Foto: Annie Spratt - Unsplash

Corona hat deutsche Büros digitalisiert

Die Corona-Pandemie hat einen nachhaltigen Digitalisierungsschub in deutschen Unternehmen ausgelöst. Eine aktuelle Studie untersucht die langfristigen Folgen.

Schon zu Beginn der Corona-Pandemie vor über zwei Jahren wurde ein positiver Nebeneffekt der weltweiten Krise sichtbar: Corona hat den Alltag rapide digitalisiert. Eine Bitkom-Umfrage unter rund 1.100 deutschen Unternehmen wirft Licht auf die längerfristigen Digitalisierungseffekte.

Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze: Rund jedes zweite befragte Unternehmen gibt an, dass Corona die Digitalisierung des eigenen Geschäftsmodells beschleunigt hat. Vor zwei Jahren, kurz nach Beginn der Pandemie, waren es erst 15 Prozent. In 44 Prozent der Unternehmen hat Corona die Digitalisierung der Geschäftsprozesse beschleunigt. 60 Prozent sind überzeugt, dass digitale Technologien dabei geholfen haben, die Pandemie zu bewältigen. 53 Prozent betonen, dass Corona einen Innovationsschub im eigenen Unternehmen ausgelöst hat. Und 83 Prozent verfügen inzwischen über eine Digitalstrategie – vor zwei Jahren lag der Anteil erst bei 74 Prozent. Große Unternehmen mit 500 und mehr Beschäftigten sind der Studie zufolge am stärksten digitalisiert.

„Digitalisierung macht Unternehmen krisenfest. Diese Erkenntnis hat sich in der deutschen Wirtschaft durch die Corona-Pandemie durchgesetzt. Die Unternehmen haben erkannt, dass es digitale Transformation nicht zum Nulltarif gibt“,

sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

„Corona war offensichtlich der Anstoß für viele überfällige Digitalisierungsmaßnahmen, der durch Corona ausgelöste Digitalisierungsschub verstetigt sich.“

Fax ade: Kommunikation immer stärker digitalisiert

Starke Veränderungen stellt die Studie bei der Wahl der Kommunikationskanäle fest: So gehören heute für 72 Prozent der Unternehmen Videokonferenzen zum Alltag, 2020 waren es noch 61 Prozent und 2018 nur 48 Prozent. Die häufige Faxnutzung ist von 62 Prozent im Jahr 2018 auf nur noch 40 Prozent gesunken. Briefpost wird dagegen von nur noch 48 Prozent der Befragten häufig oder sehr häufig genutzt. 2020 waren dies noch 56 Prozent, 2018 sogar 71 Prozent. 86 Prozent der Unternehmen geben als Ziel an, Briefpost durch digitale Kommunikation zu ersetzen – doppelt so viele wie noch vor vier Jahren.

„Die Digitalisierung der Kommunikationswege ist unumkehrbar – und sie hat sich noch einmal deutlich beschleunigt. War der Einsatz etwa von Videokonferenzen und Kollaborationstools durch die Pandemie in vielen Unternehmen zunächst erzwungen oder aus der Not geboren, so haben die vielfältigen Vorteile inzwischen auch Zweifler überzeugt. Das hybride Arbeiten wird der Standard“,

sagt Berg.

„Papier ist häufig nicht mehr das ideale Trägermedium. Dank schneller Breitbandverbindungen und leistungsfähiger Endgeräte verlagert sich die Kommunikation vieler Menschen im Alltag in den digitalen Raum – und die Unternehmen folgen den Menschen.“

„Letzte Zweifel an der Notwendigkeit der Digitalisierung sind ausgeräumt“

Größte Hürden bei der Digitalisierung sind ein als zu hoch empfundener Investitionsbedarf (73 Prozent), die Angst vor unberechtigtem Zugriff auf Daten (65 Prozent) sowie zu wenig qualifiziertes Personal (64 Prozent). Kaum mehr Zweifel gibt es am wirtschaftlichen Nutzen der Digitalisierung. War dieser 2018 noch 34 Prozent und vor zwei Jahren 27 Prozent der Unternehmen unklar, so sind es jetzt nur noch 19 Prozent. Achim Berg sagt:

„Die letzten Zweifel an der Notwendigkeit der Digitalisierung sind ausgeräumt. Digitalisierung ist aber kein Selbstläufer, sondern erfordert Anstrengung und Ressourcen. Die Unternehmen müssen sich jetzt darauf konzentrieren, die vorhandenen Hürden auszuräumen.“