Foto: Lormeo

Women in Tech: Franziska Scheuerle von Loremo

Franziska Scheuerle gründete 2022 das Kunst-Startup Loremo. Mit der Loremo-Plattform können Firmen und private KundInnen über einen Algorithmus-basierten Konfigurator passgenaue, auf Interieur und Persönlichkeit gematchte Kunst beauftragen. Das Konzept basiert auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Farbpsychologie, Neuronenforschung sowie langjähriger Expertise im internationalen Kunstmarkt. Scheuerle hatte nach ihrem Studium der Kunsthistorik und des Luxury Brand Managements zehn Jahre in der Premium- und Luxusindustrie gearbeitet, bevor 2019 die Idee zu Loremo entstand.

Munich Startup: Was hat Dich zur Gründung motiviert?

Franziska Scheuerle, Gründerin Loremo: Die Liebe zur Kunst, innovativem Design und hochwertiger Ästhetik. Diese Leidenschaft gepaart mit meiner unglaublichen Ungeduld haben zum Erfolg von Loremo geführt. Wenn mir etwas zu langsam geht oder sich Dinge ändern müssen, packe ich sie an und setzte sie um, bis das Ergebnis meinen Ansprüchen entspricht.

Munich Startup: Was hättest du gerne vor Deiner ersten Gründung gewusst?

Franziska Scheuerle: Ich denke es war gut, viele Dinge anfangs nicht gewusst zu haben, ansonsten hätte ich wahrscheinlich nie gegründet. Gründen ist wie Kinder kriegen (auch wenn ich noch keine Kinder habe): Ist das Baby einmal geboren, liebt man es über alles und kämpft wie eine Löwin, bis es groß ist.

Munich Startup: Wie ist Dein Unternehmen bislang finanziert?
Franziska Scheuerle: Bootstrapping.

Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?

Franziska Scheuerle: Im Austausch mit inspirierenden Persönlichkeiten oder in belebten, pulsierenden Metropolstädten.

Munich Startup: Was sind Deine 3 liebsten Arbeitstools?

Franziska Scheuerle: MacBook Air, iPhone und Earpods.

Munich Startup: Dein Top-Tipp zum Thema “Pitchen”?

Franziska Scheuerle: Make it short. Be charismatic. Catch and release.

Gesamtwirtschaftliche Lage? Aktuell kein Einhornritt

Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?

Franziska Scheuerle: Schwierige Frage, da die wirtschaftliche Lage in Deutschland derzeit nicht sehr vielversprechend aussieht. Investoren sind verhaltener als in den Jahren zuvor. Angesichts der Tatsache, dass Startups genauso besteuert werden wie große Aktienkonzerne und wir mit steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten eine Inflation bzw. Rezession haben, ist die Situation nicht gerade ein Einhornritt. Viele bereits erfolgreiche Firmen denken daran, ihre Firmensitze ins Ausland zu verlegen.

Es kommt daher sehr stark auf die Geschäftsidee und die entsprechende Markenpositionierung an. Eine Positionierung im Massen- oder Luxusmarkt ist vielversprechend. Premium dagegen wird laut Trendanalysen Verluste einfahren. Die Luxuskonglomerate LVMH, Kering & Richemont werden in den nächsten Jahren ihre Marktpotenziale noch stärker ausbauen. Das Snake-Spiel der Wirtschaftsriesen verstärkt sich. Der Luxussektor boomt.

Wichtig für das Gründen jeglicher Art trotz politischer und wirtschaftlicher Krisen: Leidenschaft. Denn ohne Leidenschaft, Zielstrebigkeit, Optimismus, Lösungsorientierung und Machergeist hält man den Marathon eines Unternehmensaufbaus in den aktuell erschwerten wirtschaftlichen Zeiten nicht stand.

Franziska Scheuerle: „Bei der nächsten Gründung würde ich früher auf KI setzen“

Munich Startup: Auf welche Technologie oder Branche würdest Du bei Deiner nächsten Gründung setzen?

Franziska Scheuerle: Wir entwickeln aktuell eine Künstliche Intelligenz (KI) für unseren Algorithmus-basierten Kunst-Konfigurator. Diesen habe ich selbst entwickelt und mithilfe von Programmierern selbst gecodet. Wir setzen bei Loremo auf das Lean-Management-Prinzip, versuchen so viel wie möglich zu automatisieren und uns immer am aktuellsten Stand der Technik zu orientieren. Wir lieben ChatGPT, sowie uns mit Trends wie Web3, NFTs (Non Fungible Token, Anm. d. Red.) und dem Metaverse zu beschäftigen. Bei der nächsten Gründung würde ich allerdings schon viel früher auf KI setzen. In ein paar Jahren wird KI der allgegenwärtige Standard und unser verlässlicher Wegbegleiter sein – während wir 2023 noch vom Jahr der KI als Hype sprechen. Obwohl ich ein haptischer Mensch bin, orientiere ich mich im Bereich Technik sehr stark an Science-Fiction Filmen, wissenschaftlichen Neuerungen und Trendanalyse.

Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Gründungsstandort
München noch verbessert werden?

Franziska Scheuerle: Ich liebe München und bin sehr dankbar, dass wir diesen Standort gewählt haben. Für unsere exklusive Zielgruppe von Loremo ist das absolut richtig. Allerdings muss die Förderung von Startups im Bereich Kunst und Kultur im Rahmen der Digitalisierung drastisch verbessert werden. Der Kunst- und Kulturbereich muss dringend innovativer gestaltet und digitalisiert werden. Wir setzen mit Loremo ein Statement, indem wir eine Vorreiterrolle einnehmen. Doch es gibt noch viel zu tun, um den teilweise sehr verstaubten Kunstmarkt auf ein komplett neues Level zu heben: Modern. Innovativ. Immersiv. Die neusten Technologien auf dem Markt bieten dazu heute schon großartige Möglichkeiten der Realisierung.

Munich Startup: Welchen Gründer oder welche Gründerin würdest Du gerne einmal persönlich treffen? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?

Franziska Scheuerle: Hanno Renner von Personio. Ich würde ihn fragen, wie viel er pro Tag (noch) schläft und was seine größte Herausforderung im Aufbau des Münchner Unicorns waren.

Helen Duran

Als Redakteurin ist die Wirtschaftsgeografin Helen Duran seit 2015 für Euch in der hiesigen Gründerszene unterwegs. Sie ist neugierig auf Eure spannenden Startup-Geschichten!

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