Munich Startup: Stell Dich bitte kurz vor: Was hast Du vor Deiner Tätigkeit als Managing Director des LMU IEC gemacht? Was möchtest Du in Deiner Funktion erreichen?
Julia Wimmer: Bevor ich ans LMU IEC kam, habe ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Leadership & Organisation an der LMU gearbeitet. Im Rahmen meiner Promotion habe ich erforscht, wie sich die heutige Arbeitsorganisation auf einzelne Mitarbeitende und Arbeitsteams als Ganzes auswirkt. Arbeits- und Lebensbereiche haben sich in den letzten Jahren gewollt und ungewollt stärker vernetzt. Das wirkt sich auf die Leistungsfähigkeit und auch auf die Innovationskraft Einzelner und Teams aus – es fördert einerseits den Wissensaustausch und flexibilisiert die Arbeit, es kann aber auch schnell zu Überlastung und unklarer Rollenverantwortung führen. Das Wissen aus meiner Forschung und auch die Erfahrung im Wissenschaftsbetrieb aus den letzten Jahren hilft mir nun sehr bei der strategischen Ausgestaltung des LMU IECs als interdisziplinäre Einrichtung, deren Ziel es ist, Forschung, Lehre und Praxis wertstiftend miteinander zu verbinden.
Munich Startup: Das LMU EC war für viele Jahre eine Institution im Münchner Startup-Ökosystem. Vergangenes Jahr hat es dann für viele überraschend den Betrieb eingestellt und das LMU IEC hat an seiner Stelle übernommen. Was waren die Hintergründe?
Julia Wimmer: Mit dem LMU IEC positionieren wir uns sehr nah an Forschung und Lehre. Unsere Aktivitäten zielen darauf ab, Forschung ganzheitlich in die Praxis einzubringen und so die Entstehung von Innovationen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz zu unterstützen. Entrepreneurship verstehen wir dabei als ein wirkungsvolles Werkzeug, um Innovationen nutzbar zu machen und etwas in der Welt zu bewegen. Für diese strategische Neuausrichtung war es wichtig, einen kompletten Neustart auf organisationaler Ebene durchzuführen. Das IEC ist nun ein interdisziplinäres Center geführt von LMU Professorinnen und Professoren, das komplett in die LMU eingegliedert ist. Damit kann es seiner Aufgabe als interne und externe Anlaufstelle für die Themen Innovation und Entrepreneurship nachkommen.
„Übersetzung von Wissenschaft in die Praxis“
Munich Startup: Wer steht hinter dem LMU IEC? Wer hat den Anstoß zur Gründung gegeben?
Julia Wimmer: Wir haben derzeit 30 Mitglieder aus dem Kreis der LMU ProfessorInnen und NachwuchswissenschaftlerInnen, aus denen sich der Vorstand speist. Professorin Jelena Spanjol, Leiterin des Instituts für Innovationsmanagement an der LMU, ist Vorstandssprecherin und führt das Center seit dessen Gründung zusammen mit ihren Vorstandskollegen Professor Martin Högl (Institut für Leadership und Organisation) und Professor Albrecht Schmidt (Institut für Informatik). An der Umsetzung unserer Forschungs-, Lehr- und Gründungsunterstützungsprojekte arbeiten darüber hinaus noch zwölf weitere MitarbeiteInnen.
Munich Startup: Welche Kontinuitäten bestehen zwischen dem LMU EC und dem LMU IEC? Was macht Ihr anders? Welche Schwerpunkte wollt Ihr setzen?
