Die Cometum-Gründer Sascha Miller und Alexander Rennig.
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Cometum: Die Neo-Privatbank für alternative Anlageklassen

Kunst, Oldtimer, Diamanten – alternative Anlageklassen gibt es viele. Doch in sie zu investieren ist kompliziert und erst mit einem gewissen Vermögen wirklich machbar. Das Münchner Startup Cometum will dies alles ändern und setzt dabei auf die Tokenisierung der Sachwerte und verknüpft dies mit einem Private-Banking-Ansatz. Im Interview erklärt Co-Founder Alexander Rennig, wie sein Startup funktioniert und welche Probleme sein Ansatz löst.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Alexander Rennig, Cometum: Cometum ist eine Neo-Privatbank, die Investitionen in alternative Anlageklassen wie Kunst, Oldtimer, Diamanten und Private Equity ermöglicht. Unser Produktangebot richtet sich dabei vorwiegend an junge Vermögende, die sogenannten High-Net-Worth Millennials & Affluents. Dabei sehen wir uns als “Neo”-Privatbank, da wir einerseits eine “Wealth-Lösung” sind, die alternative Anlagemöglichkeiten für große Vermögen bietet. Andererseits wollen wir Kunden auch modernste Banking Services bieten, um den Lifestyle Bedürfnissen junger vermögender Digital Natives gerecht zu werden. Hierzu bietet Cometum künftig auch ein funktionales Bankkonto mit integrierter Private Banking Premium-Kreditkarte. 

Wir lösen hierbei mehrere Probleme. Wobei zwischen Problemen der Privatbanken und Problemen der Privatbank Kunden zu unterscheiden ist.

Etablierte Privatbanken stehen derzeit vor großen Herausforderungen. Zum einen wird ihre Klientel immer älter, wobei man sagen könnte, dass viele Privatbanken mit ihren Kunden gealtert sind. Zum anderen haben sich die Angebote der Privatbanken im Laufe der letzten Jahrzehnte weder weiterentwickelt noch haben sie sich an den Bedürfnissen einer Nachfolge- oder Erbengeneration orientiert. Ferner wurde wenig Wert auf Produkt-Innovationen oder technologischen Fortschritt gelegt.

Probleme von Privatbanken und deren Kunden

Die Kundschaft der Privatbanken spürt das. Sie steht seit den letzten Jahren selbst immer wieder vor größeren Herausforderungen bei der Vermögensanlage. Vor allem in Zeiten von Krisen, die sich immer wieder selbst übertreffen, wie Corona, Inflation oder Krieg, gerieten nicht nur die Kapitalmärkte immer wieder unter Druck. Die Wechselbereitschaft bei Privatbank-Kunden ist daher dementsprechend hoch. Jeder zweite Kunde einer Privatbank möchte gerne wechseln oder sucht nach einer Alternative zu seiner Privatbank. Vor allem dem hohen Anlagedruck und der Nachfrage nach alternativen Anlageprodukten, werden viele Privatbanken nicht gerecht. Sie haben zwar vermögende Kunden, können diese aber aufgrund dieser Probleme langfristig nicht mehr halten.

Hinzu tritt eine Veränderung, die diese demografische Entwicklung noch beschleunigen könnte, der sogenannte “Great Transfer of Wealth”, die größte Übertragung von Vermögen in der Geschichte, von der Generation der Babyboomer an die Generation der Millennials. Als Privatbank wird es dann genau gegenüber dieser Millennial Generation schwierig sein, über die oben genannten Defizite und Versäumnisse der letzten Jahre hinweg zu täuschen. Als Digital Natives werden die Profiteure des “Great Transfer of Wealth” von ihrer Privatbank im 21. Jahrhundert eine hybride Wealth Management Lösung erwarten, die auch ihr digitales Vermögen vollumfänglich berücksichtigt. Aktien, Fondsbeteiligungen aber vor allem fraktionalisierte Beteiligungen an Sachwerten wie Kunst, Diamanten oder Oldtimer, in tokenisierter Form, werden hierbei vordergründig eine Rolle spielen. Dabei erwarten junge Vermögende eine best-in-class User Experience. Alles On-Demand, aber mit der persönlichen Service Komponente einer Privatbank. Es handelt sich also vielmehr um ein Bedürfnis, als um ein Problem eines modernen Private Banking Kunden. 

