Foto: Sneakprint

Sneakprint: Schuhe wie angegossen

Personalisierung statt Massenproduktion – diesen Ansatz verfolgt Sneakprint mit seinen mittels 3D-Druck maßangefertigten Sneakern. Von seinen Plänen, die Schuhindustrie zu revolutionieren und das Einkaufsverhalten von VerbraucherInnen nachhaltig zu verändern, erzählt uns der Gründer Kevin Zürn.

Munich Startup: Was macht Sneakprint? Welches Problem löst Ihr?

Kevin Zürn, Sneakprint: Sneakprint produziert und verkauft Sneaker, die individuell auf den Fuß und die Bedürfnisse des/r TrägerIn angepasst werden und deren Mittelsohle mittels 3D-Druck hergestellt wird. Das heißt, wir verkaufen keine Sneaker nach Größe, sondern wir vermessen, digitalisieren und analysieren im Voraus jeden Fuß, um für den/die TrägerIn eine passende Mittelsohle in „Me-Size“ zu modellieren und herzustellen. Durch den 3D-Druck können wir individuell die Härte und Form anpassen und dann alles in einem Arbeitsvorgang herstellen.

Wir revolutionieren die aktuelle Schuhindustrie, indem wir die Massenproduktion durch Massen-Personalisierung ersetzen. Uns ist wichtig, dass man einen Schuh trägt, der auch wirklich passt und der nachhaltig lange getragen wird. Aktuell wird jeder fünfte Sneaker ungetragen weggeworfen, da es für bestehende Brands oft günstiger ist, den Schuh zu entsorgen, anstatt ihn wieder in den Umlauf zu bringen.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst! 

Kevin Zürn, Sneakprint: Ein Produkt wie unseres gibt es in dieser Form noch nicht. Auf dem aktuellen Schuhmarkt gibt es natürlich „Komfortschuhe“, die eine sogenannte Memory-Sohle haben. Die Sohle soll sich an die Fußform anpassen, was aber wenn man eine Fehlstellung hat, kontraproduktiv ist. Eine Memory-Sohle würde lediglich die Fehlstellung manifestieren, sie aber nicht korrigieren.

Natürlich gibt es auch Einlagen oder orthopädische Schuhe. Häufig haben Einlagen aber das Problem, dass sie nur bedingt in den Schuh passen und oft nach kurzer Tragezeit keine Unterstützung mehr bieten. Orthopädische Schuhe sind oft nicht modisch und dadurch für junge Menschen unattraktiv. Unsere gestylten und modischen Sneaker werden von einem Orthopädietechniker für jeden individuellen Fuß optimiert, dies ist eine echte Innovation.

Der Sneakprint-Sneaker mit individueller Sohle
(Foto: Ruan van Jaarsveldt)

Marktreife nach drei Jahren Entwicklung

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Kevin Zürn, Sneakprint: Ich benötige selbst Einlagen und habe sehr breite Füße, was mir den Einkauf von passenden Schuhen erschwert hat. Ich musste einen Schuh, der zur Einlage passt, kaufen und fand oft keinen, der mir gefiel. 2015 war ich noch Student und sollte für ein Projekt an der Hochschule eine fiktive Firma gründen. Zu dieser Zeit war der 3D-Druck in der Schuhindustrie angekommen. Er wurde jedoch nicht für einen gesundheitlichen Nutzen eingesetzt, sondern lediglich als Marketingobjekt verwendet. So entstand die Idee von Sneakprint, denn der 3D-Druck ist optimal dafür geeignet, jeden Schuh individuell auf den Fuß des/r TrägerIn anzupassen. Die Idee ließ mich nie los, jedoch konnte ich sie zunächst aufgrund anderer Jobs nicht wirklich verfolgen.

Während der Corona Pandemie war es dann endlich so weit. Ich fand endlich die Zeit und Kraft, mich intensiv mit der Idee zu beschäftigen und Sneakprint zu gründen. Nach mehr als drei Jahren Forschung und Entwicklung, Tests und Prototypen haben wir es nun geschafft und die Marktreife erreicht.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen? 

Kevin Zürn, Sneakprint: Die größte Herausforderung war eine passende Schuh-Konstruktion als auch das Material, eine passende Drucktechnik und eine Struktur für die Mittelsohle zu finden. Außerdem haben wir einen Workflow entwickelt, mit dem man automatisch die individuelle Gitterstruktur generiert. Das war eine große Herausforderung, die wir aber gemeistert haben. Nach unzähligen Tests, Rückschlägen und Investitionen haben wir nach langer Zeit das perfekte Material im Zusammenspiel mit der Drucktechnik, Struktur und der Form entwickelt. Dabei waren viele PartnerInnen eingebunden und intensive Absprachen und Kooperationen nötig. Eine andere Herausforderung war es, ein funktionierendes Abdruckset/ Digitalisierungslösung für die Füße unserer KundInnen zu entwickeln. Es gibt viele Handy-Scan-Optionen, um via Foto seine Füße zu digitalisieren. Viele davon waren aber nicht präzise genug, daher haben wir uns zumindest im Moment für unsere funktionierende manuelle Lösung entschieden. Langfristig wird diese aber durch eine digitale Scan-Lösung ersetzt.

Sneakprint will bewusstes Einkaufsverhalten fördern

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Kevin Zürn, Sneakprint: Unser Ziel ist es, in einem Jahr eine etablierte Marke für passende „Me-Size“ Sneaker zu sein. Wir wollen in den DACH-Ländern Bekanntheit erlangen und bereits erste KundInnen glücklich machen. In fünf Jahren wollen wir ganz Europa mit unseren Sneakern zu beliefern. An einer eigenen Produktionslinie wird gearbeitet, das ist für fünf Jahre eine realistische Zielsetzung.

Langfristig möchten wir mit Sneakprint erreichen, mit unseren nachhaltigen und personalisierten Produkten ein bewusstes Einkaufsverhalten unserer KundInnen zu fördern. Wir möchten keine Massenproduktion, die für die Müllhalde produziert wird, sondern mit hoher Qualität, individueller Passung und Design nachhaltig überzeugen. Eine B2B-Lösung für die Industrie ist auch in Planung.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt? 

Kevin Zürn, Sneakprint: In München gibt es unzählige Programme und Förderungen für Startups. Wir selbst hatten die Möglichkeit, durch den Innovationsgutschein, Wipano oder den Digitalbonus unsere Entwicklungen fördern zu lassen. Das hat uns sehr viel geholfen, da als selbstfinanziertes Startup die Mittel begrenzt sind. Allerdings benötigt man sehr viel Zeit, das passende Förderprogramm für einen zu finden, da es wirklich unzählig viele gibt. Zudem gibt es super viele Events und Programme zum Networking, auf denen man sein Projekt der Öffentlichkeit vorstellen und präsentieren kann. Daher würde ich den Startup-Standort München als idealen Gründungsort nennen.

Munich Startup: Öffis oder Fahrrad? 

Kevin Zürn, Sneakprint: Zum Glück liegt mein Büro in der Nähe meiner Wohnung, so dass ich jeden Tag einen Spaziergang in meinen innovativen Custom-Sneakern machen kann. In der Stadt bewege ich mich meist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und ich kann viele positive Veränderungen bei der MVG feststellen, die in den letzten Jahren stattgefunden haben: von der Vereinfachung des Zonensystems bis hin zu attraktiveren Preisen für das Deutschlandticket. Da das Parken in der Stadt sowieso fast unmöglich ist, sind Öffis und unsere Sneaker die perfekte Kombination, um in München unterwegs zu sein.