen Parteien der Branche.

Munich Startup: Auf welche Technologie oder Branche würdest Du bei Deiner nächsten Gründung setzen?

Julia Unützer: Ich würde immer auf eine Branche setzen, die man kennt und in die man als Gründungsteam eine starke Expertise mitbringen kann. Der Anfang einer jeden Gründung ist so oder so nicht einfach. Da hilft es, wenn man sich in seinem Thema sehr gut auskennt, auf wenig externe Expertise zurückgreifen muss und man durch das bestehende Netzwerk einen „Kickstart“ bekommt.

Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Gründungsstandort München noch verbessert werden?

Julia Unützer: Aus meiner Sicht macht München schon sehr viel richtig. Das Werksviertel oder Euer Magazin Munich Startup sind gute Beispiele, dass sich hier einiges bewegt. Zudem gibt es viele gute Performer, die eine Karriere im Startup als Alternative sehen. Das schätzen wir. Wir führen jedoch auch viele Interviews mit internationalen Kandidaten aus dem Software- oder Produktumfeld, die Berlin oder andere Städte als ihre Heimatstadt bevorzugen. Für junge Talents müsste München teilweise noch ein wenig hipper und attraktiver werden.

Munich Startup: Welchen Gründer oder welche Gründerin würdest Du gerne einmal persönlich treffen? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?

Julia Unützer: Ich würde mich gerne mit allen Gründern der neuen “elektrifizierten Mobilität” zusammensetzen – eine Art runder Tisch. Und dann sprechen wir darüber, wie wir die Wasserstoff- oder Elektro-LKW in den Zweitmarkt bringen könnten. Meist ist der Exportmarkt in seiner Entwicklung um Jahre zurück. Wir sehen hier eine Herausforderung, das auf jedem Mobility-Podium thematisiert werden sollte.

Regina Bruckschlögl

Nach eigenen Startup-Erfahrungen blickt sie als Redakteurin von Munich Startup nun aus einer anderen Perspektive auf die Münchner Startup-Szene – und entdeckt dabei jeden Tag, wie vielfältig das Münchner Ökosystem ist. Startup Stories, die erzählt werden wollen!

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