Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?
Romy Lindenberg, Shavent: Wir haben den plastikfreien Shavent-Schwingkopfrasierer entwickelt – die komfortable, sanfte Variante der nachhaltigen Rasur am ganzen Körper. Warum? Weil allein in Deutschland pro Jahr bis zu 500 Millionen Rasierer-Wechselköpfe im Müll landen. Das entspricht mehr als 100 LKW-Ladungen Restmüll, der nicht recyclebar ist. Das ist doch irre! Und ganz schön teurer Abfall ist das noch dazu: Den Rasierer-Griff in der Drogerie gibt es meist als günstiges Angebot, aber die zum Griff immer wieder notwendigen Wechselköpfe gehen langfristig ganz schön ins Geld.
Unser Familien-Startup Shavent hat sich zum Ziel gesetzt, da eine echte Alternative zu bieten. Hierfür haben wir unseren Shavent-Schwingkopfrasierer entwickelt, der plastikfrei, langlebig und unisex ist. Man tauscht nur das aus, was wirklich ausgetauscht werden muss, nämlich die Klingen anstelle des ganzen Rasierkopfes. Zudem kann man ganz normale, günstige Standardrasierklingen einlegen, die es von vielen Marken gibt. So spart man langfristig nicht nur Abfall, sondern bares Geld.
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Romy Lindenberg: Eeeeben nicht! Mein Vater hatte keine Lust mehr auf die teuren und müllverursachenden Wechselköpfe seines Systemrasierers aus der Drogerie und hat für sich einfach keine passende Alternative gefunden. Mit den klassischen Rasierhobeln konnte er sich nicht anfreunden. Für die schnelle alltägliche Rasur fehlte ihm der Komfort des Schwingkopfes und der Mehrklingenrasur, die er vom Drogerierasierer kannte – und ein Rasiermesser war für ihn im Alltag auch nicht geeignet.
Da er es nicht einsah, sich zwischen Nachhaltigkeit und Komfort entscheiden zu müssen, hat er sich kurzerhand seinen eigenen Rasierer konstruiert – der Shavent kombiniert den vollen Komfort einer Schwingkopf-Rasur mit der Einfachheit von günstigen und recycelbaren Standard-Rasierklingen.
„So glatte Haut hatten wir noch nie erlebt“
Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?
Romy Lindenberg: In ein Familienunternehmen wird man ja, wenn überhaupt, eher hineingeboren – wir haben das mal andersherum gemacht. Mein Vater Armin Seidel, leidenschaftlicher Maschinenbauingenieur, hat den Shavent selbst entwickelt und über viele Prototypen aus dem 3D-Drucker hinweg so lange optimiert, bis er ein für ihn perfektes Rasurerlebnis geschaffen hatte. Als er den Shavent meiner Mutter und mir gezeigt hat, haben wir ihn sofort ausprobiert und waren völlig baff: Der war nicht nur nachhaltig, der war sogar besser als das, was wir vorher benutzt haben. So glatte Haut hatten wir noch nie erlebt. Also stand schnell fest: Den Shavent-Rasierer dürfen wir nicht für uns behalten und so haben wir uns entschlossen, unser Familien-Startup zu gründen.
Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?
Romy Lindenberg: Ein Produkt von Anfang bis Ende selbst herzustellen, ist natürlich eine große Herausforderung. Die richtigen lokalen Partner zu finden (der Shavent ist Made in Germany), hohe Anfangsinvestitionen, die Optimierung der Produktion bis das Ergebnis unserem hohen Qualitätsanspruch gerecht wird – das war beim Start eine große Aufgabe. Aber wir haben einen großartigen Partner in Thüringen gefunden, ebenfalls ein Familienunternehmen mit viel Erfahrung, der mit uns nicht nur einen wunderschönen, langlebigen Shavent produziert, sondern uns auch beim unglaublichen Ansturm nach Ausstrahlung unseres Auftrittes bei „Die Höhle der Löwen“ mit voller Kraft unterstützt hat. Denn das war eine riesige Herausforderung – unsere geplante Jahresmenge mal eben in drei Monaten zu produzieren und zu versenden war für alle ein gigantischer Kraftakt, aber wir haben dieses Abenteuer erfolgreich zusammen gemeistert.
Shavent in mehr als 20.000 Badezimmern
Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?
Romy Lindenberg: Wie viele Menschen wir besonders mit unserem TV-Auftritt auf das Thema „plastikfrei rasieren“ aufmerksam machen konnten, ist wirklich unglaublich. Inzwischen ist der Shavent in mehr als 20.000 Badezimmern zu Hause und hat so viele Menschen begeistert! Und das ist für uns erst der Anfang – fast 90 Prozent der bisherigen Bestellungen kommt aus dem deutschsprachigen Raum. Da sind noch so viele Badezimmer, die wir von unschönen, müllverursachenden Plastikrasierern befreien wollen.
Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?
Romy Lindenberg: Da ich in meiner Zeit als Geschäftsführerin Deutschland bei Hellofresh den Startup-Standort Berlin erlebt habe, wundere ich mich immer ein bisschen über München. Obwohl ich schon seit Jahren nicht mehr in Berlin bin, kenne ich dort trotzdem mehr GründerInnen als in München. Klar, Corona hat die Vernetzung nicht gerade einfacher gemacht, aber ich würde mir für uns alle wünschen, dass wir mehr die “Köpfe zusammenstecken”, uns austauschen und zusammenarbeiten. Daraus entstehen so viele Ideen und Potenziale!
Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?
Romy Lindenberg: Langer Atem. Wir sind mit Shavent angetreten, um die Badezimmer dieser Welt zu erobern.