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Onesome: Digitales Coaching ohne Coach

Der Bedarf an Persönlichkeitsentwicklung, oft in Form von Coaching, nimmt immer weiter zu. Doch hohe Kosten und andere Hürden sorgen dafür, dass vor allem nur die Führungsebenen davon profitieren. Das Startup Onesome will das ändern. Wir haben den Gründerinnen unsere 7 Fragen gestellt.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Onesome? Stellt Euch bitte kurz vor!

Onesome: Wir, Anouk, Swantje und Nadine, haben unsere Firma vor einem Jahr gegründet, mit dem Ziel, Coaching zu demokratisieren und damit mehr Menschen den Zugang zu Persönlichkeitsentwicklung zu ermöglichen. Entstanden ist Onesome, ein digitaler Coach für Persönlichkeitsentwicklung, der ohne menschliche Unterstützung auskommt und somit günstiger und jederzeit abrufbar ist.

Wir drei kombinieren unterschiedliche Kompetenzen. Anouk Harde (29) verbindet psychologisches und technisches Wissen und hat einen Abschluss in Human-Computer-Interaction. Nadine Priessnitz (29) ist unsere Startup-Expertin und hat ihre Expertise darüber hinaus in Innovationsmanagement und Strategieberatung im HR-Umfeld. Und Swantje Benussi (56) bringt als Geschäftsführerin von connect&develop, eine Beratung spezialisiert auf Coaching und Executive Search, die entscheidenden Hintergründe rund um Personalentwicklungsfragen und Coaching mit.

Nachdem unser Gründerinnenteam aus zwei unterschiedlichen Generationen kommt, begegnen wir oft der Frage, wie wir zusammengefunden haben. Nadine und Anouk sind Freundinnen seit der 5. Klasse und Swantje kennt Anouk ein Leben lang. Wir waren alle drei mit unseren eigenen Herausforderungen im Alltag konfrontiert: Swantje war als Coach immer durch ihre Zeit begrenzt, wollte aber mehr Menschen helfen als sie aktuell konnte. Anouks Ziel war es im Coaching einen größeren Hebel zu haben und den Menschen einen langfristigen Veränderungscoach an die Hand zu geben. Und Nadine hat auf ihrem eigenen Weg einen Begleiter zur Selbstfindung und Orientierung gesucht und gesehen, dass es nicht nur ihr so ging. Über Anouk haben sich dann auch Swantje und Nadine kennengelernt und es reifte der Entschluss, ein eigenes Produkt zum Thema digitalisiertes Coaching zu entwickeln. Onesome war geboren.

Onesome will die Hürden für Coaching senken

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Onesome: In Zeiten von extremem Wandel – hier seien nur die Stichwörter Transformation, New Work oder die neuen (Arbeits-)Umstände durch Covid genannt – wird der Bedarf an Persönlichkeitsentwicklung, oft in Form von Coaching, immer größer. Warum, liegt auf der Hand: Eine gezielte Persönlichkeitsentwicklung stärkt die Orientierung, Motivation und Zufriedenheit von uns Menschen und lässt uns zudem im Alltag resilienter und produktiver werden. Doch Coaching ist oft mit hohen Hürden und immensen Kosten verbunden. Das gilt auch für Unternehmen, wo Persönlichkeitsentwicklung in Form von Coaching deshalb vor allem in den oberen Hierarchieebenen angeboten wird. Für die große Mehrheit gibt es kaum Angebote – obwohl viele Organisationen gerne in ihre MitarbeiterInnen investieren möchten.

Wir bieten deshalb Onesome im ersten Schritt Unternehmen an, denn dort sehen wir den größten Hebel. Unsere App ist die Alternative zum herkömmlichen Coaching – ein digitales Tool, das die Methoden, Fragen und Ergebnisse aus dem Coaching technisch verfügbar macht. Damit können wir den Bedarf von vielen Unternehmen erfüllen, denn Onesome ist kostengünstig und ermöglicht es so, alle auf dem Weg in die Zukunft mitzunehmen.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Onesome: Bisher gibt es im Markt vor allem Plattformen, auf denen ein automatisches Coach-Matching stattfindet und man Coaches für ein virtuelles Coaching buchen kann. Das ist immer noch nur zu vergleichsweise hohen Kosten möglich. Unser digitaler Ansatz macht den Prozess bezahlbar. Und die Flexibilität ist größer, denn auch zeitlich muss man sich mit Onesome nach niemandem richten. Zusätzlich unterscheidet uns von anderen digitalen Angeboten, dass wir größten Wert auf eine User Experience gelegt haben, die die NutzerInnen in den Mittelpunkt stellt, nicht das Unternehmen. Onesome soll Spaß machen und in die Tiefe gehen.

„Wir wollen mit Onesome eine Community aufbauen“

Aber nicht nur das: Wir wollen mit Onesome eine Community aufbauen. Deshalb haben wir in Onesome Community Sessions integriert. Innerhalb der App kann sich jedeR im ersten Schritt, in einem sicheren und anonymen Raum, mit sich selbst beschäftigen. Im nächsten Schritt trifft man sich virtuell mit allen anderen Onesome-NutzerInnen des Unternehmens und geht in den Austausch – über die eigenen Erkenntnisse und die der anderen. Durch diesen Austausch vertiefen sich die eigenen Erkenntnisse und man wird sich bewusst, dass wir alle mit unseren Themen nicht alleine sind. Das stärkt den Umgang miteinander, die Kommunikation und am Ende auch die Community im Unternehmen.

Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?

Onesome: In einem Startup fallen viele verschiedene Dinge an, für die es noch keine ExpertInnen oder überhaupt MitarbeiterInnen gibt. Hier den Überblick zu behalten, zu reagieren und dennoch nicht das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren, war jetzt in der Anfangsphase eine große Herausforderung, an der wir immer noch stetig wachsen. Auch haben wir uns als first-time Entrepreneure zu den verschiedenen Themen wie Produktentwicklung, Sales oder Marketing stets Rat von außen eingeholt – und tun das natürlich auch weiterhin. Gleichzeitig müssen wir auch fähig sein, schnell Entscheidungen zu treffen und auf unsere eigene Expertise vertrauen. Denn immerhin sind wir die Experten für unser Produkt, unseren Markt, unser Business und unsere Vision. Dieses Selbstbewusstsein hat sich bei uns mit jedem Tag, an dem wir an Onesome arbeiten, gestärkt.

„Wir kommunizieren auf Augenhöhe“

Eine weitere Herausforderung ist, dass uns die Haltung – das Mindset – der Menschen wichtig ist, mit denen wir arbeiten. Wir möchten, dass die Menschen, die mit uns arbeiten – MitarbeiterInnen, PartnerInnen und InvestorInnen – ähnliche Werte vertreten wie wir. Dabei geht es nicht darum, dass wir immer gleicher Meinung sind. Das wäre langweilig und auch nicht hilfreich für unser Business. Wir kommunizieren auf Augenhöhe, egal wie alt oder jung, erfahren oder unerfahren jemand ist. Doch wenn es mal nicht passt, muss man hier aktiv Grenzen ziehen und offen kommunizieren. Das ist jedes Mal wieder ein großer Schritt und fällt uns nicht immer leicht.

Und um hier direkt anzuknüpfen: eine offene Kommunikation ist uns natürlich auch untereinander, im Team, wichtig, denn das führt zu Vertrauen. Doch das bedeutet, sich gegenseitig ehrliches Feedback zu geben, wenn uns etwas an der anderen stört. Und zwar am besten direkt in der Situation. Das ist auch nicht immer einfach, aber hat bei uns dazu geführt, dass wir uns wirklich gegenseitig vertrauen. Denn wir wissen: wenn die andere nichts sagt, dann ist alles in Ordnung. Und wenn die andere etwas sagt, dann sagt sie das auf der Basis einer tiefen Zuneigung.

Unternehmen sind nur der Anfang

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Onesome: Wir sind überzeugt, dass der Bedarf an Coaching immer mehr zunehmen wird. Denn die Welt ist von Wandel geprägt und die Unsicherheit der Menschen nimmt zu. Zusätzlich wird es für viele von uns immer wichtiger, den Sinn in dem zu sehen, was wir tun und selbstwirksam zu sein. Selbsterkenntnis ist hier der Schlüssel. Und immer mehr Menschen brauchen eine qualitativ hochwertige Begleitung auf diesem Weg. Das können die Coaches, die es gibt, gar nicht abdecken und die meisten Menschen leider kaum bezahlen.

Deshalb wollen wir Onesome in den nächsten Jahren inhaltlich immer weiter ausbauen, um möglichst viele Menschen bei ihren Themen unterstützen zu können. Onesome gibt es ja bereits für Unternehmen, aber es wird Onesome auch für einzelne NutzerInnen geben, die Interesse daran haben, sich weiterzuentwickeln und wirksam zu sein. Auch wollen wir Menschen unterstützen, die gar keinen Zugriff auf Coaching haben und Onesome auch für Langzeitarbeitslose, StudentInnen, SchülerInnen und andere Mitglieder der Gesellschaft anbieten.

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Onesome: Wir schätzen München sehr, zum Leben und zum Arbeiten und wir sind hier alle gut „verdrahtet“, was ja auch ein wichtiges Erfolgskriterium ist. Dazu entstehen immer mehr spannende Startups und Formate, die zu weiteren Ideen anregen und zu einem interessanten Austausch führen. Obwohl wir bereits 2019 gestartet sind, ging das richtige Startup-Leben für uns tatsächlich im ersten Lockdown los. Deshalb hatten wir noch nicht die Chance, die Startup-Szene hier in München richtig kennenzulernen. Was wir uns wünschen würden, wären noch mehr Förderungen für Startups. Hier wird zwar viel geworben vom Bayerischen Staat, am Ende aber Unterstützung zu bekommen, ist dann doch nicht so einfach.

Munich Startup: Isar oder Englischer Garten?

Onesome: Hier haben wir gerade viel gelacht. Anouk meinte, sie bevorzugt die Isar, denn die ist bei ihr direkt um die Ecke. Und gleichzeitig haben wir den Englischen Garten für uns entdeckt, denn ein abendlicher Sprung als Team in den Eisbach macht viel Spaß und lässt uns kurz die Asana Tasks vergessen.