Foto: Strollme

Strollme: Kinderwagen im Abo

Wer ein Kind hat, war sicher einmal auf der Suche nach dem richtigen Kinderwagen: Babyschale und Buggy oder Kombimodell – dazu noch ein leichter Wagen für Reisen? Nach wenigen Jahren hat der Wagen ausgedient und muss weiter verkauft oder verschenkt werden. Strollme will das Thema Kinderwagen mit einem Abo-Modell radikal vereinfachen: Je nach Alter des Kindes bekommen die Kunden gegen eine monatliche Gebühr den passenden Wagen. Die Gründer erzählen im Interview, wie das Geschäft mit dem Kinderwagen-Abo läuft.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!

Strollme: Wir sind Timon Beutel (33) und Sebastian Reichelt (32). Zusammen haben wir Anfang 2020 Strollme – dein Kinderwagen-Abo gegründet. Wir bieten den grünsten Kinderwagen der Welt im Abo-Modell an, also ein Leasing-Modell für Kinderwagen. Timon ist freiberuflicher UX/UI-Designer, Sebastian ist Key-Account-Manager bei Ralph Lauren. Als Team decken wir die beiden Kernbereiche Produkt und Operations ab. Dazu haben wir Unterstützung von Kollegen für Social Media, Advertising, PR und Logistik.

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Strollme: Timon ist seit einigen Wochen Vater, bei Sebastian wird es im September soweit sein. Was wir beide schon gemerkt haben: Kinderkriegen ist teuer. Gerade am Anfang stehen hohe Investitionen an, ganz vorne dabei ist der Kinderwagen. Schnell werden vierstellige Beträge fällig. Gleichzeitig ist es nicht besonders nachhaltig, für jedes Kind einen neuen Kinderwagen zu produzieren. In Deutschland kommen jedes Jahr knapp 800.000 Kinder auf die Welt, es werden jedoch ca. 840.000 neue Kinderwagen verkauft. Das macht für uns keinen Sinn und wir haben nach einer nachhaltigen Lösung gesucht. Das Ergebnis: Strollme. Eltern und werdende Eltern erhalten bei uns den grünsten Kinderwagen der Welt im Abo-Modell. Das bedeutet, dass sie gegen einen monatlichen Beitrag von 19,50 Euro einen fabrikneuen oder für 12,50 Euro einen gebrauchten Kinderwagen bei uns leasen. Wir bieten Modelle für drei verschiedene Altersstufen und decken so das Alter von 0-4 Jahren ab. Sobald das Kind aus dem ersten Modell herausgewachsen ist, bekommen die Eltern den größeren Kinderwagen-Einsatz, den Rahmen können sie dank unseres modularen Systems weiterverwenden.

Wenn kein Kinderwagen mehr benötigt wird, schicken unsere Kunden den kompletten Kinderwagen an uns zurück und das Abo ist beendet. Wir bereiten den Rückläufer auf und führen ihn als Gebrauchtmodell wieder dem Kreislauf zu. Die Kinderwagen beziehen wir von der niederländischen Marke „Greentom“.

Strollme hat einen hohen Bedarf an Working Capital

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Strollme: In dieser Form in Deutschland gibt es Abo-Modelle für Kinderwagen noch nicht. Ähnliche Modelle sind auf dem Markt, diese sind jedoch auf Kurzzeitmiete ausgelegt – etwa wenn die Großeltern zu Besuch kommen.

Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?

Strollme: 1: Die Zahlungsmoral der Kunden. Hier optimieren wir stetig die angebotenen Zahlungsmethoden.

2: Die Logistik. Dank des modularen Systems besteht jeder Kinderwagen aus einigen Einzelteilen, die in verschiedenen Farben verfügbar sind. Hier muss sichergestellt werden, dass immer alles richtig gepackt und dem Kunden geliefert wird. Gleichzeitig kam es durch die Coronakrise gerade am Anfang zu Lieferverzögerungen und nicht auffindbaren Lieferungen. Das haben wir inzwischen durch einen neuen Logistikpartner gut im Griff.

3: Die Finanzierung: Wir kaufen die Kinderwagen beim Hersteller an, daher haben wir einen hohen Bedarf an Working Capital. Momentan sind wir noch komplett bootstrapped, sind jetzt jedoch auf der Suche nach einer Seed-Finanzierung, um schneller skalieren zu können.

Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?

Strollme: Wir sind sehr zufrieden. Das letzte Jahr haben wir damit verbracht, viel quantitatives und qualitatives Feedback einzuholen und umfangreiches Testing mit unserem MVP durchzuführen. Daher konnten wir Anfang des Jahres gleich voll durchstarten. Momentan haben wir Kinderwagen im höheren zweistelligen Bereich beim Kunden und die Churn-Rate ist vielversprechend.

„Angst oder zu hohes Sicherheitsbedürfnis blockieren Innovation“

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Strollme: Durch die momentane Coronakrise können wir leider momentan nicht wirklich von Startup-Veranstaltungen und öffentlichen Pitches profitieren. Generell fühlen wir uns jedoch sehr wohl hier.

Munich Startup: Risiko oder Sicherheit?

Strollme: Risiko. Ich glaube ein Mensch mit hohem Sicherheitsbedürfnis wird sich schwer tun, ein Startup zu gründen. Gerade am Anfang beruht alles auf Hypothesen, die sich erst einmal beweisen müssen. Das Risiko, dass das eigene Kapital plötzlich weg ist, weil sich eine Idee doch nicht bewährt, ist immer da. Angst oder zu hohes Sicherheitsbedürfnis blockieren hier sicherlich Innovation.