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Jennifer Roscher: „Gemeinsam durch die Krise!“

Jennifer Roscher hat Mymary mitgegründet. Als CEO baute die BWLerin das 2015 gegründete Startup auf, das 2019 dann richtig mit der Personalvermittlung rund um Kinderbetreuung loslegte. Ihre Zielgruppe sind in erster Linie Unternehmen. Das Geschäftsmodell des eigenfinanzierten Startups ist gerade in der Coronakrise wichtiger denn je. Wir haben mit Jennifer Roscher gesprochen.

Munich Startup: Was hat Dich zur Gründung von Mymary motiviert?

Jennifer Roscher: Meine Erfahrung als Kinderbetreuerin! Ich habe viele Familien betreut und den Bedarf schnell erkannt. Ich habe immer versucht, jede freie Minute die Familien zu unterstützen. Bis irgendwann klar wurde, dass ich professionell Kinderbetreuungspersonal vermitteln kann und das weiter ausbauen möchte.

Niemals ’selbst und ständig‘?

Munich Startup: Hattest Du Vorbilder beim Gründen?

Jennifer Roscher: Nein, denn damals war mir eine Gründung von meinem ersten Gewerbe gar nicht so bewusst. Ich wusste nur: Ich will niemals ‚selbst und ständig‘ sein. Und während Ausbildung und Studium hatte ich dann bereits gegründet, ohne dass es mir direkt bewusst war!

Munich Startup: Fehlen der Startup-Branche weibliche Vorbilder?

Jennifer Roscher: Ja! Allerdings gibt es gleichzeitig bereits einige tolle Vorbilder, wenn man sich Verena Pausder, Lea-Sophie Cramer, Laura Malina Seiler oder Co. ansieht. Jedoch braucht es weitere Erfolgsgeschichten von Frauen, die nachrücken können, Gehör und Stimme bekommen.

Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?

Jennifer Roscher: Nachts, alleine. Und wenn ich ausgeschlafen bin und alles um mich herum still ist.

Jennifer Roscher: „Mein größtes Talent ist die Organisation“

Munich Startup: Dein größtes Talent?

Jennifer Roscher: Mein größtes Talent ist die Organisation. Ich kann nicht gut singen, tanzen, malen oder sonstiges… Aber wenn ich was kann, dann das Organisieren!

Munich Startup: Der größte Irrtum, dem Du je unterlegen bist?

Jennifer Roscher: Dass groß denken immer und ausschließlich das Richtige ist. Man wird durch viele verschiedene Hürden immer wieder auf den Boden der Tatsachen runtergeholt, egal wie visionär man denkt. Denn es kommt auf viele Faktoren drumherum an, die auch mitspielen müssen.

Munich Startup: Wie setzt Du Prioritäten? Und welche?

Jennifer Roscher: Das ist eine gute Frage! Meine Prioritäten sind: Meine To-do‘s für den Tag, die Woche, den Monat abzuarbeiten und die mittel- und langfristigen Ziele zu erreichen!

„Traut Euch, seid mutig!“

Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?

Jennifer Roscher: Es kommt drauf an, auf die Person, auf das Produkt und auf die Dienstleistung. Aber genauso auf das Netzwerk, das man hat, auf die Erfahrung, das Know-how, das man mitbringt etc.. Pauschal finde ich, kann man das nicht beantworten. Aber ich kann jeder Frau nur sagen: Traut Euch, seid mutig! Wir Frauen schaffen alles, wenn wir es wirklich wollen!

Munich Startup: Unterstützt Du andere GründerInnen?

Jennifer Roscher: Ich versuche immer zu unterstützen und andere auch von meinen Erfahrungen profitieren zu lassen. Auch wenn der Kalender immer enger gestrickt ist, versuche ich mir dennoch Zeit zu nehmen. Das beginnt bei der Bachelor- oder Masterthesis-Umfrage für Studenten über Netzwerken oder Netzwerkaufbau bis hin zum Unternehmensaustausch.

Munich Startup: Die drei übelsten Vorurteile, die Dir beim Gründen begegnet sind?

Jennifer Roscher: Bei mir sind es eher vier Vorurteile gewesen, nämlich:

  • Du bist nicht genug
  • Du hast nicht genug
  • Du kannst nicht genug
  • Deine Firma ist nicht gut genug

„Nur gemeinsam kommen wir durch die Krise“

Munich Startup: Was liegt auf Deinem Schreibtisch gerade ganz oben?

Jennifer Roscher: Unsere B2B-Akquise für Mymary, denn gerade in dieser Zeit mit Corona gilt es, Familien zu unterstützen. Deswegen gehen wir gerade sehr stark in die Unternehmen, um auf Unterstützung für Arbeitnehmer mit Familie zu hoffen. Nur gemeinsam kommen wir durch die Krise! Und nicht dadurch, dass wir unsere Arbeitnehmer alleine lassen mit Homeoffice und gleichzeitigem Homeschooling.

Außerdem sind die steuerlichen Vorteile der Notfallbetreuung und Vermittlung von Kinderbetreuungspersonal so vorteilhaft für Unternehmen, dass es nur Sinn macht, als Unternehmen Unterstützung anzubieten! Deswegen möchten wir uns dafür stark machen, sodass Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Familienfreundlichkeit in Unternehmen keine Rolle mehr spielt bzw. kein Thema mehr ist, über das man diskutieren muss.

Munich Startup: Was macht Dich glücklich?

Jennifer Roscher: Mein kleiner Babyhund, lange Spaziergänge, ausgewogene Balance zwischen Arbeit und Freizeit bzw. Leben. Wobei letzteres als Gründerin natürlich nicht immer ganz einfach umsetzbar ist!