Parcellab-Update: „Rasantes Wachstum ist Chance und Herausforderung zugleich“

Das Münchner Startup Parcellab optimiert die Kommunikation zwischen KundInnen und Onlinehandel. Das 2014 gegründete Unternehmen ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Denn viele Shops sehen, dass sie mit Hilfe des verbesserten Kauferlebnisses mehr Umsatz machen. Wir wollten wissen, wie die drei Gründer Julian Krenge, Tobias Buxhoidt und Anton Eder mit dem Wachstum umgehen, worauf Parcellab aktuell den Fokus legt und wie es mit der Expansion ins Ausland läuft. Anton Eder, Gründer und COO, hat unsere Fragen beantwortet.

Munich Startup: Mit der letzten Finanzierungsrunde im September 2019 habt Ihr weiteres Wachstum angekündigt. Welche Veränderungen haben sich für Euch und Eure Unternehmensorganisation ergeben?

Anton Eder, Parcellab: Das stimmt, wir sind wirklich sehr schnell gewachsen. Allein seit der letzten Finanzierungsrunde haben wir zwanzig neue Mitarbeiter gewonnen, die seither unser Team verstärken. Inzwischen sind wir 65 Mitarbeiter, bis zum Ende des Jahres wollen wir uns verdoppeln. Unter anderem, weil wir die Expansion vorantreiben und uns auch an anderen Standorten wie UK oder Frankreich vergrößern wollen.

Ein rasantes Wachstum ist eine große Chance und Herausforderung zugleich. Denn gerade wenn Unternehmen schnell wachsen, muss das sehr gut geplant und begleitet werden. Unsere Organisationsstrukturen haben wir daher der neuen Unternehmensgröße angepasst und die Prozesse in nahezu allen Bereichen neu strukturiert, auch im Managementbereich. Ein so großes Team kann nicht mehr in der üblichen Startup-Manier geleitet werden. Daher werden wir eine Führungsebene mit erfahrenen Managern in die Teamstruktur einziehen.

„Wichtig ist es auch, die Organisationsstrukturen frühzeitig der Mitarbeitergröße anzupassen“, sagt Anton Eder.

„Wenn Unternehmen schnell wachsen, muss das gut geplant und begleitet werden“

Munich Startup: Was ist Euer Rat für andere Startups, die schnell wachsen?

Anton Eder: Es ist für uns elementar, unser gesamtes Personal in den Prozess mit einzubeziehen und zeitnah über Änderungen zu informieren. Gerade in Startups sind Mitarbeiter mit dem Unternehmen sehr verwachsen. Das ist etwas Großartiges und macht die Arbeit im Startup unter anderem aus. Daher will und soll jeder von uns an den positiven Veränderungen teilhaben und darf sich nicht nur als Rädchen im Getriebe eines 08/15-Unternehmens fühlen.

Wichtig ist es auch, die Organisationsstrukturen frühzeitig der Mitarbeitergröße anzupassen und sich schon vorab darüber Gedanken zu machen, wie eine neue, passende Struktur aussehen muss. Wenn die Mitarbeiter da sind, ist es zu spät für Pläne.

Am besten ist es, frühzeitig ein HR-Team aufzubauen, das das Wachstum gut organisieren kann. Dazu gehört auch, das Onboarding und die Weiterentwicklung des Personals zu professionalisieren sowie die Unternehmenskultur im Team zu etablieren und zu pflegen.

Wie geht Parcellab das Recruiting an?

Munich Startup: Apropos Onboarding: Wie geht Ihr an das Thema Recruiting ran? Wie und wo findet Ihr passende neue MitarbeiterInnen?

