Das Gründungteam von Proxima Fusion im Munich Urban Colab
© Proxima Fusion

7 Millionen Euro für Proxima Fusion

Das Münchner Startup Proxima Fusion entwickelt ein Fusionskraftwerk auf der Grundlage des sogenannten Stellerator-Konzepts. In ihrer Pre-Seed-Runde konnte die Ausgründung des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP) nun 7 Millionen Euro einsammeln.

Proxima Fusion will sein erstes Fusionskraftwerk bereits in den 2030er Jahren errichten. Hierzu setzt das Startup auf das Konzept eines sogenannten Stellerators. Dabei wird das für die Fusionsreaktion nötige Plasma – eine Mischung aus den Wasserstoff-Isotopen Deuterium und Tritium mit einer Temperatur von 100 Millionen Grad Celsius oder mehr – in einem Magnetfeld eingeschlossen, das von einer Vielzahl komplexer Elektromagnete außerhalb des Plasmas erzeugt wird. Dies ist notwendig, da das Plasma beim Kontakt mit der Wand eines materiellen Gefäßes zu stark abkühlen würde, um die Fusionsreaktion aufrecht zu erhalten.

Das Magnetfeld kann prinzipiell auf verschiedene Arten angeordnet werden, was zu unterschiedlichen Reaktorkonzepten führt, darunter auch der Stellerator. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Reaktor Wendelstein 7-X, der in Greifswald vom IPP betrieben wird. Das zweite erfolgversprechende Konzept, der Tokamak, kombiniert hingegen einfache, externe Elektromagneten mit einem großen Strom innerhalb des Plasmas. Diese Lösung kommt zum Beispiel im internationalen Forschungsprojekt ITER zum Einsatz.

Dabei gilt das Design der Stellaratoren als deutlich komplexer als von Tokamaks, dafür aber mit entscheidenden Vorteilen für ein Fusionskraftwerk. So erfordere der stationäre Zustand des Reaktors einen geringeren operativen Aufwand und auch die Bewältigung der Wärmebelastung der Materialoberflächen falle leichter. Die Nachteile der ersten Stellaratoren wie etwa ein schlechter Plasmaeinschluss bei hohen Temperaturen oder hohe Verluste an Fusionsprodukten konnten in den letzten Jahren gelöst werden.

„Die experimentellen Fortschritte von W7-X und die jüngsten Fortschritte bei der Modellierung von Stellaratoren haben das Bild radikal verändert“,

erklärt Francesco Sciortino, Mitgründer und CEO von Proxima Fusion.

„Stellaratoren können inzwischen die Hauptprobleme von Tokamaks überwinden und signifikant weiterentwickelt werden, wodurch die Stabilität des Plasmas verbessert und stationäre Spitzenleistungen erreicht werden.“

Proxima Fusion sei bereit „den Status Quo zu ändern“

Die Arbeiten von Proxima Fusion bauen auf dem Wendelstein 7-X des IPP auf. Der Fortschritt in der Forschung ermöglicht es dem Startup, moderne Optimierungs- und Designtools zu nutzen, um den Zeitplan zur Fusionsenergie zu beschleunigen. UVC Partners investiert nun gemeinsam mit Plural als Lead-Investor 7 Millionen Euro in Proxima Fusion. Zudem schließen sich der High-Tech Gründerfonds (HTGF) und die Wilbe Gruppe der Pre-Seed-Runde an.

 Benjamin Erhart, General Partner bei UVC Partners, sagt:

„In den kommenden Jahren wird die Energiewende eine unserer existenziellsten Herausforderungen sein. Wir wissen schon heute, dass wir einen klugen Mix aus verschiedenen Energiequellen brauchen. Die Bestrebungen von Proxima Fusion bauen auf Deutschlands massiven Investitionen in Stellaratoren auf. Wir sind überzeugt, dass das Team bereit ist, den Status Quo zu ändern – weltweit und insbesondere in Deutschland und Europa, wo verlässliche Energiequellen jenseits von Wind und Solar dringend benötigt werden.“

Maximilian Feigl

Maximilian Feigl berichtet seit 2020 über das Münchner Startup Ökosystem. Dabei haben es dem studierten Politikwissenschaftler vor allem Deeptech-Themen angetan.

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