Das Team von TUM Boring in Las Vegas
Foto: TUM Boring

TUM Boring gewinnt Elon Musk Challenge: So lief der Wettbewerb vor Ort ab

Das Studententeam TUM Boring hat gemeinsam mit 400 anderen BewerberInnen weltweit an Elon Musks 'Not-a-Boring Competition' teilgenommen – und gewonnen. Erik Mahler ist Teil von TUM Boring und berichtet uns im Interview vom Tunnelbohr-Wettbewerb in Las Vegas.

Elon Musks Boring Company hat Bewerbern weltweit eine klare Aufgabe gestellt: Wer bohrt am schnellsten einen möglichst akkuraten 30 Meter langen Tunnel mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern, durch den ein ferngesteuertes Auto fahren kann? 400 Teams haben sich für eine Teilnahme beworben, 12 wurden ins Finale nach Las Vegas eingeladen, darunter TUM Boring aus München. Das Studierendenteam wurde von Sponsoren unterstützt und konnte zusätzliche Mittel über eine Crowdfunding-Kampagne einsammeln. Erik Mahler ist Teil des 60-köpfigen Projekts und hat uns von der Challenge, seiner Aufgabe und den Plänen für die Zukunft berichtet. Der 24-Jährige studiert BWL an der LMU und Technology Management am CDTM.

Munich Startup: Wie bist Du zum Team von TUM Boring gestoßen? Was hat Dich motiviert?

Erik Mahler: Städteplanung, Architektur und Projektentwicklung interessieren mich schon seit mehreren Jahren. Für alle Themen, die mich faszinieren, aber mit meinem Hauptstudium an der LMU wenig zu tun haben, suche ich nach Möglichkeiten, dem Ganzen näher zu kommen. Für mich war deshalb bezüglich TUM Boring die klare Motivation, besser zu verstehen: Was macht Tunnelbau so teuer? Warum brauchen wir in München aktuell mehrere Jahre für den Bau kurzer Tunnelstrecken? Lässt sich das neu denken? Letztendlich bin ich über Linkedin auf TUM Boring aufmerksam geworden. Nachdem ich aus meinem Auslandssemester zurück war, bin ich letztendlich ins Team gekommen.

„Interdisziplinäres Arbeiten erfüllt mich“

Munich Startup: Welche Rolle übernimmst Du innerhalb des Teams?

Erik Mahler: TUM Boring gliedert sich in die Unter-Bereiche Tech und Operations auf. Zusammen mit meinen Kollegen im Operations-Team ging es bei mir hauptsächlich um das Thema, wie wir unsere Maschine finanzieren. Bei einer 22 Tonnen schweren Maschine geht es hier um höhere sechsstellige Beträge. Das Hauptziel des Sponsoring-Teams war es, unseren IngenieurInnen zu ermöglichen, das bestmögliche aus unserem Potenzial herauszuholen. Gemeinsam haben wir erreicht, über 80 kompetente Partnerfirmen von unserer Vision zu überzeugen. All das ist eine unglaubliche Leistung des gesamten Teams. Gerade in der heißen Phase des Baus der Maschine ab Juni 2021 wurden Rollen mehr und mehr fließend – auch als Operations-Teammitglied konnte man beim Bau der Maschine unterstützen.

Munich Startup: Wie möchtest Du persönlich von deiner Mitarbeit profitieren?

Erik Mahler: Interdisziplinäres Arbeiten erfüllt mich. Ich profitiere besonders davon, mit Menschen aus verschiedenen Hintergründen zusammenzuarbeiten und von ihnen zu lernen. Die ungefilterte Begeisterung Anderer für ein Thema führt oft dazu, dass ich mehr dazulernen möchte – unabhängig, wie fachfremd es vorher für mich gewesen sein mag. Vom Ergebnis dieser Interaktion profitiert man oft erst unvorhergesehen und nach einiger Zeit – mal sehen, was da auf mich zukommt!

