Foto: Techpilot

Matchmaking für die Fertigungsindustrie — Nachgefragt bei… Techpilot

Insbesondere Startups brauchen individuell gefertigte Teile in kleinen Serien. Viele scheuen dabei die Probleme, die eine Fertigung in Fernost mit sich bringt, oder brauchen Unterstützung bei der Spezifizierung der benötigten Teile. Das Münchner Unternehmen Techpilot bringt schon seit fast 20 Jahren Einkäufer mit Fertigungspartnern zusammen. Wir haben mit Rolf Hoffmann gesprochen, dem Leiter des Sourcing-Teams bei Techpilot und Mitglied der Geschäftsführung.

Was bietet Techpilot an? Wo hat das Unternehmen seinen Ursprung?

Techpilot ist die führende Matchmaking-Plattform für die Fertigungsindustrie. Wir führen Einkäufer und Lieferanten für Zeichnungsteile effizient zusammen. Und das in vier Leistungsfeldern:

1. Wir betreiben unsere eigene Suchmaschine für das Auffinden von Lieferanten von Fertigungsteilen. Über 21.000 Profile von Zulieferern aus aller Welt sind bei uns gelistet und können durch diverse Filter speziell für den eigenen Bedarf gesucht und gefunden werden.

2. Einkäufer posten ihren Teilebedarf mit Zeichnungen, Materialbeschreibung, der Fertigungstechnologie und Stückzahl bei uns auf der Plattform. Zulieferer greifen online auf diese Anfragen zu und machen ihre Angebote.

3. Die Einkäufer erhalten auf Techpilot einen Vergleich und eine Auswertung der Angebote in Form einer Excel-Datei. Die kann dann leicht nach den eigenen Anforderungen wie zum Beispiel Preis, Leistung, Lieferzeit, Qualitätskriterien und vielem mehr sortiert werden. Der Dialog zwischen Einkäufer und Zulieferer kann beginnen!

Techpilot hat die Kontakte hergestellt und ist bei der weiteren Geschäftsanbahnung nicht beteiligt. Die Finanzierung der Techpilot-Plattform erfolgt ausschließlich über einen Jahresbeitrag, den unsere Zulieferer zahlen, um sich einen Zugang zum Marktplatz zu verschaffen. Wir verlangen keine weiteren Provisionen.

4. Auf Techpilot bieten wir außerdem eine persönliche Beratung für den Einkäufer. Mit unserer Hilfe kann er sein Wissen zu Technologie-Empfehlungen für die eigenen Teile vertiefen. Auch bei Kalkulationen helfen wir. Darüber hinaus können Einkäufer eine begrenzte Auswahl an Lieferanten erkunden.

„Das richtige Unternehmen zu finden ist vor allem für ein Startup eine extrem große Herausforderung“

Rolf Hoffmann von Techpilot
Rolf Hoffmann (Foto: Techpilot)

Die Ursprungsidee hinter Techpilot stammt von unserem Gründer, Frank Sattler. Er hat festgestellt: Jedes Fertigungsteil hat seine ideale Maschine. Aber wo in Europa steht sie? Frank Sattler war bereits bei der Firma Trumpf für Werkzeugmaschinen, Laser und Elektronik sehr erfolgreich und hatte als einer der Vertriebsleiter festgestellt, dass viele verkaufte Fertigungsmaschinen nicht voll ausgelastet wurden. Einkäufer und Fertigungsunternehmen konnten jedoch nicht wissen, wo der jeweils richtige Partner gerade steht.  Aus diesem Grund hat Sattler Techpilot gegründet. Nun können auf unserer Plattform Hersteller und Einkäufer zusammengeführt und so die Kapazitäten der Maschinen voll ausgenutzt werden. Das schaffen nur Onlineplattformen mit ihrer rechnergestützten Arbeitsweise und weltweiten Vernetzung.

Die wirtschaftlichste Form ein Teil herzustellen hängt maßgeblich von der Fertigungstechnologie, den Lohnkosten und dem Maschinenpark ab. Genau das richtige Unternehmen zu finden ist vor allem für ein Startup eine extrem große Herausforderung. Selbst ein gutes Netzwerk mit einer Handvoll gutgemeinten Empfehlungen bringen nur Teilerfolge. Doch das Internet macht’s möglich:

Selbst Aufträge mit kleinen Stückzahlen, wie sie für Startup-Unternehmen typisch sind, werden von einigen Lieferanten gezielt gesucht, um sich neue Kunden strategisch aufzubauen. Andere Zulieferer wiederum versuchen Lücken in der Kapazitätsplanung bei ihren Maschinen aufzufüllen. So kann man mit günstigen Preisen rechnen, die sogar in der regionalen Umgebung von München möglich sind.

Nicht jeder muss mit seinem Auftrag gleich nach Asien gehen um günstige Fertigungspreise zu bekommen. Häufig liegt das Glück direkt um die Ecke. Und auch das ist durchaus eine Chance, die Techpilot bietet.

