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Spreadly: Digitale Visitenkarten für das ganze Unternehmen

Auf einer Messe oder einem Networking-Treffen viele Visitenkarten einzusammeln, ist nicht schwer – sie im Nachhinein alle ordentlich zu bearbeiten aber mindestens sehr zeitintensiv. Das Münchner Startup Spreadly will das ändern, indem es die Visitenkarte digitalisiert und so mit vielen zusätzlichen Funktionen verbindet. Wie das genau funktioniert, erklärt Co-Founder Darius Göttert im Interview.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Darius Göttert, Spreadly: Mit Spreadly machen wir digitale Visitenkarten für Unternehmen. Oder, um genauer zu sein: Wir haben eine Software entwickelt, die es Unternehmen möglichst einfach macht, von Papier-Visitenkarten auf digitale Visitenkarten in Form eines QR-Codes, Links oder einer NFC-Karte umzusteigen.

Damit lösen wir mehrere Probleme: Auf der einen Seite das klassische Problem, dass Papier-Visitenkarten zu fast 90 Prozent weggeschmissen werden, noch bevor man sie überhaupt in den Kontaktdaten speichert. Dann gibt es die Herausforderung, wie man zum Beispiel nach einer Messe die Kontakte in sein CRM bekommt. Das lösen wir durch das Connecten, also indem man beispielsweise die Apple oder Google Wallet des Gegenübers scannt und so direkt alle Kontaktdaten in seinem Telefon hat. Dazu gehören dann Telefonnummer und Emailadresse, aber auch Social Media Accounts wie Linkedin, Twitter oder Instagram. Man bekommt beispielsweise auch die Office Location und sogar die Möglichkeit, einen Termin zu buchen. Man hat also deutlich mehr Informationen über sein Gegenüber, als wenn man nur die Telefonnummern austauscht.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Darius Göttert: Ja, es gibt schon einige Player, gerade in den letzten Jahren hat sich das stark entwickelt. Im Kern machen wir aber zwei Dinge besser: Zum einen machen wir es den Unternehmen einfacher denn je, die digitale Visitenkarte für alle Mitarbeitenden einzuführen. Dafür haben wir beispielsweise eine Office- oder Google-Workspace-Anbindung, wodurch Unternehmen ein Template für alle Mitarbeitenden erstellen können. Dann werden die Mitarbeitenden angebunden und haben sofort eine fertige digitale Visitenkarte. Das heißt, egal ob das Unternehmen fünf oder 500.000 Mitarbeitende hat, es dauert weniger als eine halbe Stunde, dann hat jeder digitale Visitenkarten.

Unternehmen können die Lösung von Spreadly komplett individualisieren

Der zweite Punkt ist, dass wir den größten Funktionsumfang am Markt bieten. Spreadly bietet eine White Solution, die ein Unternehmen komplett individualisieren kann. Das fängt an beim Corporate Design, geht über Bausteine für Text bis hin zu Referenzen und wichtigen Informationen, die auf der Seite sein sollen. Und auch Integration ist ein wichtiger Bestandteil, beispielsweise bieten wir eine Anbindung an CRM-Systeme wie Hubspot oder Salesforce oder eben die Termin-Buchung direkt über Calendly.

Außerdem bieten wir für diejenigen, die nicht darauf verzichten wollen, auch weiterhin physische Karten an. Das kann entweder eine Papier-Visitenkarte sein, auf der dann aber ein QR-Code gedruckt ist, der zu der Spreadly-Seite verlinkt. Über den QR-Code kann das Gegenüber dann direkt die Kontaktdaten speichern oder Termine buchen. Er oder sie kann aber auch immer wieder auf die Seite, um die neuesten Infos zu sehen, also wenn sich zum Beispiel die Position oder die Telefonnummer ändert. Wir erweitern also die Papier-Visitenkarte in ihrem Funktionsumfang. Wir bieten aber auch NFC-Karten aus Holz, Metall oder Plastik an. Das ist dann bestenfalls die letzte Visitenkarte, die man jemals kauft.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Darius Göttert: Spreadly ist das Ergebnis eines längeren Prozesses. Am Anfang stand unser CTO Florian, unser Techi. Er ist der, der die ganze Software gebaut hat. Er hat angefangen, als Hobby eine Alternative zu Linktree zu entwickeln, also eine One Link Solution, die DSGVO konform ist – denn Linktree ist das ja nicht. Als dann diese Software weitestgehend stand kam er auf mich zu, denn wir kannten uns schon von Academy Consult, einer studentischen Unternehmensberatung, in der unter anderem auch Celonis, Presize, Remberg, Vestigas, und diverse andere Startups entstanden sind.

„Studien erwarten für 2026/27 die größte Nachfrage“

Er hat mich gefragt, ob ich bei Spreadly einsteigen und die Business-Seite übernehmen will. Dann haben wir schnell gesehen, dass diese Linktree-Alternative viel Potenzial hat, es aber für die Funktionen, die wir in der Basis hatten, einen noch viel spannenderen Markt gibt. Unsere Recherchen haben gezeigt, dass es bei digitalen Visitenkarten in den letzten Jahren immer mehr Suchanfragen und Nutzer wurden, und Studien für 2026/27 die größte Nachfrage erwarten. Wir haben dann angefangen, mit ganz vielen Leuten zu reden: Potenzielle Kunden, Agenturen, Freunde und potenzielle Investoren haben uns viel Input gegeben, was es für die ideale digitale Visitenkarte braucht.