Julia Wimmer: Das LMU EC hat mit seinem Kursprogramm bereits mit einigen Fakultäten der LMU in der Lehre zusammengearbeitet. Diese Interdisziplinarität wollen wir ausbauen und darüber hinaus auch Forschende der LMU mit unseren Formaten ansprechen. Die Integration von Forschung, Lehre und Gründungsaktivitäten sehen wir als zentralen Anker, wenn es darum geht, gesellschaftlichen Mehrwert durch Innovation zu schaffen. Daher etablieren wir Stück für Stück Programme, die darauf abzielen, Forschung in die Anwendung zu bringen – angefangen mit der Sensibilisierung von Studierenden und Forschenden für innovatives Denken und unternehmerisches Handeln, über Co-Creation-Formate mit Studierenden, Forschenden, IndustrieexpertInnen und GemeinwesenvertreterInnen bis hin zur Unterstützung wissenschaftsbasierter Gründungen. Unser Angebot umfasst sowohl curriculare Kurse als auch außercurriculare Workshops, Zertifikats- und Inkubationsprogramme. Wir vertreten dabei eine holistische Perspektive der Wertschaffung, die die ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen unternehmerischer Aktivitäten integriert.
„Hervorragendes Netzwerk in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft“
Munich Startup: An welche Startups richtet sich euer Angebot? Gibt es einen Fokus auf bestimmte Themen oder Entwicklungsphasen?
Julia Wimmer: Unser Angebot ist sehr frühphasig angesiedelt und an vielen Stellen auf die Übersetzung von Wissenschaft aus allen Fachbereichen in die Praxis spezialisiert. Wir setzen in der Lehre bei der Sensibilisierung für Innovation und Entrepreneurship an, fördern die Weiterentwicklung von Innovationen mit unserem Inkubationsprogramm, unterstützen bei der Konkretisierung von Geschäftsmodellen und arbeiten in der Phase der Finanzierungssuche eng mit dem Spin-off Service der LMU zusammen. Mit diesen Programmbausteinen wollen wir vornehmlich Innovatoren, Gründungsinteressierte und frühphasige GründerInnen ansprechen. Ein zentraler Aspekt unserer Arbeit ist unser hervorragendes Netzwerk in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – national als auch international. Dies kommt beispielsweise im Startup-Programm Munich Global Impact Sprint (MGIS), eine Kooperation der Münchner Hochschulen LMU, HM und TUM, zum Tragen.
Munich Startup: Wie wollt Ihr den unternehmerischen Gedanken stärker im Studium an der LMU verankern?
Julia Wimmer: Wir werden in den kommenden Jahren ein breit angelegtes Programm zur impact-orientierten Entrepreneurship-Qualifizierung realisieren. Die curriculare Verankerung von Entrepreneurship in den Fakultäten ist dabei ein zentraler Baustein. Uns ist wichtig, die Studierenden mit den für sie relevanten Themen anzusprechen. Deshalb kombinieren wir in diesem Programm fachbezogene Entrepreneurship-Themen mit interdisziplinären Kurseinheiten. Das vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst geförderte Projekt setzen wir zusammen mit dem Center for Digital Technology and Management (CDTM) und unserem Verbundpartner, der Universität Augsburg, um.
Munich Startup: Die beiden Veranstaltungsreihen „Leading Entrepreneurs“ und „Cashwalk“ waren feste Termine im Münchner Startup-Veranstaltungskalender. Welche Eventformate plant Ihr?
Julia Wimmer: Zusammen mit der TUM und der HM laden wir jedes Semester im Rahmen des MGIS zur Co-Creation-Conference ein, die virtuell am 6. April stattfinden wird. Dort treffen sich (Tech-)Startups aus der ganzen Welt, SchlüsselexpertInnen aus der Industrie, VertreterInnen aus der Wissenschaft, der Öffentlichkeit sowie dem Kultur- und Kreativsektor und KapitalgeberInnen, um gemeinsam skalierbare Innovationen zu schaffen, die auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN (SDGs) ausgerichtet sind. Im kommenden Sommersemester folgt dann eine Reihe von Workshops und Vorträgen rund um Innovation und Gründung für unterschiedliche Zielgruppen. Den Abschluss des Semesters bildet im Juli der Demo-Day unseres Inkubationsprogramms, bei dem unsere Startup-Teams vor potentiellen InvestorInnen, MitgründerInnen und IndustrieexpertInnen pitchen.