Lumeus-Gründerin Verena Herzog-Pohl
Foto: Lumeus

Lumeus: Mentale Gesundheit für die ganze Familie

Die Zahl der Menschen mit psychischen Leiden steigt seit Jahren stetig. Die Mental-Health-App Lumeus nutzt den Einfluss von positiven Emotionen auf das Unterbewusstsein, um Betroffenen zu helfen. Wie dieser Ansatz funktioniert, erklärt die Gründerin von Lumeus Verena Herzog-Pohl.

Munich Startup: Was macht Lumeus? Welches Problem löst Ihr? 

Verena Herzog-Pohl, Lumeus: Lumeus ist eine Mental-Health-App, ein Selbsthilfe-Tool für die eigene mentale Gesundheit, ein Emotions-Training für die ganze Familie. Die Emotions-Trainings bestehen aus gesprochenen Visualisierungen, erzählt von professionellen Sprechern wie Yvonne Greitzke (die Stimme von Anna aus Walt Disneys „Die Eiskönigin“) und Tobias Krell (bekannt als „Checker Tobi“) und beeindruckend von Symphonieorchestern individuell auf jede Szene komponierte und vertonte Musik.

Die starken positiven Emotionen durch Wort und Musik erreichen im Unterbewusstsein gespeicherte Ursachen von zahlreichen mentalen Problemen und können alte Denk- und Verhaltensmuster auflösen. Positive Emotionen schütten Glückshormone aus, die wie Medizin für Körper und Geist wirken, aber ganz ohne Nebenwirkungen. Lumeus hat zahlreichen NutzerInnen geholfen beim:

  • Abbauen von Ängsten, Stress, depressiven Verstimmungen und Schlafproblemen
  • Auflösen von Suchtverhalten (z.B. Übergewicht oder Rauchen)
  • Stärken von Selbstbewusstsein, innerer Ruhe, Konzentration, Energie und Motivation
  • Stärken des Immunsystems

Die Methode wurde gemeinsam mit zahlreichen ÄrztInnen, PsychologInnen und WissenschaftlerInnen erarbeitet und vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München sowie der psychiatrischen Universitätsklinik Gießen evaluiert und in seiner Wirksamkeit bestätigt.

Lumeus bietet vor allem Versicherungen und Unternehmen ein Angebot zur Stärkung der mentalen Gesundheit ihrer Versicherten, Mitarbeitenden und deren Familien. Eine Milliarde Menschen weltweit leiden unter psychischen Erkrankungen, während der Corona-Pandemie sind Indikationen wie Depression und Angststörung um 25 Prozent angestiegen. Durch psychische Erkrankungen entstehen in Deutschland jährlich rund 44 Milliarden Euro Kosten für die Versicherungen. Unternehmen verzeichnen steigende Kosten durch Fehltage und sinkende Leistungsfähigkeit aufgrund von psychischen Erkrankungen. Daher bieten wir Lumeus vor allem im Rahmen der BGM-Maßnahmen von Unternehmen oder für Krankenversicherungen an. Außerdem sind wir seit kurzem auch als Präventionsmaßnahme zertifiziert und werden von allen gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland erstattet.

Lumeus liefert den Soundtrack zum eigenen Film

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst! 

Verena Herzog-Pohl, Lumeus: Nein, wir sind die Ersten! Die aktuelle Emotionsforschung bestätigt, dass durch positive Emotionen bestimmte Krankheiten vorgebeugt und sogar geheilt werden können. Wir haben ein Werkzeug entwickelt, mit dessen Hilfe unsere NutzerInnen selbst starke Emotionen wecken können. Um diese Szenen so real wir möglich zu konzipieren, arbeiten wir im Team mit PsychologInnen, DrehbuchautorInnen und FilmkomponistInnen zusammen. Die Musik wurde zu jedem Stück individuell komponiert und mit den Berliner und Budapester Symphonieorchestern aufgenommen. Das unterscheidet uns stark von klassischen Meditationsapps, denn mit Lumeus erleben die Menschen den Soundtrack zu ihrem eigenen Film, ihren Wünschen und Sehnsüchten. Das macht das Emotions-Training so aktiv und effektiv.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Verena Herzog-Pohl, Lumeus: Meine Mutter Dagmar Herzog hat die sogenannte „Herzog-Methode“ vor über 25 Jahren für sich selbst entwickelt, da weder Therapien noch Medikamente dauerhaft für sie wirkten. Gemeinsam mit WissenschaftlerInnen, PsychologInnen, TherapeutInnen und ÄrztInnen entwickelte sie auf Basis der Gehirn- und Emotionsforschung das Emotions-Training. Als Drehbuchautorin hatte sie sofort die entsprechenden emotionalen Szenen dazu im Kopf. Ein Filmkomponist entwickelte die Musik dazu, das Berliner und Budapester Symphonieorchester lieferten die Musik. Sie gab zahlreiche Seminare, unter anderem für Krankenkassen, Firmen und private AnwenderInnen, schrieb Bestseller.

Abhilfe in familiären Stress-Situationen

Gemeinsam mit meinem Bruder gründete ich ein IT-Security-Unternehmen. Zu der Zeit bekam ich Zwillinge, mein Mann arbeitete in einer anderen Stadt und war nur am Wochenende zuhause. Das brachte mich gesundheitlich an meine Grenzen. Schlafstörungen und ein langwieriger Tinnitus waren die Folge. Der Rat meines Arztes war, Stress zu reduzieren. Aber wie? Das war der Moment, als ich selbst mit dem Emotions-Training meiner Mutter startete. Das Resultat: Nach drei Wochen war der Tinnitus komplett weg und ich konnte wieder schlafen. Diese persönliche Erfahrung war der Grund, warum ich mit meiner Mutter eine zweite Firma gründete, um die Emotions-Trainings in die digitale Welt zu führen. Wir haben gemeinsam ein besonderes Kindertraining mit prominenten Sprechern neu entwickelt. Damit ist Lumeus eine App für klein Groß und Klein – denn wenn einer in der Familie leidet, leidet die ganze Familie mit.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen? 

Verena Herzog-Pohl, Lumeus: Unsere App zu entwickeln, das richtige Team dazu zu finden und die Zertifizierung von den gesetzlichen Krankenkassen zu bekommen, damit die Kosten für unsere NutzerInnen erstattet werden. Beides haben wir geschafft.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren? 

Verena Herzog-Pohl, Lumeus: Nächstes Jahr möchten wir weitere namhafte Kunden, Krankenversicherungen und Partner im deutschsprachigen Raum gewonnen haben, in fünf Jahren möchten wir als effektive und nachhaltige Mental-Health-App international bekannt sein.

Mehr Unterstützung bei der Kinderbetreuung

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt? 

Verena Herzog-Pohl, Lumeus: München ist als vielfältiger Unternehmensstandort prädestiniert für B2B-Lösungen und auch die Vernetzung mit anderen Startups ist hier sehr gut. Aber ich würde mir mehr Unterstützung im Bereich Kinderbetreuung für berufstätige Mütter wünschen. Das hat mich während meiner Gründung der IT-Security-Firma wie auch jetzt schon einige Male vor Herausforderungen gestellt.

Munich Startup: Risiko oder Sicherheit?

Verena Herzog-Pohl, Lumeus: Wenn man ein Startup aufbaut, muss man meiner Meinung nach immer auch etwas riskieren. Ganz nach dem Motto: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.