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Teamfit: Von der Eigenbedarfs-App zum Shooting Star

Eigentlich hatten die Teamfit-Gründer ihre App entwickelt, um ihrer Handball-Mannschaft beim Ausdauertraining zu helfen. Doch mit dem ersten Corona-Lockdown wurde klar, dass gemeinschaftlicher Sport über eine digitale Plattform auch ein ordentlicher Business Case sein kann. Wie sich Teamfit von da ein weiter entwickelte und wie genau das Angebot des Startups aussieht, erzählen die Gründer im Interview.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Teamfit: Mit Teamfit verbinden wir Bewegung und Teambuilding auf einzigartige Weise über eine digitale Plattform. Damit helfen wir unseren Kunden, Gesundheit, Motivation und Gemeinschaft in ihrer Organisation zu stärken. Dies ist in der heutigen Zeit besonders wichtig, denn die Krankenstände in Unternehmen sind so hoch wie zuletzt vor 25 Jahren. Auch die Bereitschaft zum Jobwechsel ist aufgrund der räumlichen Trennung durch Homeoffice und der damit verbundenen fehlenden emotionalen Bindung zum Team auf einem historischen Hoch. Genau hier setzt Teamfit an.

Inspiriert aus dem Mannschaftssport wie Handball, Fußball oder Volleyball schaffen wir es, Mitarbeiter zu Teams zusammen zu schweißen und zu mehr Bewegung und einem gesünderen Leben zu motivieren. Und das unabhängig von Standort, Pandemielage oder Homofficesituation. Die gebildeten Teams sammeln – je nach Wunsch des Kunden – Bewegungspunkte, Bewegungsminuten oder zurückgelegte Kilometer, durch jegliche Art der Bewegung.

Das Angebot der Teamfit ist hier bewusst sehr groß, denn für jeden soll etwas dabei sein. Bodyweight Training, Laufen, Radfahren, Wandern, Yoga, Schrittzähler, Anbindung von externen Trackern wie Fitbit, Garmin, Apple Health oder Google Fit bis hin zu Gartenarbeit – jede Bewegung zählt. Dabei erwächst die Hauptmotivation aus den Teams selbst, denn niemand will sein Team hängen lassen oder positiv formuliert – jeder will seinem Team helfen. Kurz gesagt – Teamfit erzeugt Motivation zu Bewegung und ein ungeheuer positives Teamgefühl.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Teamfit: Es gibt viele Anbieter im B2B-Markt, die digitale Bewegungsaktionen oder Challenges anbieten, allerdings niemanden, der so konsequent auf Teams setzt wie wir. Das Team ist auf unserer Plattform das zentrale Element, um das alles herum aufgebaut ist.

„Die App wurde eigentlich für den Eigenbedarf entwickelt“

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Teamfit: Die App wurde eigentlich für den Eigenbedarf entwickelt. Alex und Philipp aus dem Gründerteam waren auf der Suche nach einer Möglichkeit, ihre Handballmannschaft zum Zusatztraining in den Bereichen Ausdauer und Kräftigung zu motivieren, die bis dato einfach fehlte. So entstand die Idee der Teamfit-App. Das Team bekam vom Trainer ein Wochenziel vorgegeben, zum Beispiel ‚Wir laufen als Team gemeinsam 150 Kilometer‘ und jeder konnte auf das Ziel einzahlen. So wurde die App über drei Jahre nur von einigen Handballmannschaften – hauptsächlich in der Saisonvorbereitung – genutzt.

Als dann die Corona-Welle inklusive erstem Lockdown kam, traf die Idee, gemeinschaftlich Sport über eine digitale Plattform zu machen und gemeinsam ein Ziel zu verfolgen, einen Nerv bei vielen Menschen. Die Zahl der monatlich aktiven Nutzer stieg völlig organisch von unter 100 auf über 5.000 im ersten Lockdown und dann auf mehr als 150.000 im zweiten Lockdown. Zu diesem Zeitpunkt wurde klar, dass man darauf ein Unternehmen aufbauen kann. So wurde die Teamfit GmbH im März 2021 gegründet. Nach einem ursprünglichen Fokus auf das B2C-Geschäft wurde im Juli ein Pivot vollzogen und der Fokus komplett auf das B2B-Geschäft ausgerichtet.

Der Pivot von Teamfit

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Teamfit: Nach der Gründung hatten wir – aufgrund des auslaufenden Lockdowns – erst einmal mit rückläufigen Nutzerzahlen im B2C-Geschäft zu kämpfen. Das Produkt war zu diesem Zeitpunkt sehr eindimensional und profitierte tatsächlich stark von der damaligen Situation. Sich das einzugestehen und dann eine komplette Neuausrichtung gerade mal drei Monate nach der Gründung vorzunehmen, war ein schwieriger Schritt, der sich im Nachhinein aber als absolut richtig herausgestellt hat.

Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?

Teamfit: Wir sind sehr zufrieden. Obwohl wir erst ein gutes Jahr auf dem Markt sind und der Fokus auf Unternehmen sogar noch kürzer besteht, konnten wir bereits viele großartige Kunden gewinnen. Dazu zählen große Konzerne mit knapp 100.000 Mitarbeitern, die unsere Lösung global für alle Mitarbeiter einsetzen. Der Umsatz hat unsere Planungen und Erwartungen bislang weit übertroffen, so dass wir früher als geplant in der Lage sind, unser Team zu vergrößern und das weitere Wachstum voranzutreiben.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Teamfit: Tatsächlich haben wir von der eigentlichen Startup-Szene bislang wenig mitbekommen. Da wir bisher weder mit Business Angels, Inkubatoren oder VCs gearbeitet haben, können wir hierzu keine Aussage treffen. Grundsätzlich ist München aber ein sehr guter Standort mit vielen talentierten Fachkräften und vielen großen Unternehmen als potenziellen Kunden und Kooperationspartnern. Problematisch gestaltet sich allerdings die Wohnsituation. Für potenzielle Mitarbeiter sind die hohen Mietpreise in München der Grund, nicht hier wohnen zu wollen und stattdessen anderswo oder remote zu arbeiten.

„Für große Unternehmen haben wir auch eine Whitelabel-Lösung im Portfolio“

Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?

Teamfit: Eigentlich verorten wir uns aktuell irgendwo dazwischen. Momentan tendieren wir eher Richtung Shooting Star, da Teamfit sehr schnell große Bekanntheit erlangt hat und mit über 300.000 Nutzern im deutschsprachigen Raum auch bereits eine gewisse Verbreitung genießt. Langfristig könnte die Ausrichtung der Teamfit aber auch in Richtung Hidden Champion gehen, denn besonders für große Unternehmen haben wir auch eine Whitelabel-Lösung im Portfolio. Wo es schließlich hingehen wird, muss sich noch zeigen: Das kommt tatsächlich dann auch auf einige strategische Entscheidungen an, wie präsent wir bei den Mitarbeitern unserer Kunden am Ende sein wollen.