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Toposens goes USA: Sensor-Startup im Silicon Valley

Im Rahmen des German Accelerator Tech Programms bekam das Münchner Startup Toposens in diesem Jahr die Möglichkeit, den US-Markt kennenzulernen und zu sondieren. Und wo ginge das besser als im Silicon Valley? Ende Juni hat das junge Sensor-Unternehmen die ersten drei Monate dieser Erfahrung abgeschlossen, um seinen Aufenthalt noch einmal um ein halbes Jahr zu verlängern. In diesem Zeitraum kann das Team weiterhin Ressourcen wie Büroräume oder auch das Mentorennetzwerk von German Accelerator Tech nutzen. Wir haben uns mit Co-Founder Tobias Bahnemann über die ersten Gehversuche der Münchner in den USA unterhalten.

Hi Tobias, als kleiner Einstieg: Was macht Toposens, wann wurde die Company gegründet und wo steht Ihr im Moment?

Toposens entwickelt Sensor-Systeme und Software, die autonomen Technologien die Möglichkeit gibt, ihre Umgebung dreidimensional wahrzunehmen und mit ihr zu interagieren. Wir haben dafür den weltweit ersten 3D-Sensor entwickelt, der seine Umgebung mittels Ultraschall, also wie eine Fledermaus, wahrnehmen kann. Insbesondere fokussieren wir uns auf die Bereiche Robotik und autonomes Fahren, um diese Systeme sicherer, besser und komfortabler zu machen. Unsere Sensorik unterscheidet sich grundlegend von bisherigen 3D-Sensor-Systemen, die quasi alle auf optischer Basis funktionieren, indem unser System super für die Nahfelderkennung ist, sehr ressourcenschonend ist und dazu äußerst robust gegenüber Umwelteinflüssen.

Die Firma wurde 2015 von Alexander Rudoy, Rinaldo Persichini und mir gegründet und hat es geschafft, einige große Firmen wie BMW, Intel oder Continental als Kunden zu gewinnen. Wir sind sogar mittlerweile Cash-Flow positiv. Wir haben erst vor kurzem unser neues Produkt TS ALPHA auf den Markt gebracht, der erste kommerzialisierte Sensor, der in Q4 auch in größeren Stückzahlen bezogen werden kann. Sonst arbeiten wir an verschiedenen äußerst spannenden Projekten, über die wir aber leider noch nicht sprechen dürfen.

Am wichtigsten ist das Netzwerk

Wie habt Ihr entschieden, dass jetzt die Zeit für die US-Expansion gekommen ist?

Wir haben schon seit längerer Zeit hohes Interesse aus den USA über unsere Webseite erhalten, insbesondere aus dem Silicon Valley. Da der Markt gerade in unseren Fokusmärkten sehr aktiv und hoch innovativ ist, war es eine logische Konsequenz mit dem Marktstart von TS ALPHA auch in den USA präsent zu sein.

Wie seid Ihr auf das German Accelerator Tech-Programm gekommen und was hat für Euch den Ausschlag gegeben, Euch zu bewerben?

Wir sind wiederholt vom German Accelerator Tech angeschrieben und kontaktiert worden, haben aber immer gesagt, dass es für uns noch zu früh ist. Letztes Jahr haben wir uns entschieden, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist!

Was sind Eure Ziele für die USA?

Am wichtigsten ist das Netzwerk zu den ganzen Innovationszentren der Automobilhersteller und die ansässigen Hightech-Firmen. Natürlich führt man auch mit den ein oder anderen Investoren Gespräche, aber das ist nicht der Hauptfokus. Wir werden auch im nächsten Quartal aller Voraussicht nach eine US-Corp gründen, um auch für die US-Kunden ein nachhaltiges Zeichen zu setzen.

„Das Silicon Valley ist unglaublich schnell“

Was seht Ihr als größte Herausforderung für Toposens in den USA? Was sind Eure ersten Erfahrungen und Learnings aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten?

Den Markteintritt zu schaffen und sich als US-ansässige Firma einen Namen zu machen, die nicht nur kurz mal aus Europa vorbeischaut, sondern mit der man langfristige Kundenbeziehungen eingehen kann. Wenn man das geschafft hat und natürlich die ersten Kunden akquiriert hat, ist der größte Schritt geschafft.

