Die drei Senovo-Partner: Markus Grundmann, Frederick von Mallinckrodt und Alexander Buchberger (v.l.n.r.), © Senovo

„Massive Änderung am Markt“: Senovo-Partner Markus Grundmann im Interview

Vor fünf Jahren ging der Münchner Investor Senovo an den Start. Private Anleger beauftragten Frederick von Mallinckrodt und Alexander Buchberger damit, ihr Kapital zu investieren. Markus Grundmann ist mittlerweile als Partner dazu gekommen und hat uns berichtet, in welche Richtung das Unternehmen steuert.

Seit 2011 ist Senovo aktiv, 2013 begann der Investor sich dann verstärkt auf Beteiligungen im Bereich Software-as-a-Service (SaaS) zu fokussieren. Mit Markus Grundmann holte das Unternehmen dieses Jahr einen  Software-Experten und ehemaligen Associate von Target Partners an Bord. Das Ziel: Senovo soll zu einer VC-Größe wachsen. Wird Senovo künftig sichtbarer sein? Richtet der Investor sich neu aus oder setzen die Münchner nur ihren Wachstumskurs fort? Wir fragen Partner Markus Grundmann:

Was war Euer ursprünglicher Ansatz? Wieso nun der Kurswechsel?

Die Erweiterung ist kein Kurswechsel, sondern der Ausbau unserer Aktivitäten, der uns hilft, besser die Herausforderungen von Seiten des Investors zu meistern und die wichtigen Bereiche Sales, Legal und Tech direkt bei uns Partnern verankern zu können.

Durch die Erweiterung der Partnerschaft stärken wir den Fokus: Wir haben alle einen B2B-Background, über fünf Jahre Erfahrung im B2B-SaaS-Bereich und sind dennoch komplementär. Alex ist vom Background her Betriebswirt, Frederick Anwalt und ich komme nun mit meinem Background aus der Software-Entwicklung dazu.

„Der SaaS-Dealflow in Europa ist um das Vierfache gewachsen.“

Warum legt Ihr den Fokus auf SaaS?

Zum einen ist es die interne Perspektive, die SaaS zum Standard-Geschäftsmodell aufstrebender B2B-Startups macht: SaaS hat tolle Unit Economics mit geringen Integrationskosten und entspricht vom Cashflow den typischerweise langlebigen Kundenbeziehungen im Enterprise-Bereich. Zudem erlaubt SaaS zugleich eine gute Produktqualität durch agile und datengetriebene Entwicklungsprozesse.

Zum anderen ist SaaS aber auch das von den Kunden der B2B-Startups am stärksten nachgefragte Geschäftsmodell. Gartner sagte zu dem Thema kürzlich, dass im Jahr 2020 eine „No Cloud“-Policy so selten sein wird wie heute eine „No Internet“-Policy. Wir sehen hier eine massive Änderung am Markt und wollen als B2B-VC da natürlich dabei sein.

Das sehen die Startups im B2B-Bereich auch so: Der SaaS-Dealflow in Europa ist in den letzten zwei bis drei Jahren um das Vierfache gewachsen. Für die letzte Vervierfachung davor hat es noch ungefähr sechs Jahre gebraucht.

Der SaaS-Startup-Markt entwickelt also eine enorme Dynamik und wie alle neuen Geschäftsmodelle und Märkte gibt es gewisse Erfolgsrezepte bei Metriken, Prozessen und Werkzeugen. Unsere Aufgabe als VC ist, unsere Investments so zu betreuen, dass sie in allen Themen State-of-the-Art aufgestellt sind und Zugang zu den relevantesten Investoren in ihrem Bereich haben.

Wir glauben sehr stark daran, dass Venture Capital ein Produkt für Unternehmer ist und dieser im Zentrum unserer Aktivitäten steht. Der Fokus hilft uns als Investor den Unternehmern die beste „Customer Experience“ zur bieten.

Bei welchem Eurer Investments seht Ihr im Moment das größte Potenzial?

Wir haben viele spannende Unternehmen im Portfolio: am visibelsten sind sicherlich unsere etwas älteren Investments wie Veact, Shore, oder Riskmethods. Es braucht etwa sieben Jahre, um ein erfolgreiches Enterprise-Startup umzusetzen und unser durchschnittliches Investment ist erst 1,4 Jahre jung. Wir gehen davon aus, dass sich noch einige weitere Stars zu diesen drei dazu gesellen werden.

Vor Senovo war ich knapp fünf Jahre bei Target Partners, wo man ein ähnliches Bild sieht: bei den ersten Investments in tado° und Falcon.io sieht man inzwischen schon sehr gut die Erfolge. Aber auch jüngere Startups wie Dedrone entwickeln sich toll.

Der Standort zählt

Warum ist München ein guter Standort für VCs?

München ist ein hervorragender Standort mit tollen Business Angels, sehr guten VC Funds, Startups und potentiellen Gründern und Mitarbeitern. München hat darüber hinaus viele etablierte große Unternehmen, die ja die Kunden unserer Startups sind. Das sind alle Zutaten, die ein tolles Ökosystem ausmachen.

Wichtig finde ich aber, dass ein Startup sich dort ansiedelt, wo es für das Geschäftsmodell am meisten Sinn ergibt. Ein Startup mit Software für Reedereien würde ich z.B. eher in Hamburg als in München verorten. Als Investor sind wir in der Hinsicht recht pragmatisch und schauen uns alle spannenden Startups in unserem Fokus — unabhängig von ihrem Standort — gerne an.