Munich Startup: Wie können Startups mit einer großen Beratungsfirma wie PwC zusammenarbeiten? Eure Services sind für junge Unternehmen doch kaum bezahlbar?
Maresa Schleich: Startups sind der Motor unserer Wirtschaft und der Innovationstreiber der Zukunft. Deshalb hat PwC bereits vor einigen Jahren das „Next Level“-Team ins Leben gerufen, das verschiedene Innovationsthemen und insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Startups und etablierten Unternehmen in den Fokus stellt.
Dass Startups andere Bedürfnisse und Herausforderungen als etablierte Unternehmen haben, ist uns natürlich bewusst. Daher haben wir unsere Angebote und Preise konkret auf diese Zielgruppe ausgerichtet. Themen wie Investor Readiness, Mitarbeiterbeteiligungen, Pricing, Fördermittel oder‚Corporate Sales Readiness – um nur einen Bruchteil unserer Unterstützungsmöglichkeiten zu nennen – spielen für Startups in der Wachstumsphase eine große Rolle. Und genau hier kommt der Vorteil ins Spiel, mit einer „großen Beratungsfirma wie PwC“ zusammenzuarbeiten: PwC hat ein umfassendes ExpertInnen-Netzwerk aus verschiedensten Branchen und Fachbereichen, sodass wir bei den meisten Themen beraten können.
Nöll: „Vernetzung von Startups und Corporates spielt eine entscheidende Rolle“
Munich Startup: Gerade für B2B-Startups sind Pilotprojekte mit namhaften Firmen oft ein Türöffner. Wie könnt Ihr dabei unterstützen?
Florian Nöll: Neben der Beratung von Startups ist auch die Betreuung von etablierten Unternehmen eine Säule von PwC „Next Level“. Wir unterstützen Mittelständler und Konzerne dabei, Zugang zum Innovations-Ökosystem zu erhalten, mit interessanten Startups in Kontakt zu treten und innovative Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu finden. Dementsprechend spielt die Vernetzung von Startups und Corporates eine entscheidende Rolle. In unserem Startup-Programm „Scale“ ist genau dies der Kernbestandteil. Wir verstehen die Herausforderungen unserer Corporate-Kunden und können passende Startups aus unserer Community entsprechend platzieren. Unsere Erfolgsquote bei solchen Projekten liegt bei 88 Prozent.
Munich Startup: Ihr sprecht von 88 Prozent Erfolgsquote bei „Venture Clienting“-Projekten von Startups und Corporates. Woran messt Ihr diesen Erfolg? Und könnt Ihr Best-Practices nennen?
Florian Nöll: Für uns ist ein Kollaborationsprojekt zwischen Startups und Corporates dann erfolgreich, wenn über unsere Betreuung hinweg eine Geschäftsbeziehung zwischen den beiden Parteien entsteht – das kann von einer Kundenbeziehung über ein gemeinsam entwickeltes Produkt bis hin zu einer Investition reichen. So sind in der Vergangenheit beispielsweise Investments von Scale-Corporate-Partnern in Startups entstanden. Kundenbeziehungen sind das häufigste Resultat unserer Vernetzungen. Hier hilft mir, dass ich selbst viele Jahre als Gründer Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Corporates gesammelt habe.
Munich Startup: Gibt es Branchen oder Technologien, mit denen Ihr verstärkt zusammenarbeitet?
Maresa Schleich: Generell fokussieren wir uns auf B2B-Lösungen, um den größten Mehrwert für unsere Kunden zu ermöglichen. Darüber hinaus arbeiten wir Industrie-agnostisch – von Deep-Tech über Agrar- bis hin zur Automotive-Branche sind wir sehr breit aufgestellt.
Was bietet der Accelerator bei PwC?
Munich Startup: Auch einen eigenen Accelerator hat PwC ins Leben gerufen. Wie genau läuft die Teilnahme ab?
Maresa Schleich: „Scale“ ist ein drei- bis sechsmonatiges Programm, das Startups bei vielen Themen rund um das Wachstum unterstützt. Kernelemente des Programms sind
1. Masterclasses zu Themen wie Investor Readiness, Pricing, Digital Marketing, Corporates Sales Readiness oder Hiring;
2. Austausch mit spannenden Persönlichkeiten wie SeriengründerInnen, InvestorInnen oder Unternehmen;
3. Sparring mit PwC-Startup-ExpertInnen zu den individuellen Herausforderungen des Startups und
4. Pitch-Möglichkeiten vor dem PwC-Netzwerk.
Unsere Zielgruppe sind B2B-tech-fokussierte Startups in der Seed- bis Series-A-Phase. Die TeilnehmerInnen haben den Proof of Concept hinter sich und jetzt die Skalierung im Fokus. Ziel des Programms ist es, die GründerInnen optimal auf die anstehende Skalierung vorzubereiten und mit unserer Expertise und unserem Netzwerk dabei zu unterstützen.
