Der ION Satellite Carrier von D-Orbit. Ab 2023 soll er von Isar Aerospace ins All befördert werden.
© D-Orbit

Münchner Spacetech-Startups feiern weitere Erfolge

Ororatech, Dcubed, Isar Aerospace, Thetaspace – mehrere Startups der Münchner New Space Economy konnten in letzter Zeit Erfolge feiern. Wir haben sie für Euch zusammengefasst.

Buschbrände in Borroloola, Australian, erkannt von Ororatechs Forest-1 Satellit am 24. Mai. Das Bild zeigt Aufnahmen der drei Hauptinstrumente an Bord mit einer Schwadbreite von 170 km. Die Rauchwolken der Feuer sind im sichtbaren Spektrum zu erkennen, während der Mittelwellen-Infrarot (MWIR) Kanal exakte Hitzesignaturen zeigt. Der Langwellen-Infrarot (LWIR) Kanal, eingefügt im unteren Bildbereich, erlaubt genaue Messungen der Temperatur am Boden. © Ororatech

Ororatech feiert den Erfolg seiner ersten Satellitenmission Forest-1. Das Spacetech-Startup arbeitet an einem Frühwarnsystem für Wetterextreme und konzentriert sich derzeit auf Waldbrände. Für seine Waldbrand-Management-Plattform greifen die Münchner dabei noch auf Daten verschiedener anderer Satelliten zu. Mit Forest-1 hat das Startup aber im Januar 2022 einen ersten eigenen Satelliten in All befördert (Munich Startup berichtete).

Dieser Nanosatellit verfügt über eine Wärmebildkamera mit Lang- und Mittelwellen-Infrarotsensor sowie eine Kamera im sichtbaren Spektrum. Außerdem befindet sich zusätzlich eine Grafikkarte zur Verarbeitung der Daten an Bord. So kann der Satellit zeitkritische Meldungen in Echtzeit über ein spezielles Satellitennetzwerk zum Boden schicken. Wie das Startup nun bekannt gab, hat er Ende Mai erstmals erfolgreich einen Waldbrand erkannt und gemeldet und somit seine Funktionstüchtigkeit unter Beweis gestellt.

„Das ist ein sehr wichtiger Schritt für die Firma. Unser Team hat gezeigt, dass die Wärmebildkamera auf einem Nanosatelliten heutige Technologien übertreffen kann“,

sagt Thomas Grübler, CEO von OroraTech.

„Bis Ende 2023 werden wir die nächsten acht Satelliten starten um die aktuelle Datenlücke am Nachmittag komplett zu schließen und unsere Kunden mit noch besseren Informationen zu versorgen. In einigen Jahren können wir mit unserer Konstellation Waldbrände weltweit innerhalb von 30 Minuten erkennen.“

Weitere Dcubed-Komponenten erlangen TRL-9

Die Nano Release Nut von Dcubed kommt zum Einsatz, wenn Schraubverbindungen gelöst werden müssen. Sie misst 17x17x17mm und wiegt 25 Gramm. © Dcubed

Mit dem Technology Readiness Level (TRL) bewertet die NASA den Entwicklungsstand von neuen Technologien für die Raumfahrt. TRL-9 ist dabei die höchste Stufe und bedeutet den Nachweis des erfolgreichen Einsatzes. Für junge Spacetech-Startups bedeutet dies einen wichtigen Meilenstein in ihrer Entwicklung. Nachdem Dcubed bereits im Januar TRL-9 für seinen Nano Pin Puller nD3PP erreicht hat, folgt nun die Nano Release Nut nD3RN. Dies geschah im Rahmen einer gemeinsamen Mission mit dem polnischen Satellitenhersteller Satrev.

„In dieser Branche ist es unerlässlich, Technologien im Weltraum zu demonstrieren. Eine erfolgreiche In-Orbit-Demonstration wird den TRL unseres Nano Pin Puller, unserer Nano Release Nut sowie unseres Space Selfie Sticks auf 9 katapultieren und damit den Weg für ihren Einsatz in vielen weiteren Missionen und Anwendungen im Weltraum ebnen, die TRL erfordern. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit Satrev bei der Integration unserer Produkte in ihren Satelliten und können den Starttag kaum erwarten“,

so Thomas Sinn, CEO von Dcubed.

Zudem gewann Dcubed erst kürzlich den Startup-Wettbewerb Techmatch Live von Texas Instruments.

Isar Aerospace schließt erneut wichtige Partnerschaft

Isar Aerospace hat mit dem italienischen Raumfahrt-Infrastruktur-Anbieter D-Orbit eine feste Vereinbarung über Startdienstleistungen geschlossen. Der Vereinbarung zufolge werden die Münchner mit ihrer Trägerrakete Spectrum den D-Orbit-Satellitenträger ION Satellite Carrier ab 2023 als primären Kunden in eine sonnensynchrone Umlaufbahn starten. Startplatz wird Andøya in Norwegen sein. Spectrum wurde für kleine und mittelgroße Satelliten und Satellitenkonstellationen entwickelt. Der ION-Satellitenträger des italienischen Spacetech-Unternehmens kann Satelliten auf bestimmte Punkte in der Umlaufbahn ausrichten und bei jeder Mission mehrere Nutzlasten aufnehmen. Die Lösung soll die Zeit vom Start bis zum Betrieb um bis zu 85 Prozent und die Startkosten für eine ganze Satellitenkonstellation um bis zu 40 Prozent reduzieren.

„Wir freuen uns, D-Orbit an Bord des Spectrum-Fluges begrüßen zu dürfen und danken dem D-Orbit-Team für das Vertrauen, das es in uns setzt. Wir freuen uns darauf, auf unser gemeinsames Ziel hinzuarbeiten, die Barrieren für einen flexiblen Zugang zum Weltraum abzubauen“,

sagt Stella Guillen, Chief Commercial Officer von Isar Aerospace.

Das Startup befindet sich aktuell auf der Suche nach einem neuen Standort, an dem es weiter wachsen kann. Der Gemeinderat der Gemeinde Haar hat erst kürzlich dafür votiert, vorbereitende Planungen und vertiefte Gespräche über eine Ansiedlung im Münchner Vorort zu beginnen. Außerdem soll laut Medienberichten auch Taufkirchen in der engeren Auswahl stehen.

Thetaspace gewinnt bei Copernicus Masters

Schon etwas länger her ist der Sieg von Thetaspace beim Copernicus Masters Wettbewerb. Das Spacetech-Startup aus Gilching entfernt optische Hindernisse wie Wolken von Satellitenbildern. Bei dem Wettbewerb der Europäischen Kommission konnte sich Thetaspace in der Challenge von Up42 und Airbus Defence and Space durchsetzen. Für seine Lösung setzt das Unternehmen auf die Verschmelzung von Synthetic Aperture Radar und optischen Satellitenbildern der Sentinel-1 und 2 Konstellationen mit Hilfe künstlicher Intelligenz.