Cometum hat es sich zur Mission gemacht, als Europas erste rein digitale Privatbank diesem Bedürfnis gerecht zu werden.

„Für Cometum hat die gewissenhafte Auswahl der Assets oberste Priorität“

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Alexander Rennig: Es gibt einige Crowdinvesting-Anbieter, welche bestimmte alternative Assets wie Fahrzeuge oder Kunst anbieten. Diese Akteure setzen allerdings auf den Einsatz von Payment-Service-Providern (PSPs), um Gelder anzunehmen. Das heißt, der Kunde überweist für jedes Investment Geld oder gibt seine Kreditkartennummer an. Tendenziell handelt es sich hierbei also eher um kleinere Transaktionssummen. Dies führt dann meistens dazu, dass die angebotenen Assets etwas preiswerter sind und eher als “Collectible” einzustufen sind. 

Für Cometum hat die gewissenhafte Auswahl der Assets oberste Priorität. Wir konzentrieren uns auf “Bluechip Assets“, welche im Regelbetrieb über 500.000 Euro kosten werden. Ab dieser Größenordnung können wir die Vorteile der Fraktionalisierung / Losgrößentransformation bestens ausspielen und einen echten Mehrwert für den Kunden stiften. Wir eröffnen unseren Kunden somit Anlageklassen, die bisher institutionellen Anlegern vorbehalten waren, ab einer Mindestzeichnungssumme von 1.000 Euro pro Investment. Passend zu dieser Strategie hat Cometum für seine Kunden einen Private-Banking-Ansatz gewählt. Das heißt, man eröffnet einmal ein Konto und investiert über dieses Konto in verschiedene Assets. Cometum kümmert sich um alles weitere inkl. Steuerreporting respektive die Einbehaltung der Kapitalertragsteuer auf Gewinne. Davon abgesehen legen wir großen Wert auf Kostentransparenz. Bei uns sind alle Kosten explizit ausgewiesen und werden auf den Zeichnungsbetrag addiert, statt die Kosten im Tokenpreis zu “verstecken”.

Unternehmergeist trifft Finanz-Fachwissen

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Alexander Rennig: Ich persönlich habe einen Background im Beteiligungsmanagement und war bei ein paar Fonds für Fintech- und Insurtech-Investments zuständig. Da ich selbst aus einer Unternehmerfamilie komme, und das unternehmerische Mindset quasi schon seit 4 Generationen im Blut habe, war mir allerdings schon sehr lange klar, dass ich selbst auch einmal gründen werde. In 2018 habe ich dann mein erstes Unternehmen im Medtech-Bereich gegründet, ein Produkt patentiert und dann sehr schnell an einen Konzern lizenziert. Da ich somit aus dem operativen Geschäft raus war, habe ich mich nach neuen Opportunitäten umgesehen und wollte wieder in den Fintech-Bereich zurück.

Glücklicherweise habe ich dann meinen Co-Founder Sascha Miller kennengelernt, welcher mich als Anwalt für Banken und Kapitalmarktrecht perfekt ergänzt und auch meine Leidenschaft für Finance und Oldtimer teilt. Sascha war vor seiner Zeit als Co-Founder und CEO bei Cometum im Banking und Finance Team einer renommierten Großkanzlei in München tätig. Er ist spezialisiert auf die Rechtsgebiete Gesellschafts-, Bank- und Kapitalmarktrecht. Im Rahmen seiner Tätigkeit beriet er Private Equity Fonds bei Leveraged Buyouts und Akquisitionsfinanzierungen sowie Unternehmen, Banken und Finanzinstitute bei Unternehmensfinanzierungen. Während seiner Zeit als Jurist befasste sich Sascha bereits früh mit der Blockchain und ihren möglichen Anwendungsbereichen im Wertpapier- und Bankenbereich. Das größte Potenzial der Blockchain sah er hierbei in der Möglichkeit, Vermögenswerte mittels Tokenisierung als digitale Wertpapiere zu strukturieren.

