Foto: Lukas Lindner

Munich Startup Festival: Zirkulär denken

Klimaerwärmung, Ressourcenknappheit und Versorgungsengpässe machen das Thema Circular Economy zu einem besonders drängenden. Welche Schritte zum Erreichen einer Kreislaufwirtschaft noch nötig sind und welche Rolle Startups dabei spielen, darüber diskutierten die TeilnehmerInnen des Panels “The next big thing: Münchens Weg in der circular economy”.

Mit einer Bestandsaufnahme starteten die TeilnehmerInnen des Panels zur Kreislaufwirtschaft in ihr Gespräch. Dabei war sich die Mehrheit einig: Es ist noch viel zu tun. Katrin Habenschaden, Zweite Bürgermeisterin der Stadt München, gab zu:

„Die Zirkularität als Ganzes haben wir erst seit relativ kurzer Zeit im Blick. Aber wir kommen auch von Seiten der Stadt langsam in die Gänge.“

Drastischer formulierte es die Gründerin der Community Kitchen, Günes Seyfarth:

„Wir können in Deutschland immer gut reden – auch über Circular Economy – aber uns fehlt häufig noch die Freude am Tun und Lernen in der Praxis.“

Um Zirkularität zu erreichen, müsse man sich trauen, neue Wege zu gehen und dabei auch mal zu scheitern.

Häufig fehle es auch noch am Verständnis für die gesamte Bandbreite, die die Kreislaufwirtschaft verlangt. Deutschland sei Müllsammel-Weltmeister und die Stadt München gerade beim Thema Zero Waste sehr gut aufgestellt, bemerkte Matthias Ballweg, Mitgründer von Circular Republic. Aber Sharing-Modelle auch für Alltags-Gegenstände oder nachhaltiges Produktdesign seien bei Vielen noch nicht im Bewusstsein angekommen. Dabei gehe es im Kern genau darum, meinte Seyfarth. Jedes Unternehmen müsse sich die Frage stellen, ob es für sein Produkt bis zum Ende die Verantwortung übernehmen kann.

Startups als Wegbereiter der Kreislaufwirtschaft

Bei der BMW Group ist dafür als Abteilungsleiter für Nachhaltigkeitsaktivitäten Karsten Peddinghaus zuständig. Er erzählte von einem eigens konzipierten Messsystem, mit dem BMW den Anteil an Sekundärmaterialien in neuen Fahrzeugen erfasse und sich folglich auf diesem Gebiet hohe Ziele gesetzt habe. Für die Zirkularität sei es besonders wichtig, auf Kollaborationen zu setzen – auch mit Startups. Das bestätigte auch Benjamin Erhart von UVC Partners. Der mittlerweile bestehende Veränderungsdruck, zeige Probleme auf, die Unternehmen lösen können. Startups können hier ihre neuen Ideen einbringen und Stoffströme sowie Recyclingverfahren positiv beeinflussen.

Um das tun zu können, brauchen Startups aber nicht nur Kapital, sondern auch eine entsprechende Infrastruktur und große Unternehmenspartner, so Ballweg. Die Industrie müsse sich in der Breite dahin bewegen, diese Startups aufzunehmen. BMW versuche das über verschiedene Initiativen wie die Startup Garage. Peddinghaus sagte:

„Nicht jedes Startup schafft es hier zu einem langjährigen Geschäftspartner, aber Jungunternehmen ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten, kann auch ein Beitrag für eine bessere, zirkuläre Zukunft sein.“

An welchen Stellen es auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft noch fehle, war die Abschlussfrage der Runde. Neben städtischen Zuschüssen für nachhaltiges Wirtschaften und kommunalen Initiativen müsse noch ein größerer Schwerpunkt auf die Bildung zum Thema nachhaltige Entwicklung beispielsweise durch Kampagnen gelegt werden, meinte Habenschaden.

„Wir können als Stadt mit vermeintlich kleinen Dingen wie nachhaltigen Kantinen ein Best-Practice-Beispiel sein.“

Erhart hielt es für besonders wichtig, Entwicklungen, die in der lokalen Szene entstehen, noch größer zu machen und auf die internationale Bühne zu heben – auch mit internationalem Kapital. Dennoch sei der fundamentale Zwang zur Nachhaltigkeit und die fundamentale Verfügbarkeit von unternehmerischem Talent bereits da. Er betonte:

„Ich bin mir sicher, es dauert maximal noch fünf Jahre bis wir hier auf der Bühne des Munich Startup Festivals das erste Circular Unicorn sehen.“