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Porträt Parkpocket: Parkplatzsuche leicht gemacht

Stop and Go auf dem Mittleren Ring, Stillstand auf der Leopoldstraße, Stau am Luise-Kiesselbach-Platz – wer in München Auto fährt, braucht öfter mal Geduld. Wie viele andere Metropolen auch, hat die Landeshauptstadt ein Verkehrsproblem. Das Münchner Startup Parkpocket will helfen, den täglichen Verkehrsinfarkt in den Städten zu vermindern.

Wenn wir mit dem Auto in der Stadt unterwegs sind, wollen wir doch eigentlich alle dasselbe: Schnell ankommen, nach Möglichkeit keine Staus und einen Parkplatz nahe am Ziel. Zu einem gewissen Grad hängen diese drei Punkte zusammen, denn bis zu 40 Prozent des innerstädtischen Verkehrs wird durch Autofahrer auf Parkplatzsuche verursacht. Apps, wie die von Parkpocket, zeigen Autofahrern freie Parkplätze und wollen so nebenbei auch gleich den Parksuchverkehr verringern.

„Ich sehe am Wochenende in der Münchner Innenstadt regelmäßig eine Schlange vor den Parkhäusern. Das ist natürlich auch für die Stadt nicht gut. Dabei könnte man die Parksuchenden durch die Schaffung von Transparenz vor der anstehenden Parkplatzsuche viel besser verteilen“,

erklärt Parkpocket-Mitgründerin Karoline Bader ihr Anliegen. Im eigenen Produkt sieht das Gründerteam freilich die Lösung dieses Problems.

Die Bedienung der Parkpocket-App gestaltet sich denkbar einfach: Vor Fahrtantritt gibt der Nutzer sein Ziel und die geplante Parkdauer ein. Eine Karte zeigt Parkmöglichkeiten und, wenn möglich, wie viele Plätze dort frei sind. Außerdem sieht der Nutzer gleich die anfallenden Gebühren sowie individuelle Leistungen des Parkhauses, wie Frauenparkplätze, Elektroladestationen und Videoüberwachung. Die App zeigt deutliche Preisdifferenzen von zehn Euro und mehr zwischen unterschiedlichen Parkmöglichkeiten. Per Knopfdruck verweist die Anwendung auf Navigationsapps wie Google oder Apple Maps.

Bisher mangelnde Transparenz beim Parken

Das Anliegen von Parkpocket fasst Karoline Bader zusammen:

Wir bieten einen Service, der Transparenz schafft: Einerseits bezüglich freier Stellflächen und andererseits bei der Preisstruktur von Parkmöglichkeiten.“

 

Munich Startup Redaktionsleiterin Gabriele Böhmer mit Gründern und Mitarbeitern von Parkpocket. (Foto: Tischer)
Munich Startup Redaktionsleiterin Gabriele Böhmer mit Gründern und Mitarbeitern von Parkpocket. (Foto: Tischer)

Parkpocket möchte für mehr Durchblick sorgen, setzt dabei aber ausschließlich auf „off-street Parken“, wie es Karoline Bader nennt, sprich: Stellplätze hinter Schranken. Parkplätze am Straßenrand sind in der App nicht zu finden. Das hat einen einfachen Grund: Zur Verfügbarkeit öffentlicher Parkplätze an der Straße liegen bisher keine Daten vor. Mehrere Großunternehmen erarbeiten derzeit Möglichkeiten, öffentliche Parkplätze mit Sensoren zu versehen. In Amsterdam gibt es beispielsweise bereits Parkplätze, die melden, ob sie belegt oder frei sind.

Da das aber noch die Ausnahme ist, konzentriert sich Parkpocket auf besagtes Parken hinter Schranken. Durch Verhandlungen mit Parkhausbetreibern, Städten und Kommunen versucht das Team, unter anderem Zugriff auf die Zahl der freien Plätze in den einzelnen Parkhäusern zu erhalten.

App als kostenfreier Showcase

Der Service von Parkpocket soll in die On-Board-Systeme von Autos, in Navigationsdienste und intermodale Mobilitätslösungen etwa von Carsharing-Anbietern integriert werden. Parken wird dadurch einfacher, transparenter und unkomplizierter, so die Vision der Gründer. Die App selbst ist werbefrei und kostenlos. Geld will Parkpocket durch die Vergabe von Lizenzen für seinen Service verdienen:

Die App ist unser Showcase. Wenn unsere Kunden aus dem Automobil-, Navigations- und Telekommunikationsbereich als Privatpersonen unsere App gut finden, möchten sie unseren Service daraufhin oftmals in ihre Services und Connected-Car-Lösungen integrieren.“

Nach eigenen Angaben generiert das Startup mit diesem Geschäftsmodell auch bereits Umsätze und konnte erst kürzlich GFT Technologies von einem Investment in sechsstelliger Höhe überzeugen.

Das Unternehmen wurde 2013 im schwäbischen Rottweil gegründet. Nachdem Wayra Parkpocket im Oktober 2014 ins Acceleration-Programm holte, zog das Startup in die Landeshauptstadt – und blieb auch danach in München. Über den Investor betreibt Parkpocket ein zweites Büro in Stuttgart, das Team aber sitzt in München:

„Ich wüsste keinen Standort in Deutschland, der für uns besser als München geeignet wäre. München ist sehr technologiestark und zieht bei internationalem Personal.“

Das Team ist (fast) alles

Mittlerweile zählt das Parkpocket-Team 16 Köpfe: Die Gründer, Festangestellte und dazu Werkstudenten der LMU und TU München. Karoline Bader sagt:

„Unser Ziel ist es, wenn wir wachsen, unsere Werkstudenten nach Möglichkeit zu übernehmen.“

Besonders in den Bereichen Vertrieb und Technik ist personeller Zuwachs in Zukunft geplant. Auch Märkte jenseits des deutschen Sprachraums peilt Parkpocket an. Welche genau, möchte Karoline Bader jedoch noch nicht verraten.

 

Gruppenbild des Teams (© Parkpocket)
Gruppenbild des Teams (© Parkpocket)

Für angehende Gründer hält Karoline Bader zwei Tipps bereit:

„Das Team ist besonders in der frühen Phase das A und O: Lieber eine mittelmäßige Idee und ein super Team als eine super Idee und ein mittelmäßiges Team. Dennoch sollte man nur Gründen, wenn man für eine Idee brennt und absolut von ihr überzeugt ist.“

Vom Risiko, zu scheitern sollten sich angehende Entrepreneure dabei nicht abhalten lassen – Karoline Bader jedenfalls hat keine Zukunftsängste:

„Wenn man gut ausgebildet ist, die nötigen Kontakte hat und weiß, was man will, ist man auch gut aufgestellt, wenn es mit dem Startup nicht klappen sollte.“

Weitere Infos zu Parkpocket findet Ihr auf der Webseite des Unternehmens. Die App steht für Android und iOS zum kostenfreien Download bereit.