Das Münchner Startup Cleverciti Systems will über Sensortechnologie insbesondere Städten und Parkplatzbetreibern ein smartes und effizientes Parkplatz-Management ermöglichen.
„Damit soll das mittelalterliche System ‚Glück‘ auf der Suche nach einem Parkplatz durch effiziente Nutzung von Daten abgelöst werden“,
sagt Thomas Hohenacker, Gründer und Geschäftsführer der Cleverciti Systems GmbH.
Preisgekrönte Geschäftsidee
Mit dieser Idee gewann Cleverciti bereits mehrere Preise, wie den Munich Startup Award 2016 und den Sonderpreis Innovation beim Technology Fast 50 Award 2016. Außerdem ist das Unternehmen German-Accelerator-Gewinner 2017.
Autofahrer erhalten also beispielsweise per App oder ein Parkleitsystem Daten, wo Parkplätze verfügbar sind – oder eben, wo aktuell keine sind. Dadurch wird insbesondere der negative Einfluss des Suchverkehrs, der ca. 30% des Gesamtverkehrs in Innenstädten beträgt, reduziert.
Laut Cleverciti verschwendet der „typische“ Autofahrer drei Jahre seines Lebens mit der Suche nach einem Parkplatz. Da auch Hohenacker selbst viel zu oft ‚blind‘ und nach dem Glücksprinzip auf Parkplatzsuche unterwegs war, entschied er sich zur Gründung seines Smart Data Unternehmens.
Cleverciti bietet Smart City Solutions rund ums Parken
2012 brachte Cleverciti seine Sensortechnologie, die an Lampenpfosten oder Fassaden installiert wird, auf den Markt. Dabei scannen Sensoren im Sekundentakt die Parkplätze entlang der Straßen oder Parkhäuser und senden Echtzeitdaten über die Belegung an Parkplatzbetreiber und Autofahrer. Die Sensoren haben eine Reichweite von bis zu 400 Meter und messen die GPS-Position und Größe des verfügbaren Parkplatzes.
Der Vorteil? Die Fläche des Parkplatzes muss nicht voreingezeichnet sein, die Installation ist innerhalb von einer halben Stunde erledigt und deckt dabei bis zu 300 Parkplätze ab – und im Gegensatz zu Bodensensoren gibt es auch keine Probleme bei Baustellen, wenn die Straße aufgerissen werden muss.
Zwar gibt es viele unterschiedliche Lösungsansätze, um das Parken in Städten effizient zu gestalten. Hohenacker ist jedoch von dem Ansatz seiner Firma überzeugt:
„Damit Städte die wertvolle Immobilie Parkplatz optimal verwalten können, müssen sie diese auch monitoren können. Dafür bieten wir die beste Lösung mit der größten Reichweite. Wir haben derzeit keinen Wettbewerber hinsichtlich Effizienz und Zuverlässigkeit.“
Für seine Parklösung hat die Firma bereits ein Patent angemeldet, weitere Ideen zur Patentierung sind in der Entwicklung.
B2B-Kunden im Fokus
Das IT-Startup konzentriert sich auf zwei Zielgruppen: Kommunen und private Parkplatz-Betreiber. Bei ersteren kämpft man erfahrungsgemäß mit den äußerst langen Entscheidungswegen.
Im Corporate-Bereich sind die Entscheidungswege sehr viel kürzer, da im Idealfall nur eine Person die Entscheidung trifft. Bei ebendieser zweiten Kundengruppe sind für Cleverciti speziell Flughäfen und Einkaufszentren interessant. Denn die wollen einerseits CO2 reduzieren und andererseits den Kunden einen besseren Service vor Ort bieten, um sie nicht an den Onlinehandel zu verlieren.
Gerade in den USA liegen hier große Chancen. Daher eröffnet das Münchner Startup im Sommer ein Büro in Chicago, um den amerikanischen Markt zu erschließen. Hohenacker erzählt stolz:
„Wir haben kürzlich einen Vertrag mit der zweitgrößten Shopping Mall Kette der USA abgeschlossen und beginnen nun, in Boston die erste Shopping Mall mit unserer smarten Parklösung auszustatten.“
Herausforderung #1: Als zuverlässiger Partner gelten. Flagge zeigen!
Generell hilfreich bei Verhandlungen ist: viel Sitzfleisch und sich immer wieder sehen lassen. Es geht für das Startup auch darum, zu zeigen, dass es ein zuverlässiger Partner sein kann.
Von insgesamt rund 30 Angestellten arbeiten daher mittlerweile fünf Leute des Münchner Jungunternehmens im Vertrieb. Für 2017 ist der Besuch von zwölf Messen geplant. Das kommt nicht von ungefähr, denn immerhin 50% der Cleverciti-Kunden kommen über Messen. Hohenacker erläutert hierzu:
„Wir waren in den letzten eineinhalb Jahren auf sehr, sehr vielen Messen. Denn es ist ganz wichtig, als junges Unternehmen Flagge zu zeigen.
Kunden müssen sehen, dass wir da sind und dass wir auch da bleiben! Die Messepräsenz ist für uns sehr wichtig, weil wir dadurch zeigen, dass wir ‚zur Familie‘ gehören.“
Herausforderung #2: Weltweit smart parken. Mit den richtigen Partnern!
Die Strategie ging auf. Mittlerweile hat das Startup über 15 Installationen weltweit: in der Nähe von Brisbane (Australien), in Vancouver (Kanada) und bald auch in Kingston, auf Jamaika – und in Deutschland ebenfalls, in Bad Hersfeld. Mit der Stadt München ist der Unternehmer auch im Gespräch. Und einiges an Neugeschäft ist in der Pipeline. Anfragen kommen aus Taiwan, Japan oder Singapur. Die fast exotische Vielfalt der Anfragen hat das Startup überrascht.
Denn gleichzeitig bringt diese starke internationale Präsenz eine große Herausforderung mit sich. Schließlich müssen all diese internationalen Kunden auch angemessen betreut werden. Da das Startup dies alleine nicht unbedingt leisten kann, sagt Hohenacker, sei „es wichtig, auf internationaler Basis die richtigen strategischen Partner zu finden.“
Herausforderung #3: Noch schneller werden. Dank mehr Kapital!
Damit das Münchner Startup noch mehr Geschwindigkeit aufbauen kann, ist Hohenacker zudem aktuell in intensiven Verhandlungen mit VCs.
„Eine große Herausforderung ist für uns, bei den Verhandlungen mit den Städten schneller zu werden. Wir werden voraussichtlich Ende dieses Jahres unsere B-Series Finanzierung machen, um im Marketing und Vertrieb international noch intensiver ausbauen zu können.“
Ziel ist es immerhin, führend im Bereich Parklogistik zu sein – und zwar auf globaler Ebene. Auf einem guten Weg scheint das Münchner Startup zu sein.
Hilfreich dabei war und bleibt dieser gute Rat, den Hohenacker selbst einmal bekommen hat:
„Als Startup muss man Geduld haben. Denn ein Unternehmen erfolgreich aufbauen, das geht nicht von heute auf morgen.“
Copyright der Fotos: Cleverciti Systems