Die beiden Gründerinnen Nadja Lechner und Alexa Philipp (v.l.)
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SFAN: KonsumentInnen haben Lust auf Neues

Space for a name (SFAN) wurde Ende 2020 von Alexa Philipp und Nadja Lechner gegründet. Die beiden Gründerinnen haben mit SFAN neben einem Modelabel mit fairer Produktion und nachhaltigen Materialien auch eine Plattform geschaffen, die KundInnen die Probleme der Modeindustrie näher bringt und gleichzeitig innovative Lösungen anbietet. Die Gründerinnen hatten sich im Mode-Design-Studium kennengelernt, und nach einigen Jahren Zusammenarbeit bei der gleichen Modefirma zur Gründung von SFAN entschieden.

Munich Startup: Was hat Euch zur Gründung von SFAN motiviert?

Nadja Lechner: Ich habe einige Jahre in der Modeindustrie gearbeitet und immer mehr festgestellt, dass das aktuelle System nicht nachhaltig oder zukunftsfähig ist. In dieser Branche findet zu wenig Fortschritt statt, angesichts einer zu großen Misswirtschaft mit Ressourcen und Menschen. Bei unserer ehemaligen Arbeitgeberin habe ich gelernt, dass man die Dinge kleiner und lokaler denken kann. So ist der Wunsch nach Veränderung irgendwann größer geworden als die Angst vor der Selbstständigkeit. Und über Jahre ist die Idee zu SFAN entstanden.

Alexa Philipp: Der Gedanke, sich später einmal mit einem eigenen Label selbstständig zu machen, war von Anfang an in unseren Köpfen. Allerdings hat sich das Konzept, das schließlich hinter unserem Label steht, mit den Jahren immer mehr verändert und vor allem durch unsere Erfahrungen in der Branche stark in Richtung Nachhaltigkeit und Transparenz geformt. Der Gedanke, sich selbstständig zu machen, war zwar auf der einen Seite manchmal beängstigend, stellt uns jedoch auf der anderen Seite jeden Tag wieder vor neue Herausforderungen. Und es bringt jede Menge neue Erfahrungen mit sich und bietet uns die Freiheit, die Dinge auf unsere eigene Art und Weise zu lösen. 

„Neue Herausforderungen, neue Erfahrungen und Freiheit“

Munich Startup: Wie kamt Ihr eigentlich auf den Unternehmensnamen?

Alexa Philipp: Zu Anfang war „Space for a name“ nur ein Platzhalter. Aber umso öfter wir ihn verwendet haben, desto passender fanden wir ihn. Der Name drückt nämlich perfekt unser Konzept der Transparenz aus, denn wir wollen die Menschen hinter einem Kleidungsstück in den Vordergrund rücken und uns von der anonymen Massenproduktion distanzieren – also Raum für Namen schaffen.

Munich Startup: Hattet Ihr Vorbilder beim Gründen?

Nadja Lechner: Ein Vorbild für mich war auf jeden Fall Jeanne de Kroon, die Gründerin des Labels Zazi Vintage. Sie schafft es mit ihren Kleidern Geschichten zu erzählen und Menschen zu verbinden. Außerdem sind die Mäntel einfach wunderschön!

Alexa Philipp: Auch ich bin ein großer Fan von Jeanne der Kroon. Sie schafft es, ihrem Konzept treu zu bleiben und regt einen vor allem dazu an, hinter die Kulissen zu schauen. 

Entscheidungen hinterfragen?

Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?

Nadja Lechner: Während unseres Studiums war das wohl immer dann, wenn wir uns aktiv Zeit nehmen konnten um nachzudenken – diese Zeit fehlt uns heute häufig und wir haben gelernt, unter Zeitdruck kreativ zu sein. Häufig – wenn jede für sich in einem kreativen Prozess steckt – hat eine von uns eine Idee und ruft die andere an. Dann spinnen wir gemeinsam den Gedanken weiter. Momentan oft noch im Gespräch am Telefon – in Zukunft dann hoffentlich in unserem Büro.

Munich Startup: Deine größte Schwäche?

Alexa Philipp: Unsere größte Schwäche als Team ist, dass wir bereits beschlossene Entscheidungen oft hinterfragen. Gerade wenn wir uns mit ähnlichen Unternehmen vergleichen, beginnen wir wieder an unserem Entschluss zu zweifeln und wägen erneut Vor- und Nachteile ab. Meist bleibt es am Ende bei der Ausgangsentscheidung und wir hätten uns die Zeit sparen können.