Anton Eder: Um neue Teammitglieder zu gewinnen, gehen wir sowohl klassische als auch weniger konventionelle Wege. Zum einen glauben wir daran, dass gute Mitarbeiter auch gute Mitarbeiter anziehen. Daher schaffen wir über ein Empfehlungsprogramm Anreize für das bestehende Team, um neue Mitarbeiter zu empfehlen. Parallel dazu betreiben wir klassisches Recruiting über unsere Website, Messen, oder Jobportale und Plattformen wie zum Beispiel Linkedin und Indeed.

Beim Auswahlprozess macht sich zudem ein Bewerbermanagementsystem bezahlt, da es dabei hilft, die Recruitment-Experience für alle Seiten bestmöglich zu gestalten.

Munich Startup: Ihr arbeitet mit 450 internationalen Handelsunternehmen in 38 Ländern und 25 Sprachen. Welche Tipps habt Ihr für GründerInnen, die Auslandsmärkte erschließen wollen?

Anton Eder: Vor der Markterschließung steht die Marktanalyse. Zuerst einmal haben wir uns daher den Markt und die Wettbewerber genau angeschaut. Anschließend haben wir nach Experten vor Ort gesucht, die sich mit der Materie und den Marktstrukturen auskennen. Gemeinsam mit diesen Spezialisten haben wir zu Beginn von Deutschland heraus den Aufbau eines Expertenteams im Zielland vorangetrieben.

Das hat sich für uns als sehr zielführend erwiesen, erforderte jedoch auch ein großes Commitment der Gründer beziehungsweise des Managementteams, da diese gerade zu Beginn der Expansion viel Zeit im Zielland verbringen.

Parcellab-Tipps für die Internationalisierung

Munich Startup: Wie wichtig waren für Euch Förderprogramme wie der German Accelerator oder Plug & Play für die erfolgreiche Unternehmensexpansion?

Anton Eder: Sehr wichtig! Förderprogramme wie zum Beispiel Plug&Play helfen dabei, neue Märkte zu erschließen, neue Kunden zu gewinnen und das Produkt marktspezifisch zu adaptieren.

Wenn die am Markt etablierten Unternehmen unterstützen, gibt das idealerweise zusätzlichen Schwung und Reichweite. Bestenfalls steigert sich dadurch auch die Markenbekanntheit und neue Kooperationsmöglichkeiten eröffnen sich.

Der Brexit hält Parcellab nicht davon ab, das Office in London noch weiter auszubauen.

Munich Startup: Und wo seht Ihr Euch in fünf Jahren?

Anton Eder (lacht): Dann haben wir unsere Marktführerschaft ausgebaut und die Weltherrschaft übernommen!

Im Ernst: Natürlich wollen wir uns stetig weiterentwickeln und unsere Marktführerschaft in Deutschland auf Europa und Nordamerika ausweiten. Dabei behalten wir den Kunden stets im Blick, um ihm weiterhin einen perfekten Service zu bieten. Denn Kundenbindung steht für uns heute wie in Zukunft an erster Stelle.

„Der Brexit hat keinen negativen Einfluss auf unsere Geschäftsaktivitäten“

Munich Startup: Wir haben noch eine Zusatzfrage: Ihr habt seit Ende 2018 ein Büro in London. Wird sich daran künftig etwas ändern?

Der Brexit ist ein internationales Drama, das uns jedoch nicht davon abhält, unser Office in London noch weiter auszubauen. Denn europaweit ist UK der wichtigste Markt für Online-Shopping und für uns Deutsche der zweitwichtigste Bezugsmarkt.

Da wir ein eigenes Büro in London haben, von dem aus wir unsere Aktivitäten in Großbritannien steuern, hat der Brexit keinen negativen Einfluss auf unsere Geschäftsaktivitäten.

Auch die DSGVO (die Datenschutzgrundverordnung, Anm. d. Red.) setzt uns keine Grenzen, da die Daten in England bleiben. Wir verschicken ja keine physischen Güter, sondern bieten eine Software-Lösung für eine perfekte Kommunikation während des Versandprozesses zwischen Händlern und Kunden an.


Unser Porträt über Parcellab