Techpilot bietet „Sourcing 4.0“

Techpilot ist ein Münchener Urgestein: Ihr wurdet kurz vor dem Crash des Neuen Markts 2000 gegründet. Wie hat sich der Standort München seitdem verändert und entwickelt?

Wir hatten das Glück, noch vor dem Crash einen Finanzierungspartner für Techpilot zu finden und konnten so die Durststrecke in der Dotcom-Krise aus eigener Kraft überstehen. In dieser Zeit hat sich unser Geschäftsmodell natürlich ständig neuen Gegebenheiten angepasst — was auch die Stärken eines Startups ausmacht: Flexible Belegschaft, eigene Programmierer, wechselnde Preismodelle, und der Fokus auf die metallverarbeitende Fertigungsindustrie. Bis im Jahr 2006 Techpilot endlich schwarze Zahlen schrieb und sich zu einem etablierten Unternehmen im Plattform-Business formen konnte.

Damals wie auch heute wird die gesamte Software für unsere Plattform im eigenen Haus entwickelt und auch die Kundenbetreuung leisten wir vom Münchener Büro selber, für Einkäufer und für Zulieferer. In diesem Sinne haben wir unseren Startup-Charakter erhalten und arbeiten in absolut flachen Hierarchien und großer Eigenverantwortung. Noch immer arbeiten wir im Herzen Münchens – auch wenn unser Team gewachsen ist. Nun sitzen wir in einem etwas größeren Büro, einem hellen Loft in Sendling, in dem wir uns pudelwohl fühlen.

Was könnt Ihr Startups bieten?

Wir bieten Startups eine kostenlose Technologieberatung für ihre Fertigungsteile, eine Suchmaschine zum Auffinden seiner zukünftigen Lieferanten und vor allem: Einen Online-Service, um seine Angebotsanfrage zu platzieren, die von unseren mehr als 21.000 registrierten Zulieferern gelesen wird. So ist die Beschaffung ein Kinderspiel. Sourcing 4.0!

Ab welchem Auftragsvolumen können Unternehmen Techpilot nutzen?

Grundsätzlich gibt es beim Auftragsvolumen keine Grenze nach unten. Sinnvollerweise sollte aber ein Auftragsvolumen von 500 Euro nicht unterschritten werden. Auch nach oben gibt es da keine Grenzen. Nicht selten werden Million schwere Aufträge über unsere Plattform angeboten.

Warum sollten sich Startups nicht selbst einen Fertigungspartner suchen?

Versucht es doch mal! (lacht) Die Ergebnisse sprechen für sich.

Der Grund dafür ist klar: Für jedes Fertigungsteil gibt es einen Spezialisten, den nicht jedes Startup schon vorher kennen kann. Deswegen programmiert man heutzutage Plattformen, die alle Möglichkeiten des Worldwide Web für die gezielte Zusammenführung von Bedürfnissen nutzen. Die klaren Vorteile liegen auf der Hand: hohe Transparenz, Geschwindigkeit der Ausschreibungen, Top-Ergebnisse und die hohe Anzahl der Kontakte, die man hierüber knüpfen kann.

Plattform-Event in Planung

Welche Startup-Unternehmen habt Ihr schon mit der Fertigungsindustrie zusammengebracht?

Philipp Sinn, der Gründer von SINN Power GmbH aus Gauting setzt Techpilot ein. Das Netzwerk für Münchner Hardware-Startups, BatchOne, nutzt und empfiehlt ebenfalls unsere Plattform. Die Firma LuvSide GmbH aus Grünwald, die vertikale Windkraftwerke herstellt, ist ebenfalls sehr erfolgreich mit Techpilot unterwegs. Das sind nur drei Beispiele aus München und natürlich ist uns bei der großen Anzahl von über 13.000 Einkäufern auf der Plattform nicht jedes Unternehmen persönlich bekannt.

Ihr plant ein Plattform-Event. Was hat es damit auf sich? Wie können Startups daran teilnehmen?

Wir würden gerne einige Startups und Lieferanten zu uns einladen und ihnen zeigen, wie man heute effizient und erfolgreiches Sourcing betreibt. Wir wollen dabei auch Fertigungsunternehmen vorstellen, die sich gerne mit Startups einlassen und keine Angst vor kleinen und unerfahrenen Unternehmen haben.

Wir möchten mit so einem besonderen Forumstag auch zeigen, wie vielseitig Fertigungsverfahren und Technologien einsetzbar sind. Immerhin kennen wir mittlerweile 280 davon. Von diesem Wissen möchten wir gerne etwas weitergeben und auch gerne darüber in öffentlichen Formen darüber berichten.

Aus diesem Anlass laden wir interessierte Startups dazu ein, sich bei uns zu melden. Ich bin unter der Mailadresse rolf.hoffmann@techpilot.net erreichbar und leite den Sourcing-Bereich bei Techpilot.