„Nicht einverstanden mit der Norm“

Munich Startup: Wie gehst Du mit Zweifeln um?

Nadja Lechner: Wie erwähnt kommen wir manchmal ins Zweifeln, was der richtige Weg für SFAN ist, da unser Unternehmensmodell in einigen Punkten nicht der Norm entspricht. Wichtig ist hier, dass wir uns immer wieder vor Augen rufen, warum wir SFAN gegründet haben – eben, weil wir nicht einverstanden sind mit der Norm. Dann ist es auf jeden Fall immer hilfreich, sich mit den Ideen anderer Gründer zu beschäftigen, um die Vielfalt der Möglichkeiten wieder zu sehen. Aber auch dass wir zu zweit sind, hilft viel. So steht man vor den Entscheidungen und Problemen nicht alleine da.

Munich Startup: Die drei übelsten Vorurteile, die Dir beim Gründen begegnet sind?

Alexa Philipp: Auf dem Weg zur Gründung haben plötzlich alle eine Meinung zu deinem Konzept und wissen genau wie man das Ganze aufziehen sollte. Ziemlich oft haben wir gehört, dass wir keinen Erfolg haben werden, wenn wir auf Qualität statt Quantität setzen.

Man hört außerdem plötzlich allerlei Ratschläge, wie man ganz schnell, ganz billig, ganz groß werden könnte. Aber wir haben da einfach eine andere Intention. Wir haben gegründet, weil wir hinter unserem Konzept stehen und nicht weil wir auf die große Karriere hoffen. Natürlich wollen wir wachsen und uns entwickeln. Aber auf eine Art und Weise, die wir vertreten können. 

Oft werden Designer auch einfach nur belächelnd abgetan mit ‚Ach, du machst irgendwas mit Mode‘. Aber wie viel Herzblut und Arbeit hinter einem Kleidungsstück wirklich steckt, ist den Meisten oft nicht bewusst. Gerade dieses Wissen führt aber zu mehr Wertschätzung und Verständnis.

SFAN: „Guter Zeitpunkt, auf den Markt zu gehen“


Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?

Nadja Lechner: Wir haben uns bereits 2019 zur Gründung von SFAN entschieden: Da war an Corona und die einbrechenden Zahlen der Modebranche noch nicht zu denken. Gegründet haben wir dann trotzdem während Corona, weil wir genau diese Situation als Chance einschätzen. Denn eben durch diese Pandemie sind einige Versäumnisse der Industrie stärker aufgedeckt worden und die Verbraucher werden zum Umdenken gezwungen. Wir sind der Meinung, dass es gerade ein guter Zeitpunkt ist, mit zukunftsfähigen Ideen auf den Markt zu gehen. Denn auch die Konsumenten haben Lust auf neue Wege.

Munich Startup: Findest Du es wichtig, dass in Deutschland mehr Frauen gründen?

Alexa Philipp: Auf jeden Fall! Jede Branche braucht Ideen aus verschiedenen Perspektiven um sich weiterzuentwickeln. Wir alle können nur davon profitieren, wenn der Markt durch vielfältigere Businessmodelle geprägt wird. Und da ist der Frauenanteil eben von großer Bedeutung. Nicht nur, um die Vorbildrolle für kommende Generationen zu verändern. Sondern auch, um Vorurteile auszumerzen und unterschiedliche Blickwinkel aufzuzeigen.

Vorbildrolle für kommende Generationen

Munich Startup: Was liegt auf Eurem Schreibtisch jeweils ganz oben?

Nadja Lechner: Welcher Schreibtisch? Momentan ist da nur ein Berg aus Stoffen und eine Nähmaschine! Ein paar Schnitte liegen noch herum und Ideen für neue Designs oder Projekte. Priorität hat für uns momentan Kooperationspartner zu finden und mit Menschen über SFAN zu sprechen. Das mache ich aber gezwungenermaßen von der Couch aus.

Alexa Philipp: Nachdem ich die Chaotische von uns Beiden bin, könnt Ihr Euch jetzt vorstellen, wie mein Schreibtisch aussieht. Aber momentan sitze ich die meiste Zeit an der Nähmaschine und am Design neuer Stoff-Prints für den Sommer.

Munich Startup: Was macht Euch glücklich?

Nadja Lechner: Zur Zeit definitiv Sonnenschein und der Ausblick auf laue Sommernächte, in denen viele tolle Frauen unsere Kleider ausführen können.

Alexa Philipp: Das tolle Feedback, dass wir momentan von allen Seiten erhalten – da merken wir, dass sich die viele Arbeit lohnt.

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