Das Silicon Valley ist unglaublich schnell. Die Kontakte, die ich hier in 3 Monaten gemacht habe, würde ich in Europa wahrscheinlich erst nach 9-12 Monaten erreichen. Das liegt an sehr kontaktfreudigen Menschen, einem tollen Mentorennetzwerk des German Accelerators und ganz besonders auch an der kurzen Distanz zwischen allen relevanten Unternehmen. Ich habe hier gerne 2-3 Treffen pro Tag und vielleicht 6-10 pro Woche, da kommt man kaum hinterher. Man lernt hier die amerikanische Art des Storytellings, das offene Wesen und die grundsätzliche Neugier an neuen Themen der Amerikaner und dass die Startups hier in vielen Bereichen die gleichen Probleme haben wie die deutschen (in manchen Bereichen gibt es allerdings auch starke Unterschiede).

Allein heute habe ich wieder eine Geschichte gehört, dass ein Investor einem Startup einen Check über 20 Millionen US-Dollar unter der Tür durchgeschoben hat. Sowas wird man in Deutschland NIE zu hören bekommen. Natürlich ist das eine Ausnahme, aber es zeigt doch, dass manche Dinge hier einfach anders ablaufen.

Den Mentoren die richtigen Fragen stellen

Lief bisher alles so, wie Ihr es Euch vorgestellt hattet, oder war doch die ein oder andere Überraschung dabei?

Es läuft besser als erwartet. Die angesprochene Geschwindigkeit ist einfach unglaublich und ich bin mir sehr sicher, dass wir noch sehr stark von diesem Schritt profitieren werden. Ein bisschen Geduld muss man aber natürlich mitbringen, bis sich die ganze Arbeit auch irgendwann in Erfolg verwandelt, die ersten Kunden für unser Development Kit haben wir aber bereits!

Wie waren die ersten Wochen im German Accelerator Tech Programm?

Ich hatte am Anfang keine großen Erwartungen, sondern bin davon ausgegangen, dass der Großteil des Erfolgs durch den eigenen Einsatz und nicht allein durch den German Accelerator kommt. Daher war ich umso überraschter, wie viel Input die Sessions in den ersten Wochen und das sehr erfahrene Mentorennetzwerk einem liefern können. Ich kann rückwirkend nur sagen: Eine unglaublich tolle Möglichkeit, um in den USA zu starten, schnell viel zu lernen und beim nötigen Einsatz auch weit zu kommen. Ich habe bereits ein sehr gutes Netzwerk aufgebaut, welches sich quasi jeden Tag um 1-2 neue Leute erweitert.

 Wie verläuft die Arbeit mit den Mentoren?

Die Mentoren sind sehr wertvoll doch man muss zunächst die richtigen Mentoren für das Geschäftsmodell und den Markt zu finden. Wenn man da die passenden Mentoren hat, kann man viel lernen, sofern man die richtigen Fragen stellt. Zusätzlich haben alle Mentoren ein sehr starkes Netzwerk und können einem tolle Kontakte verschaffen. Insgesamt läuft es auf einer sehr individuellen Basis ab, daher muss man schauen, dass man die Zeit der Mentoren sinnvoll nutzt und die richtigen Fragen stellt.

Finanzierungsrunde und Eroberung des US-Markts geplant

Was ist das Besondere am Silicon Valley?

Für mich ist es das Zusammenspiel der ganzen relevanten Player auf so einem engen Raum, zusammen mit der Einstellung, dass man quasi alles erreichen kann und die Welt ein kleines Stückchen verändern kann, wenn man nur hart genug daran arbeitet und an seinen Traum glaubt. Außerdem ist es hier sehr international und man trifft Leute aus allen Teilen der Welt.

Wo seht Ihr Toposens in einem Jahr?

Toposens hat ein wirklich spannendes Jahr vor sich, weil wir unsere Technologie mittlerweile zur Marktreife gebracht haben und es endlich in den Markt geht. In einem Jahr werden wir daher in einigen Produkten zu finden sein und wir werden an Großserien mit unseren Kunden entwickeln. Des Weiteren werden wir ein halbwegs etabliertes Geschäft in den USA haben und unsere erste größere Finanzierungsrunde abgeschlossen haben.