Da wir bei vielen Startups insbesondere den Bedarf bei der Unterstützung in der Kapitalbeschaffung sehen, gibt es zudem das Programm „Raise“. Hier helfen wir Startups innerhalb von 3 Monaten Investor Ready zu werden. Das bedeutet, wir unterstützen bei allen wichtigen Schritten der Investorenansprache – vom Pitch-Deck, über die Vorbereitung relevanter Unterlagen bis zum großen Investor Day, bei dem die Startups die Möglichkeit haben, ihr Erlerntes vor Investoren aus dem PwC-Netzwerk unter Beweis zu stellen.
Sonderedition für Female Founders und für Startups mit Migrationshintergrund
Munich Startup: Ihr bietet außerdem eine Unterstützungsmöglichkeit, die sich speziell an die GründerInnen richtet, die im Startup-Bereich unterrepräsentiert sind – beispielsweise Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund oder mit Behinderungen. Wie kam es dazu und wie profitieren die Teilnehmenden?
Florian Nöll: Leider ist die Gründungsszene nach wie vor wenig divers. Das hat nicht zuletzt wieder der diesjährige Deutsche Startup Monitor belegt. Und das, obwohl Startups von diversen Gründungsteams profitieren. Um mehr Diversität in der Startup-Szene zu fördern, haben wir bereits in 2022 mit einem unserer Scale-Partner eine „Sonderedition“ des Scale-Programms für Gründerinnen ins Leben gerufen. In 2023 und 2024 wollen wir das Spektrum noch ausweiten und ermöglichen neben Gründerinnen auch GründerInnen mit Migrationshintergrund oder Behinderung die Teilnahme. Mit dem Programm „Underrepresented Founders“ wollen wir dieser Gruppe mehr Unterstützung, Sichtbarkeit und Zugang zu relevanten Kontakten ermöglichen.
Munich Startup: Du bist auch individueller Sparrings-Partner von Startups. Was war die coolste Erfahrung, die Du hier gemacht hast?
Maresa Schleich: Da ich ursprünglich aus dem Bereich Human Resources komme und selbst einige Jahre im People-Team eines Startups gearbeitet habe, freue ich mich, auch in meiner aktuellen Rolle Startups bei den Herausforderungen rund um Recruiting, Mitarbeiterbindung, Employer Branding und HR-Prozesse zu unterstützen. Die schönste Erfahrung ist das positive Feedback der Startups und zu erfahren, dass die Insights und der Perspektivwechsel einen direkten Mehrwert für die GründerInnen haben. Das Beste an meiner Arbeit ist aber definitiv, im direkten Kontakt mit dem Startup-Ökosystem zu sein und die erfolgreiche Vernetzung der Akteure zu ermöglichen!
Verbesserungspotenzial bei übergreifender Vernetzung im Ökosystem
Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Gründungsstandort München noch verbessert werden?
Maresa Schleich: München bietet bereits ein großartiges Umfeld für Startups – sei es bei der Gründungsberatung, Coworking-Flächen, Startup-Events, und vielen weiteren Förderungsmöglichkeiten.
Verbesserungspotenzial sehe ich aktuell noch im Bereich Vernetzung. Mir scheint, dass das Ökosystem aktuell noch sehr differenziert betrachtet und bespielt wird. Startups, InvestorInnen und etablierte Unternehmen bleiben immer noch unter sich. Dabei birgt das Zusammenspiel dieser drei Akteure das meiste Potenzial!
Daher habe ich mir zum Ziel gesetzt, diese Vernetzung in meiner Tätigkeit bei PwC zu unterstützen und zu verstärken. Beispielsweise veranstalten wir im Dezember ein großes Event in München zum Thema „Entwicklung des Startup-Ökosystems in Bayern”. Hier bringen wir das gesamte Ökosystem zusammen und forcieren den Austausch untereinander.
Munich Startup: Wie kann ein Startup mit Euch am besten in Kontakt treten?
Maresa Schleich: Das ist sehr einfach. Gerne bei mir oder meinen KollegInnen melden, sei es per E-Mail, Telefon, LinkedIn oder natürlich persönlich auf Events. Gemeinsam finden wir heraus, wie wir Euch bei „Next Level” am besten unterstützen können!