In 2020 haben wir dann gemeinsam mit Alexander Schätz, der für die technische Entwicklung zuständig ist, Cometum gegründet. Alexander Schätz war vor seiner Tätigkeit als CTO bei Cometum als Softwareentwickler beim Münchner Robo-Advisor Scalable Capital tätig und hat Erfahrung bei diversen etablierten Privatbanken sammeln können.

„Aktuell steht die Professionalisierung und Kommerzialisierung des Businesses im Vordergrund“

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Alexander Rennig: Das ist wirklich schwierig zu beantworten. Als Gründer wird man kontinuierlich mit Herausforderungen konfrontiert, da man vieles zum ersten Mal macht. Deshalb ist es auch extrem schwierig abzuschätzen, wie lange Dinge bis zur Fertigstellung dauern werden. Dies führt oft unweigerlich dazu, dass man Deadlines reißt und Investoren oder andere Stakeholder den Druck erhöhen. Extrem herausfordernd war es, die regulatorischen Anforderungen sauber, inkl. aller Edge Cases, zu dokumentieren, im Zuge des Produktmanagements zu konzipieren und dann entwickeln zu lassen. Nach vielen Tests und Learnings haben wir das Thema aber zum Glück lösen können.

Aktuell steht die Professionalisierung und Kommerzialisierung des Businesses im Vordergrund. In diesem Zusammenhang implementieren wir viele Business Intelligence und Marketing Automation Prozesse, entwickeln unsere Anlegerverwaltung weiter und beschleunigen natürlich das Sourcing von Assets, um hier die Frequenz, mit der neue Assets angeboten werden, zu erhöhen.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Alexander Rennig: Wir planen, in einem Jahr die von uns angebotene Asset Vielfalt stark erweitert zu haben. Das heißt, es wird bei uns Oldtimer und Supercars, Kunst, Diamanten und Private Equity geben. Außerdem wird bis dahin unser nächstes Design Release live sein und die Mobile App im Appstore zu finden sein. Dies sind Dinge, von denen in erster Linie unsere Kunden im Zuge der besseren User Experience profitieren sollen. Darüber hinaus wird es in einem Jahr den Sekundärmarkt geben, welcher den Handel mit Alternative Assets ermöglicht.

Cometum wird zur One-Stop-Shop-Lösung für Verwaltung und Aufbau von Vermögen

In 5 Jahren werden wir stark expandiert sein und unsere Services aktiv in der EU bewerben. Es soll eine Kreditkarte und traditionelle Assetklassen geben, um den Private Banking Gedanken abzurunden, sodass unsere Kunden mit Cometum eine One-Stop-Shop-Lösung zur Verwaltung und zum Aufbau ihres Vermögens vorfinden.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Alexander Rennig: München bietet uns alles, was wir brauchen. Die Nähe zu Investoren, Startup Events und diversen Akteuren im Financial Services Umfeld wie Steuerberatern, Anwälten etc. ist definitiv vorhanden. Auch bekommen wir ausreichend Bewerbungen und haben dementsprechend keine Probleme Vakanzen zeitnah zu besetzen. Einen Fachkräftemangel spüren wir selbst also aktuell noch nicht. Vermutlich hängt dies aber auch mit der Attraktivität unseres Business Models zusammen. Weiterhin bietet München eine exzellente Work Life Balance, was unseren Mitarbeitern zu Gute kommt und einen Umzug erleichtert.

Munich Startup: Risiko oder Sicherheit?

Alexander Rennig: Ich glaube, als Gründer muss man eine gewisse Risikoaffinität mitbringen, da man ansonsten schlecht mit den ständigen Ups and Downs umgehen kann. Dies ist insbesondere in der frühen Gründungsphase so. Trotzdem müssen Risiken im Sinne der langfristigen Unternehmensführung immer kalkulierbar sein. Insbesondere, wenn man die Verantwortung für Kunden, Mitarbeiter und Investorengelder trägt. Mit zunehmendem Erfolg steigt also der „Einsatz“, den man selbst oder andere verlieren können und man wird automatisch etwas vorsichtiger.