Am 13. Januar war es so weit: Mit dem Start einer Falcon-9-Rakete von Spacex brachte Dcubed erstmals seine Technologie ins All. Das Münchner Spacetech-Startup entwickelt und vertreibt unter anderem Aktuatoren, also Auslösemechanismen für entfaltbare Strukturen wie Antennen oder Segel.
„Man kann sich diese ein bisschen wie einen Regenschirm vorstellen, der zuerst zusammengefaltet ist und sich dann, wenn er benötigt wird, auffaltet. Unser erstes Produkt, der Aktuator ist quasi der Knopf, der diese Entfaltung auslöst“,
erklärte Thomas Sinn, Gründer und CEO von Dcubed, im Interview mit Munich Startup. Die Lösung mit dem Namen Nano Pin Puller nD3PP war Teil der Mission von Fossa Systems, einem Unternehmen aus Madrid. Fossa Systems hat die ersten sechs Satelliten seiner IoT-Konstellation gestartet und dabei auch zum ersten Mal seinen PocketPod-Deployer demonstriert. Der Deployer nutzt den Nano Pin Puller, um den Pod zu öffnen und die Nutzlast freizugeben. Mit der erfolgreichen Aktivierung der vier Pin-Puller erlangte Dcubed Flugerfahrung und brachte seine Produkte auf die nächste und höchste Stufe der Technologiebereitschaft, TRL 9.
Außerdem wurde mit dem Start auch eine In-Orbit-Demonstrationsmission (IOD) des Space Selfie Sticks von Dcubed sowie der Dcubed Nano Release Nut durchgeführt, um deren Funktionalität in der Weltraumumgebung zu demonstrieren. Die IOD-Mission ist Teil des SWIFT-Satelliten des polnischen Spacetech-Unternehmens Satrevolutions.
Auch Ororatech war an Bord der Spacex-Rakete
Dcubed war allerdings nicht das einzige Münchner Startup, das einen Platz auf dem Spacex-Flug ergattern konnte: Ororatech, das an einem Frühwarnsystem für Wetterextreme arbeitet, schickte mit der Mission seinen ersten eigenen Satelliten in All. Der etwa schuhkartongroßer Satellit (Cubesat) der Münchner wird künftig den Planeten in etwa 525 Kilometern umkreisen und hochauflösende Wärmebilder der Oberfläche erfassen. Mittels einer KI-basierten Software werden diese direkt im Orbit analysiert und dann zur Erde zurückgesendet. So will Ororatech die Zeitspanne zwischen Feuererkennung und -alarm signifikant von zwei Stunden auf wenige Minuten verringern.
“Wir erfassen mit unserer Technik aus einer großen Entfernung sowohl mittelwellige als auch thermische Infrarotstrahlung“,
erklärt Thomas Grübler, CEO und Mitgründer von OroraTech.
„Die gesammelten Daten analysieren wir mit unserem GPU-beschleunigten Onboard-Verarbeitungsmodul im Orbit und erkennen charakteristische Temperatursignaturen so bereits im Weltraum. Unsere KI-basierte Software sorgt dafür, eindeutig erkannte Waldbrände sofort zu melden.“
Dem jetzt gestarteten Satelliten sollen im 4. Quartal 2022 weitere folgen. Ende 2023 sollen dann insgesamt acht Cubesats als Konstellation in einem sonnensynchronen Orbit sein. Langfristig soll ein ganzer Schwarm eine Vielzahl von Datenpunkten liefern und bestehende Daten von zum Beispiel Copernicus, dem europäischen Erdbeobachtungsprogramm, sinnvoll ergänzen. Perspektivisch sollen die Satelliten von Ororatech neben Waldbränden auch andere Vorgänge erkennen können. Zum Beispiel Gas Flaring, also das gezielte Abfackeln von Erdölbegleitgas, oder die Verdunstung von Wasser im Boden. Selbst die Stärke von Ölfilmen auf Wasser will das Spacetech-Startup aus dem Orbit einmal bestimmen können.
Isar Aerospace gewinnt EU-Preis über 10 Millionen Euro
Und auch bei Isar Aerospace gab es im Januar Grund zu Feiern: Der Anbieter von Startdiensten mit Schwerpunkt auf kleinen und mittelgroßen Satelliten konnte den EIC Horizon Preis „Low-Cost Space Launch“ der Europäischen Kommission gewinnen. Das Preisgeld von 10 Millionen Euro will das Spacetech-Startup für weitere Investitionen in Forschungs- und Entwicklungskapazitäten sowie in Test- und Startinfrastrukturen verwenden.
Daniel Metzler, CEO und Mitgründer von Isar Aerospace, erklärte bei der Preisverleihung auf der 14. European Space Conference in Brüssel:
„Ich bin sehr stolz! Der Gewinn des EIC Horizon Preises ist nicht nur ein großer Erfolg für das Team von Isar Aerospace und ein Beweis dafür, wie viel wir bereits erreicht haben, sondern unterstreicht auch das Vertrauen, das die Europäische Kommission uns entgegenbringt.“
Die Produktion von Spectrum, des 2-stufigen Launchers von Isar Aerospace, schreitet weiter nach Plan voran: Die Münchner haben den Aufbau ihrer eigenen, vertikal integrierten Fertigungsanlage bereits abgeschlossen und arbeiten daran, wichtige Tests zu absolvieren. Sind diese Meilensteine erreicht, stehe einem ersten Testflug Ende 2022 nichts mehr im Wege.