Munich Startup: Wer steht hinter dem EIT Food Accelerator Network?
Mira Schütze, EIT Food: Hinter dem EIT Food Accelerator Network steht EIT Food, die führende europäische Initiative, welche den Ernährungs-, Lebensmittel- und Agrarsektor transparenter, gesünder und nachhaltiger gestaltet. Eine Möglichkeit, den Sektor zukunftsgerecht aufzustellen ist die Zusammenarbeit mit sowie Unterstützung von Startups. Der EIT FAN (kurz für EIT Food Accelerator Network) ist eines von drei Flagship-Programmen, welches Impact-Startups in der Seed-Phase anspricht. Der EIT FAN wird zeitgleich an sechs Standorten und jeweils von einem EIT-Food-Partner ausgeführt – in München ist das die UnternehmerTUM, zusammen mit der TU München. Die anderen Standorte sind Lausanne, Bilbao, Cambridge, Helsinki und Haifa.
Munich Startup: An wen richten sich der Accelerator und das Netzwerk?
Mira Schütze: Der Accelerator richtet sich an Startups im Agtech-, Foodtech- und Food-Bereich mit starkem positivem Effekt (Impact) auf den Sektor. GründerInnen, die Lösungen für diese Themen anbieten, passen zu EIT Food und somit dem Accelerator: Nachhaltige Landwirtschaft, Nachhaltige Aquakultur, alternative Proteine, Kreislaufwirtschaft, zielgerichtete Ernährung und digitale Nachverfolgbarkeit. Wichtig ist, dass die Startups bereits erste Erfolge nachweisen können.
Die teilnehmenden Startups sind jedoch nur der eine Teil des EIT FAN – der wichtige andere Faktor ist das Netzwerk an Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen, welche Kooperationsmöglichkeiten mit den Startups suchen. Fokus ist der Zugang zur Industrie und die damit potenziell einhergehende Beschleunigung im Markt für die Startups.
EIT Food Accelerator Network bietet Input, Vernetzung und Ressourcen
Munich Startup: Was bietet Ihr den Startups im Programm?
Barbara Mehner, UnternehmerTUM: Das 4-monatige Programm setzt sich zum einen inhaltlich aus Workshops, Input-Sessions und 1-on-1s mit Top-ExpertInnen aus der Gründerszene zusammen. Es werden alle Agrifood-spezifischen und Business-Themen abgedeckt, die die Startups brauchen, um zum Programmende hin bereit für den Scaleup zu sein. Dazu gehören typischerweise Sales, Finance, Team-Setup oder Marketing. Das Programm wird allerdings in jedem Batch individuell auf die Bedürfnisse der ausgewählten Startups angepasst. Zudem ist uns im Programm auch ein intensiver Austausch der Teams untereinander wichtig, da sie erfahrungsgemäß sehr viel voneinander lernen und ihr über das Programm hinaus bestehende Netzwerk ausgesprochen wertvoll ist.
Die zweite wichtige Komponente besteht in Mentoring und Vernetzung der Startups mit potenziellen KundInnen, PartnerInnen und InvestorInnen sowie anderen GründerInnen. Das Besondere am EIT FAN ist dabei die direkte Zusammenarbeit mit starken PartnerInnen aus der Industrie. Mitglieder des EIT Food Accelerator Networks im München Hub sind aktuell beispielsweise Döhler, John Deere, NX Food, Startlife und DIL. Darüber hinaus bieten wir ein umfangreiches Netzwerk an erfahrenen GründerInnen und Business-ExpertInnen, die den Teams während des Programms helfen, ihre individuellen Herausforderungen zu meistern. Mit der TUM haben wir zudem eine starke akademische Partnerin an Bord. Insgesamt stellen wir jedem Team bis zu drei Personen zur Seite, die im Mentoring unterschiedliche Themen und Perspektiven abdecken. Nachdem das Programm inzwischen schon zum 4. Mal stattfindet, haben wir mit Startups wie z.B. Air Up auch schon sehr erfolgreiche Alumni, die die neuen Startups im Programm in einer Mentoring-Rolle unterstützen können.
Als dritte Komponente erhalten die Startups Zugang zu Räumlichkeiten und finanzielle Mittel, um beispielsweise ihre Produktpalette weiterzuentwickeln. Die Büro- und Besprechungsräume sowie der Maker Space der UnternehmerTUM, die den Startups zur Verfügung stehen, sind ab diesem Jahr erstmals im brandneuen Munich Urban Colab angesiedelt.
Munich Startup: Was macht die Themen Nahrungsmittel und Agritech besonders interessant?
Mira Schütze: Die Vielfältigkeit der Branche und Nähe eines Jeden zum Thema Ernährung ist ein Faktor. Die VerbraucherInnen fordern deutlich lauter mehr Transparenz und strafen mit ihren Kaufentscheidungen diejenigen ab, welche sich verweigern. Das Verständnis für die Versorgung einer wachsenden Bevölkerung und die ungleiche Verteilung der Ressourcen ist gewachsen. Ein aktueller Einfluss ist auch der einzigartige Effekt auf die Klimaentwicklung durch Themen wie regenerative Landwirtschaft oder politischen Druck wie die aktuell erlassene Düngemittelverordnung.
Orientierung an ‚Sustainable Development Goals‘
Munich Startup: Was sind momentan die spannendsten Entwicklungen in dem Bereich?
Mira Schütze: Für den Accelerator suchen wir für 2021 gezielt Lösungen in den Bereichen nachhaltige Landwirtschaft sowie gesunde Ernährung. Die Themen bieten ein breites Spektrum und zahlen auf verschiedene SDGs (Sustainable Development Goals), wie z.B. Zero Hunger, ein. Im Bereich nachhaltige Landwirtschaft wäre das z.B. die Entwicklung von Lösungen, welche die Artenvielfalt oder auch das Wohlbefinden von Tieren verbessert. Im Bereich gesunde Ernährung kann dies z.B. Biotechnologien umfassen, welche die Erstellung alternativer Proteine ermöglicht. Innovationen in diesen Gebieten sind für uns besonders spannend.
Munich Startup: Wie fügt sich das Programm in die weiteren Angebote der UnternehmerTUM ein?
Barbara Mehner: Als größtes Zentrum für Gründung und Innovation in Europa liegt es der UnternehmerTUM am Herzen, Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu suchen und Persönlichkeiten auszubilden, die einen Unterschied machen. Dafür bietet sie verschiedenste eigene Programme für InnovatorInnen und GründerInnen in allen Phasen des Innovationsprozesses an, führt aber auch Programme zur Startup-Förderung für externe Partner aus, wie es beim Accelerator für EIT Food der Fall ist. Konkret wird dieser von Xpreneurs, dem Hightech-Inkubator der UnternehmerTUM, ausgeführt. Die Startups im EIT-FAN-Programm profitieren so von der langjährigen Erfahrung der UnternehmerTUM im Startup-Coaching sowie dem großen Netzwerk im Startup-Ökosystem. Zudem erhalten sie durch den Anschluss an die UnternehmerTUM auch Einblick in viele weitere Programme und Fördermöglichkeiten. Es gab in der Vergangenheit auch Startups, die vor dem Accelerator von EIT Food schon das Xpreneurs-Programm durchlaufen haben oder nach ihrer Zeit im EIT Food Accelerator Network noch den Accelerator von Techfounders durchlaufen haben. Hier freuen wir uns natürlich, wenn wir Startups länger begleiten und ihre Entwicklung mitverfolgen können.
Der nächste Batch des EIT Food Accelerator Networks startet übrigens im Juni, Bewerbungen sind von 14.2.-14.4.2021 über möglich!