Das Gründer-Duo von Einwert: Maximilian Schlachter und Christina Mauer
Foto: Einwert / Marek Beier

Einwert will die formelle Immobilienbewertung revolutionieren

Mit einem hybriden Ansatz will Einwert den bislang wenig digitalisierten Immobilienbewertungs-Markt nachhaltig verändern. Wie genau die Revolution des Münchner Startups aussieht, erklärt uns CEO Christina Mauer, die zusammen mit Maximilian Schlachter (CTO) das Unternehmen 2022 gründete.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Christina Mauer, Einwert: Jeder, der schon mal mit dem Erwerb oder der Veräußerung einer Immobilie zu tun hatte, weiß, dass eine Immobilienbewertung unerlässlich ist, aber auch sehr kompliziert und zeitaufwendig sein kann. Insbesondere im professionellen Immobilienmarkt sind Wertgutachten, die von zertifizierten Gutachtern erstellt werden müssen, für Jahresabschlüsse und Transaktionen unbedingt erforderlich. Aufgrund der manuellen Bearbeitung können diese den Transaktions- oder Jahresabschlussprozess erheblich verzögern und verursachen auch beim Kunden viel Koordinationsaufwand. Eine weitere Verwendung der wertvollen Inhalte und Daten aus dem Gutachten ist durch das analoge Übertragungsformat – zumeist PDF – bisher nur schwer möglich.

Als erster hybrider Gutachter streamlinen wir den gesamten Immobilienbewertungsprozess, indem wir modernste Technologie und die menschliche Expertise unserer Gutachter unter einem Dach vereinen und Wertgutachten von höchster Qualität in kürzester Zeit sowie eine mühelose digitale Erfahrung bieten. Die manuelle Fleißarbeit wird im gesamten Bewertungsprozess vollständig eliminiert und durch digitale Tools und Schnittstellen ersetzt. Durch den digitalen Ansatz sind wir außerdem in der Lage, datenbasierte Erkenntnisse wie ESG-Bewertungen mit einzubeziehen.

Rechtsgültige Wertgutachten für den professionellen Immobilienmarkt

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Christina Mauer: Es gibt bereits viele erfolgreiche Startups, die sich dem Thema Digitalisierung der Immobilienbewertung angenommen haben. Dabei handelt es sich allerdings um eine ‚informelle‘ Bewertung, die ohne die Prüfung eines zertifizierten Gutachters und ohne rechtsgültiges Wertgutachten auf Basis von komplexen Algorithmen (AVM – Automated Valuation Model) einen Immobilienwert schätzt. Insbesondere für den Privatmarkt ist das ein wirklicher Gewinn. Für den professionellen Immobilienmarkt sind solche Wertschätzungen zwar auch sehr spannend, können die rechtsgültigen Wertgutachten jedoch nicht ersetzen. Da wir beiden Gründer viele Jahre im professionellen Immobilienmarkt gearbeitet haben, haben wir es uns zum Ziel gesetzt, die formelle Immobilienbewertung zu revolutionieren.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Christina Mauer: Wir beiden Gründer haben bereits während unserer Promotion über die Immobilienbewertung ein massives digitales und innovatives Defizit in der Bewertungsbranche festgestellt. Nachdem wir anschließend jahrelang bei namhaften Unternehmen der Immobilienbranche gearbeitet und das Problem dabei hautnah miterlebt haben, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den Bewertungsprozess nachhaltig zu verändern und mit der Gründung von Einwert ein unvergleichliches digitales Qualitätserlebnis für Kunden und Gutachter zu schaffen.

‚War for Talents‘ als große Herausforderung

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Christina Mauer: Sicherlich ist der ‚War for Talents‘ für die meisten Unternehmen – insbesondere in der Tech-Branche – gerade in der Anfangsphase eine große Herausforderung. Die ersten Teammitglieder sind extrem wichtig für die weitere Entwicklung und prägen sowohl die Unternehmenskultur als auch das Bild, was das Unternehmen nach außen ausstrahlt. Für uns war daher von Anfang an klar, dass wir ein Team aus A-Playern aufbauen wollen, und das ist uns gelungen. Ein längerer Atem war dafür durchaus notwendig aber das Warten hat sich gelohnt! Inzwischen sind wir ein großes Team, über Deutschland verteilt und wachsen Monat für Monat weiter.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Christina Mauer
: Nachdem wir im letzten Jahr einen erfolgreichen Markteintritt hatten und bereits vielen Kunden zu einem neuen Werterlebnis verhelfen konnten, geht es in diesem Jahr um die Ausweitung unseres Geschäfts – flächen- und produktmäßig. In 5 Jahren werden wir in ganz Europa oder sogar weltweit vertreten sein und mit unserer Plattform der Dreh- und Angelpunkt für alle Fragen und Anwendungen rund um die Bewertung von Immobilien sein.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Christina Mauer: München erfüllt aus unserer Sicht alle Voraussetzungen, um ein attraktiver Startup-Standort zu sein. Durch die hohe Lebensqualität und die Spitzenuniversitäten zieht die Stadt viele Talente an, was einerseits ein Segen gerade beim Teamaufbau ist, andererseits natürlich auch die Kosten in die Höhe treibt. Glücklicherweise haben wir von Anfang an viel Unterstützung durch Gründernetzwerke, Inkubatoren und andere Organisationen erfahren, die sich auf die Unterstützung von Startups spezialisiert haben. Anfängliche Unterstützung hatten wir durch den Inkubator Xpreneurs im Munich Urban Colab, mittlerweile sind wir im Werk1 im Werksviertel angesiedelt und dankbar für die großartige Unterstützung, die wir in beiden Netzwerken erfahren.

Einwert: Finanzierung über 2 Millionen Euro

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?

Christina Mauer: Als venture-finanziertes Startup ist unser Ziel natürlich ein erfolgreicher Exit. Nachdem wir im letzten Jahr eine erfolgreiche Pre-Seed-Finanzierung von 2 Millionen Euro abgeschlossen haben, ist es noch deutlich zu früh, um über einen Exit nachzudenken, aber sicherlich ist es ein großes und wichtiges Ziel, das wir verfolgen.