© Planet A Foods

Women in Tech: Sara Marquart

Planet A Foods will die Lebensmittelherstellung nachhaltig verändern. Dafür hat Sara Marquart gemeinsam mit ihrem Bruder Maximilian Marquart die weltweit erste kakaofreie Schokolade ChoViva entwickelt, die anstelle von Kakao regionale Zutaten wie Hafer- und Sonnenblumenkerne verwendet und dadurch einen bis zu 90 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck im Vergleich zu herkömmlicher Schokolade hat. Schokolade ist bei Planet A Foods jedoch erst der Anfang: Als nächstes möchte sich das Startup auf weitere Zutaten wie einen Ersatz für Kakaobutter fokussieren.

Sara Marquart promovierte im Bereich Lebensmittelchemie an der TU München, arbeitete dann unter anderem als Kuratorin am Deutschen Museum, als Wissenschaftlerin für Atomo Coffee in den USA und veröffentlichte zahlreiche Publikationen. 2021 gründete sie gemeinsam mit ihrem Bruder Planet A Foods.

Munich Startup: Sara, was hat Dich zur Gründung motiviert?

Sara Marquart, Co-Founder und CTO bei Planet A Foods: Ich war schon immer fasziniert davon, Produkte zu entwickeln, sprich etwas zu machen, was man am Ende des Tages anfassen kann. Das zieht sich auch durch meinen Lebenslauf, von der Doktorarbeit, über meine Zeit als Kuratorin, wo ich eine eigene Ausstellung umsetzen konnte, die dann von mehreren hunderttausend Leuten besucht wurde, bis hin zu meiner Arbeit in der Lebensmittelindustrie, in den USA und der Schweiz.

Schritt für Schritt lernt man und wächst

Munich Startup: Was hättest du gerne vor Deiner ersten Gründung gewusst?

Sara Marquart: Ich denke, das ist wie mit vielen Dingen. Hinterher ist es einfacher, als man zuvor dachte. Als Mensch denkt man ja immer: “Wie mache ich das nur, wie gehe ich das Ganze an?” – egal ob Gründen oder andere Entscheidungen im Leben. Und dann stellt sich heraus, dass man einen Schritt nach dem anderen macht und dabei lernt und wächst.

Munich Startup: Wie ist Dein Unternehmen bislang finanziert?

Sara Marquart: Planet A Foods ist über Venture Capital finanziert – wir haben gerade im Februar erst unsere Series-A-Finanzierungsrunde mit 15,4 Millionen US-Dollar bekanntgegeben. Die Series-A-Runde wird dabei vom Climate-Tech-VC World Fund angeführt, und andere VC-Firmen wie Cherry Ventures oder Omnes Capital haben sich ebenfalls beteiligt. Das Investment wollen wir vor allem dafür nutzen, unsere kakaofreie Schokolade ChoViva in neue Märkte außerhalb Deutschlands zu skalieren und unsere Technologie-Plattform auf weitere Lebensmittel wie den Ersatz für Kakaobutter zu erweitern.

Tipp: Den Pitch einfach durchziehen

Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?

Sara Marquart: Beim Autofahren oder beim Spazierengehen – also immer dann, wenn ich die Gedanken ein bisschen schweifen lassen kann, und ich Zeit zum Nachdenken habe. Oder in sehr vielen Fällen, im kreativen Austausch mit meinem Team oder meinem Bruder Max.

Munich Startup: Was sind Deine 3 liebsten Arbeitstools?

Sara Marquart: Puh, ich würde sagen: Excel, Python und ChatGPT.

Munich Startup: Dein Top-Tipp zum Thema “Pitchen”?

Sara Marquart: Nicht auf die Aufregung hören und einfach durchziehen. Jeder ist aufgeregt, wenn er vor Leuten vorträgt. Das wird auch nicht allzu viel besser, man gewöhnt sich nur an das Gefühl der Aufregung. Ob man nun vor zwei Leuten spricht, oder vor 15.000, ist für mich mittlerweile nahezu gleich am Ende.

Sara Marquart: „Es braucht Gründungen und Innovation, wenn wir weiterkommen wollen als Menschheit.“

Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?

Sara Marquart: Es ist immer eine gute Zeit zum Gründen, weil es so viele Chancen und Möglichkeiten gibt, unsere Gesellschaft als Ganzes weiterzubringen. Das ist dem Menschen eh insgeheim in die Wiege gelegt, stets weiter zu innovieren: Vom ersten Mal Bier brauen vor tausenden von Jahren, bis zum Fernglas oder Auto. Sprich: Es braucht Gründungen und Innovation, wenn wir weiterkommen wollen als Menschheit. Na klar, Finanzierungsmöglichkeiten und Verfügbarkeit waren schon einmal besser, aber auch schon einmal schlechter. Mit einem guten Produkt und einer guten Idee findet man sicher jemanden, der oder die an einen glaubt.

Munich Startup: Auf welche Technologie oder Branche würdest Du bei Deiner nächsten Gründung setzen?

Sara Marquart: Ich finde Lebensmittel spannend, ich komme ja auch aus der Lebensmittelindustrie. Eventuell würde ich aber das nächste Mal etwas in der Chemie oder im Bereich Tech oder Software anstoßen. Mal sehen, ich habe da so ein paar Ideen auf meinem Notizblock. Daneben, und das zählt glaube ich auch als Gründung, hätte ich riesige Lust darauf, mehr mit meinen Händen zu machen. Beispielsweise in der Landwirtschaft, zum Beispiel mit einem eigenen Weinanbau und Kellerei.

Bürokratie in Deutschland: Horror

Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Gründungsstandort München noch verbessert werden?

Sara Marquart: München ist schon ein Top-Ökosystem für technische Gründende. Wir haben einen starken Standort für Software, IT, Biotech, Chemie, Medizin, dadurch dass wir mit der LMU und TU auch führende Universitäten, mit einem exzellenten Talentpool haben. Grundsätzlich ist aber die Bürokratie in Deutschland und in Bayern Horror! Und man könnte etwas mehr Unterstützung von Staat und Land erwarten, den jungen Köpfen dieses Landes bei der Gründung stärker unter die Arme zu greifen. Vor allem finanziell, wie es andere Länder auch machen.

Munich Startup: Welchen Gründer oder welche Gründerin würdest Du gerne einmal persönlich treffen? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?

Sara Marquart: Bill Gates und Warren Buffet. Beides finde ich sehr spannende und zumindest in der Öffentlichkeit als bescheiden wahrgenommene Persönlichkeiten. Ich würde gerne mehr über ihre Gründungsgeschichte erfahren und ihre Learnings, was sie gleich, und was sie das nächste Mal anders machen würden. Und wie sie Arbeit mit Familie in Einklang brachten.

Helen Duran

Als Redakteurin ist die Wirtschaftsgeografin Helen Duran seit 2015 für Euch in der hiesigen Gründerszene unterwegs. Sie ist neugierig auf Eure spannenden Startup-Geschichten!

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