Die beiden Gründer von Bezero.
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Weniger individuelle CO2-Emissionen mit Bezero

Dem Klimawandel entgegenwirken — aber wie? Diese Frage treibt auch zwei Münchner Gründer um. Ihr Ansatz: das abstrakte und große Thema Klimawandel auf eine greifbarere und individuellere Ebene runterzubrechen. Das Ergebnis: die Bezero App. Wie die genau funktioniert erfahrt Ihr in unseren 7 Fragen.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!

Bezero: Wir haben uns während unseres Studiums an der Hochschule der Medien in Stuttgart kennengelernt. Die Idee für Bezero ist 2016 entstanden. Wir haben damals erkannt, dass das Thema Klimakrise viele unserer Freunde überfordert. Die Auswirkungen des eigenen Handelns waren zu abstrakt. Auch die Form der möglichen Kompensation zu umständlich und nicht Teil des Alltags. Uns wurde schnell klar, dass wir mit unseren Fähigkeiten hier ein großes Problem lösen können. Nach mehreren User-Tests und verschiedenen Konzeptansätzen haben wir 2019 die Bezero App veröffentlicht. Wir, das sind Tobias Frech, Dipl.-Ing. (FH) Medieninformatik und Matthias Herbert, Dipl.-Ing. (FH) Medieninformatik.

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Bezero: Die Reduktion der individuellen CO2-Emissionen sehen wir als wichtigen Schritt im Kampf gegen die Klimakrise. Allein durch die individuelle Mobilität werden in Deutschland jährlich über 2 Tonnen CO2 pro Bürger ausgestoßen. Das sind über 160 Millionen Tonnen CO2 und das jedes Jahr. Wenn wir das Pariser Klimaschutzziel erreichen wollen, dürften es nur noch 360 kg pro Jahr und Bürger sein.

Das größte Problem hierbei ist: Individuelle Mobilität ist eine Gewohnheit. Gelernte Routinen werden nicht hinterfragt.

Mit der Bezero App geben wir unseren Nutzern genau hierfür ein Hilfsmittel an die Hand. Wir erkennen automatisch das Mobilitätsverhalten des Nutzers. Wir errechnen so auch automatisch die dadurch entstandenen CO2-Emissionen. Für eine verständliche Erklärung beschreiben wir die Auswirkungen mit einem emotionalen Bild: Wir erklären wie lange ein Baum durchschnittlich wachsen muss um die ausgestoßene Menge an CO2 wieder zu binden.

Vor und nach einer Fahrt wollen wir dem Nutzer aufzeigen, welche Alternativen er hätte und was diese Alternativen im Detail bedeuten.
Als weiteren Punkt bieten wir direkt in der App die Kompensation der dennoch entstandenen CO2-Emissionen an.

Die Anwendung von Bezero (Foto: Bezero).

Aktuell arbeiten wir an weiteren spannenden Funktionen, die unsere Nutzer noch mehr beim Klimaschutz unterstützen werden.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Bezero: Es gibt ein paar Apps, die Ähnliches machen. Aber keine der Apps bietet den von uns angebotenen Funktionsumfang an. Unser Fokus auf Einfachheit, Verständlichkeit, Alternativen und Kompensation ist in dieser Form einzigartig.

Wir sind auf der Suche nach Partnern, die uns helfen, das Projekt weiter zu treiben

Speziell die Kombination des automatischen Trackings und der automatischen Kompensation der Mobilität ist eines unserer stärksten Alleinstellungsmerkmale.

Als weiteres Alleinstellungsmerkmal kommen in der nächsten Version individuell angepasste Alternativvorschläge für Deine Autostrecken dazu.

Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?

Bezero: Folgende drei Punkte:

  • Business Model: Wir beide haben einen großen Fokus auf unsere Kernwerte. Geschäftsmodelle, die auf die maximale Ausbeute der Nutzer abzielen, widersprechen unserem hohen Anspruch. Daher ist es herausfordernd, komplexe und geeignete Geschäftsmodelle für einen solchen Service zu finden. Sie müssen zu den Werten und definitiv auch zum Nutzen unserer Kunden passen. Ein funktionierendes Geschäftsmodell ist aber notwendig, damit Bezero langfristig einen Nutzen bringen kann.
  • Verbreitung: Wir möchten möglichst vielen Menschen unsere Hilfe anbieten. Aktuell verbreiten wir unsere Nachricht auf Pitching-Events, im Freundeskreis und über Social Media. Wir versuchen aktuell eine Supporter-Community aufzubauen sowie strategische Partner zu finden, die uns helfen weiter zu wachsen.
  • Finanzierung: Bis jetzt haben wir das Projekt aus eigener Kraft ins Leben gerufen. Die gesamte Entwicklung haben wir bis jetzt in unserer Freizeit bewältigt. Wir sind auf der Suche nach Partnern, die uns helfen das Projekt, weiter zu treiben. Auch sind wir offen für Business Angel und Investoren.

Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte? 

Bezero: Wir sind noch in einer sehr frühen Phase. Aktuell haben wir einige hundert Nutzer. Schon über 10 Prozent der Nutzer haben bereits ein Kompensationspaket über uns erworben. Und das obwohl wir aktuell nur Applepay als Zahlungsmittel unterstützen. Etwa die Hälfte unserer Nutzer sind deshalb leider noch nicht in der Lage, über Bezero zu kompensieren. Das heißt, die Bezahlung per Kreditkarte ist eines unserer nächsten Aufgaben.

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Bezero: München hat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist die bestehende offene Startup-Community und der Fokus auf Mobilität. Ein Nachteil sind die oft komplizierte oder fehlende Unterstützung (z.B. Zugang zu Partnern, bezahlbarer Büroraum) und die doch sehr hohen Mieten, um hier zu leben.

Munich Startup: Öffis oder Fahrrad?

Bezero: Im Sommer mit dem Fahrrad, im Winter mit den Öffis. Manchmal auch zu Fuß.


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