Als wir die gefragten Funktionen gebaut hatten, haben wir Spreadly offiziell gelauncht und angefangen, den Fokus auf User Akquisition zu legen. Da kam dann unser jetziger CSO Etienne dazu. Auch ihn haben wir über Academy Consult kennengelernt. Er hat als Sales Manager bei uns angefangen, und das Potenzial von Spreadly kennenglernt. Und da wir sowieso noch einen dritten Founder wollten, haben wir ihn dann mit an Bord geholt. So kann sich Flo jetzt rein um Tech kümmern, Etienne macht Sales und ich kann mich auf alle anderen Business-relevanten Themen konzentrieren.

Spreadly stützt sich auf ein starkes Netzwerk

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Darius Göttert: Eine große Herausforderung war es natürlich, die ersten Nutzer zu generieren. Nicht mal unbedingt, um damit Geld zu verdienen, sondern um vor allen Dingen auch Feedback zu bekommen und das Produkt kontinuierlich weiterzuentwickeln. Diese Challenge haben wir gelöst, indem wir einfach sehr viele Leute aus unserem Netzwerk proaktiv angeschrieben haben. Und dank der studentischen Unternehmensberatung, dank START Munich, dank anderen Startups in München, mit denen wir connected sind, haben wir viele Kontakte um Feedback bitten können. Dabei ist das Schöne an unserem Produkt, dass, wenn es Leute nutzen, andere Leute es auch wieder sehen. So stoßen automatisch immer neue Leute darauf.

Aber auch die Suche nach dem idealen Lieferanten für unsere NFC-Karten war eine Herausforderung, gerade, wenn man drei verschiedene Lieferanten hat, weil man Karten aus Holz, Plastik und Metall anbietet. Das hat uns zumindest am Anfang deutlich mehr Zeit gekostet, als es vielleicht für die einzelne Karte wert war.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Darius Göttert: Wir haben uns am Anfang starke Gedanken darüber gemacht, wo wir mit Spreadly hinwollen. Wir haben uns dann klar entschieden, dass wir sehr stark wachsen und in Richtung Unicorn gehen wollen. Dazu gehört, dass wir im nächsten Jahr im niedrigen siebenstelligen Bereich eine Finanzierungsrunde closen. Dabei hilft uns, dass wir jetzt im Master Excellerator Programm von German Entrepreneurship sind, das genau darauf ausgelegt ist.

Von der digitalen Visitenkarten zum Networking Assistenten

Langfristig wollen wir mit Spreadly der Weltmarktführer für digitale Visitenkarten werden. Wir starten jetzt in Europa, haben aber schon Kunden auf jedem Kontinent außer der Antarktis. Hierfür wollen wir aus unseren digitalen Visitenkarten den ersten digitalen Networking Assistenten bauen. Das heißt, wir wollen ein persönliches CRM entwickeln, das dabei hilft, langfristig bessere Beziehungen aufzubauen, etwa indem es daran erinnert, mit Kontakten, die man seit Monaten nicht mehr gesprochen hat, ein Telefonat zu vereinbaren oder Mittagessen zu gehen. So dass man auch in zehn Jahren noch weiß, wo man jemanden zuerst getroffen hat, und mit wem man sich zum Lunch treffen kann, wenn man in einer anderen Stadt ist.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Darius Göttert: Für mich ist München das Silicon Valley von Europa, die Stadt hat sich in den letzten Jahren stark als Startup-Standort entwickelt. München bietet uns viele Möglichkeiten, auf Netzwerke und Know-how zurückzugreifen. Zum einen gerade für uns als Studierende über die Initiativen, die es hier gibt: Acadamy Consult, START Munich, Manage and More oder das CDTM. Dazu kommen noch Accelerator Programme wie der Master Accelerator, Standorte wie das Werk1 und Startup Hubs wie das Munich Urban Colab zum Beispiel. Außerdem bekommen wir von unseren Universitäten zusätzlichen Support, Flo studiert an der LMU, Etienne an der TUM, und ich an der FOM. So können wir, glaube ich, fast jede Herausforderung durch unser Netzwerk meistern.

Von daher ist es mir an der Stelle auch wichtig Danke zu sagen an alle, die uns supported haben – im Münchner Ökosystem ebenso wie darüber hinaus. Spreadly wäre ohne sie bei weitem nicht so weit, wie wir das heute sind.

„Spreadly definiert für uns die nächsten Jahre“

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?

Darius Göttert: Ich glaube nicht, dass wir das machen, bis wir in Rente gehen. Nicht, weil wir das Potenzial nicht sehen oder weil wir keinen Spaß daran hätten, das auch sehr lang zu machen. Uns Dreien ist es aber wichtig, etwas aufzubauen, und irgendwann gibt es vielleicht den Punkt, an dem man nicht mehr so große Innovation machen kann. Dann ist ein Zenit erreicht, an dem wir andere spannende Projekte finden und uns mit neuen Business Cases beschäftigen. Bis dahin wird es aber noch dauern und Spreadly definiert für uns erst einmal die nächsten Jahre. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir irgendwann den Exit machen werden.

Maximilian Feigl

Maximilian Feigl berichtet seit 2020 über das Münchner Startup Ökosystem. Dabei haben es dem studierten Politikwissenschaftler vor allem Deeptech-Themen angetan.

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