Unser Interviewpartner Andy Goldstein, Geschäftsführer des LMU EC.
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„Grundsätzlich muss es eine Änderung im Denken geben“ – Interview mit Andy Goldstein

Das LMU Entrepreneurship Center (LMU EC) haben wir Euch bereits vor einiger Zeit vorgestellt. Nun gibt es Neuigkeiten: Der Accelerator führt eine neue Impact-Strategie für seine Startups ein. Wir wollten mehr darüber erfahren und haben mit Andy Goldstein, dem Geschäftsführer des LMU EC, gesprochen.

Munich Startup: Was bedeutet Impact für euch?

Andy Goldstein: Für uns bedeutet Impact ganzheitlicher Mehrwert. Es geht also nicht nur um den ökonomischen Teil, sondern auch um den sozialen und ökologischen Mehrwert und darum, sich kritisch mit den positiven und negativen Auswirkungen des jeweiligen Business-Modells auseinanderzusetzen. Ende letzten Jahres kam die Zusage für den Zuschuss der Förderinitiative EXIST-Potentiale des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Bei uns am LMU EC fließen diese Fördermittel vor allem in den Bereich ‚Impact Thinking‘.

Munich Startup: Wie sieht Eure neue Impact-Strategie für das LMU EC aus?

Andy Goldstein: Wir vom LMU EC möchten jedem Startup, ob bereits mit oder ohne Impact-Background, die Möglichkeit bieten, eine Impact-Strategie für sich zu definieren und umzusetzen. Das kann sich auf bestehende oder auch erst auf künftige Produkte oder Dienstleistungen beziehen. Hier arbeiten wir eng mit dem Institut für Innovations Management (IIM) an der LMU zusammen, um den Impact-Ansatz programmatisch und forschungsbasiert zu entwickeln. Wir kooperieren zudem natürlich auch mit unseren Kollegen von der Social Entrepreneurship Akademie (SEA).

Impact-Gedanke soll in jede Entwicklungsetappe eines Startups integriert werden

Munich Startup: Was bedeutet die Strategie im Detail für die Startups, die Ihr betreut?

Andy Goldstein: Jedes Startup erhält ein ‚Impact Coaching‘. Zusätzlich wird das Thema ‚ganzheitlicher Impact‘ in unseren monatlichen ‚Insight Days‘ intensiv beleuchtet. An diesen Tagen geht es konkret darum, die Startup-Teams fit zu machen für Investoren, Weiterentwicklungen des Geschäftsmodells und eben auch im Hinblick auf das Thema Impact. Dabei gehen wir natürlich auch weiterhin intensiv auf die ökonomischen Themen ein. Wichtig für uns ist, dass Impact nicht auf eine numerische Evaluation reduziert wird, sondern dass der Impact-Gedanke grundlegend in jede Entwicklungsetappe des Startups integriert wird. Durch unsere Zusammenarbeit mit dem IIM fließen hier weltweite Erkenntnisse aus Forschung und Praxis in Bezug auf Impact ein, so dass wir unsere Startups mit wichtigen praxisrelevanten Infos versorgen können.

Munich Startup: Das Strascheg Center for Entrepreneurship (SCE) legt schon länger den Schwerpunkt auf Impact. Inwiefern arbeitet ihr mit dem SCE zusammen?

Andy Goldstein: Wir arbeiten sehr eng zusammen: Das SCE und das LMU EC haben sich das gemeinsame Ziel gesetzt, Startup-Impact voranzutreiben. Dabei legt das SCE seinen Fokus eher auf den sozialen Aspekt von Impact. Wir sind hier in engem Austausch und freuen uns, gemeinsam das Ökosystem in diese Richtung zu bewegen. Zusammen mit der Technischen Universität (TU) München, die dritte große Hochschule in der Region, werden wir im Rahmen der Förderinitiative ‚EXIST-Potentiale‘ zur Stärkung und Internationalisierung des Innovationsstandorts München den ‚Munich B2B Co-Creation Hub‚ (MCCH) schaffen.

„Die Wirtschaft muss intensiv darüber nachdenken, was genau die Welt heute braucht“

Munich Startup: Können sich auch weiterhin Startups für Euer Programm bewerben, die keinen Impact-Fokus haben?

Andy Goldstein: Selbstverständlich! Der LMU EC Accelerator ist weiterhin für alle Teams, mit oder ohne Impact-Fokus, offen und wir freuen uns, mit Teams aus allen Bereichen und Sektoren gemeinsam auch das Thema Impact anzugehen.

Munich Startup: Welches Ziel verfolgt Ihr mit der Strategie?

Andy Goldstein: Grundsätzlich muss es eine Änderung im Denken geben. Die Wirtschaft muss intensiv darüber nachdenken, was genau die Welt heute braucht. Diese Themen anzugehen und umzusetzen gelingt am besten in einem Startup. Wir vom LMU EC kommen genau hier ins Spiel, denn wir unterstützen Startups ab sofort noch intensiver dabei, einen nachhaltigen und sozialen Mehrwert zu stiften. Entsprechend haben wir gemeinsam mit unseren Partnern das Projekt „Startup Impact Readiness: Enabling Entrepreneurs to be an International Transformational Force“ aufgesetzt, mit dem wir uns den Gewinn in der EXIST-Potentiale Förderinitiative sichern konnten.

Munich Startup: Was sind Eure neuesten Erfolgsgeschichten in Bezug auf das Thema Impact?

Andy Goldstein: Es gibt einige Teams in unserem aktuellen Batch mit 18 Startups, die das Thema Impact ganzheitlich in ihr Business Modell integrieren. Darunter beispielsweise Munevo. Munevo hat eine proportionale Kopfsteuerung für elektrische Rollstühle entwickelt. Sie basiert auf Smartglasses und verhilft Menschen mit Behinderung zu unabhängiger Mobilität und mehr Selbstbestimmung. Das Thema ökologische Verantwortung ist im LMU EC Accelerator ebenso präsent: Das Startup VK Energie, stellt mit ihrem patentierten Verfahren ‚Aktives Wärmespeichermanagement‘ und dem Einsatz künstlicher Intelligenz die Effizienz von Heizkraftwerken in den Fokus und bringt somit die Energiewende in Deutschland voran.

Pitches, Pizza & Praktika

Munich Startup: Was gibt es, abgesehen von der neuen Impact-Strategie, noch Neues beim LMU EC?

Andy Goldstein: Wir arbeiten kontinuierlich daran, neue Initiativen zu konzeptionieren, die auf unsere Mission ‚Empowering Entrepreneurs‘ einzahlen. Generell spielt für uns das Feedback unserer Community eine große Rolle. So entstehen unter anderem auch unsere verschiedenen Event-Reihen. Unser neues Event ‚It’s a Co-Founder Match‘, das Gründungsteams mit einander verbindet, findet inzwischen regelmäßig statt und auch unser erstes ‚The Legal Event‘, das wir gemeinsam mit unserem langjährigen Partner Baker Tilly veranstaltet haben, um Tipps und Tricks rund um die eigene Gründung, die Finanzierung und Internationalisierung zu teilen, lief sehr erfolgreich. Seit Dezember gibt es für Studenten zudem jeden Monat die Möglichkeit, ganz nah an die Startups heranzukommen, sie bei ‚Pitches, Pizza & Praktika‘ kennen zu lernen und alle Fragen rund um ein Startup zu stellen. Weitere Ideen und Initiativen sind in der Pipeline und wir freuen uns auf ein spannendes Jahr!


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