Munich Startup: Ihr habt im Vorfeld Eurer Reise zur Not-a-Boring Competition in Las Vegas erfolgreich per Crowdfunding Geld eingesammelt. Wie war die Stimmung vor der Abreise? Habt ihr mit so einem Erfolg gerechnet?

Erik Mahler: Das Crowdfunding war ein erfolgreicher Meilenstein für uns – innerhalb kürzester Zeit konnten wir unsere Zielsumme erreichen. Neben unseren Sponsoring-Partnerschaften konnten wir über Crowdfunding auch Freunde, Verwandte, Bekannte und Begeisterte erreichen. So konnten wir auch denjenigen, die nicht in einem unserer Partnerunternehmen arbeiten, ermöglichen, ein Teil des Projekts zu werden. Mithilfe der kreativen Hand von Max Emrich konnten wir im Gegenzug auch gelungene Designs für Shirts, Crewnecks und ähnliches anbieten. Ein echter Erfolg für alle!

TUM Boring feierte seinen Sieg im Hofbräuhaus – in Las Vegas

Munich Startup: Erzähl uns bitte, wie der Wettbewerb vor Ort abgelaufen ist.

Erik Mahler: Am Tag des Wettbewerbs hat sich für uns gezeigt, wie wertvoll unsere rigorose Vorbereitung war. Wie aus manchen Artikeln bekannt, fand vor Bohrstart eine starke Selektion statt. Allein die Challenge an die Teams, die Maschinen fertigzustellen, nach Las Vegas zu transportieren, und dort aufzubauen, war enorm. Die darauffolgenden Sicherheits-Checks haben dazu geführt, dass einige Teams gar nicht erst starten durften. Uns hat hier im Prozess enorm geholfen, dass wir unsere Maschine mehrere Wochen vor dem Wettbewerb schon testen konnten. Nachdem wir bereits nah an die 30-Meter-Marke gebohrt hatten, war klar, dass andere Teams uns nicht mehr überholen würden. Wir hätten gerne noch zu Ende gebohrt, was uns leider nicht erlaubt wurde.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Wettbewerbssieg gefeiert?

Erik Mahler: Um alle Klischees von Las Vegas zu erfüllen im dortigen Hofbräuhaus. Anschließend haben einige von uns noch die Möglichkeit genossen, in den USA zu sein, und Ihren Aufenthalt für Reisen und Roadtrips privat verlängert.

Munich Startup: Was sind Eure nächsten Projekte mit TUM Boring?

Erik Mahler: Zunächst möchten wir sehen, welche Schritte die Boring Company geht. Gibt es einen Nachfolgewettbewerb? Falls ja, wie sieht dieser aus? Ansonsten gilt es für uns so kurz nach dem diesjährigen Event, zu reflektieren und abzutasten, was als Team möglich wäre. Hier gibt es natürlich viele individuelle Ideen – ich würde mich zum Beispiel freuen, wenn die Stadt München mit spannenden, lokaleren Impulsen auf uns zukommen würde. Elons Pläne gehen zum Teil ja eher in Richtung Individualverkehr – da gibt es in Europa noch andere Prioritäten, beispielsweise U-Bahn-Bau. Nun gilt es, alle Ideen unseres Teams zu sammeln und weiterzudenken.

Munich Startup: Vor zwei Jahren hat das Team TUM Hyperloop ebenfalls bei einem Wettbewerb von Elon Musk teilgenommen und alle vier Ausgaben gewonnen. Was ist das Erfolgsgeheimnis der Studierendenteams an der TU München?

Erik Mahler: Ich denke das ist mittlerweile eine „Self Fulfilling Prophecy“. Damit meine ich: Offenheit und Förderung der TU für derartige Projekte sind der Nährboden für die Zusammenkunft von Talenten. Das zeigt sich an unserem Team: Viele von uns sind von der Hochschule München oder wie ich von der LMU. Da die TUM es geschafft hat, immer wieder starke Initiativen hervorzubringen, sind neue GründerInnen natürlich in Ihren Ideen gestärkt, dass sie das auch können. So wird sich der Kreis vermutlich auch in Zukunft wieder schließen können.