Munich Startup: Kira, wie ist Dein bisherigen Karriereweg?
Kira Schilling, Gründerin von My Event Pass: Nach meinem BWL-Studium startete ich direkt als Conference Managerin bei „Bits & Pretzels“ und tauchte tief in die Welt der Startups, Eventplanung sowie Vertrieb und Vermarktung ein. Diese Erfahrung brachte mich dazu, mich selbstständig zu machen. Ich helfe Unternehmen, von großen Konferenzen bis zu exklusiven Executive-Events, alles auf die Beine zu stellen und Events als starken Vertriebskanal zu etablieren. Jetzt bin ich als Mitgründerin bei My Event Pass dabei, um das Erleben von einfacher und zugänglicher zu machen.
Munich Startup: Was hat Dich zur Gründung motiviert?
Kira Schilling: Meine Begeisterung, etwas Eigenes zu gründen, wurde während meines Studiums geweckt, als ich am allerersten Entrepreneurship-Kurs an der Universität Bayreuth teilnahm. Diese Erfahrung war nicht nur unglaublich spannend, sondern auch der erste gedankliche Schritt in die Startup-Welt. Unser Team gewann damals den Kurs-Pitch und wir wurden von einem VC nach Berlin eingeladen. Was ich da gesehen habe an Unternehmen, Teams und Leuten, hat mich sehr inspiriert.
Kira Schilling will das Erleben von Kultur einfacher machen
Nach dem Studium zog es mich zu Bits & Pretzels, einem damals noch ziemlich kleinen und nur lokal bekannten Event für Startups, das selbst noch wie ein Startup agierte: voller Visionen, aber ohne feste Prozesse oder Budget. Diese Zeit bot mir einen tiefen Einblick in die Gründerwelt und stärkte meinen Wunsch, irgendwann mein eigenes Unternehmen zu gründen. Dieser Wunsch wurde Wirklichkeit, als ich meine zukünftigen Mitgründer Andreas und René traf. Beide hatten bereits Erfahrungen gesammelt durch die Gründung eines Startups im Fitnessbereich, das ein Abo-Modell ähnlich dem des Urban Sports Clubs umgesetzt hatte. Über eine gemeinsame Bekannte lernte ich Andreas kennen, und schnell wurde klar, dass wir hervorragend zusammenpassen. Unser gemeinsames Unternehmen My Event Pass, ein Kulturabo für den Zugang zu sämtlichen Kulturevents einer Stadt, ging Ende letzten Jahres in München an den Start und bietet aktuell Zugang zu über 2200 Events an mehr als 440 Kulturlocations.
Munich Startup: Was hättest du gerne vor Deiner ersten Gründung gewusst?
Kira Schilling: COVID hat die Kulturbranche hart getroffen, weshalb wir mit My Event Pass nicht wie geplant gestartet sind. In einer Welt, in der es keine Live-Events mehr gab und Veranstalter nur mit Rückabwicklungen beschäftigt waren, mussten wir erstmal auf die Bremse treten. Rückblickend hätte ich mir in dieser Zeit etwas mehr Geduld gewünscht. Dennoch haben wir die Zeit genutzt, um unser Produkt weiterzuentwickeln und unseren Markt besser zu verstehen. Seit Ende letztem Jahr sind wir live und blicken jetzt umso zuversichtlicher auf die Branche.
Business Angels mit kulturellem Interesse gesucht
Munich Startup: Wie ist Dein Unternehmen bislang finanziert?
Kira Schilling: Wir sind aktuell komplett selbst finanziert und suchen für die anstehende Vermarktungskampagne und den Aufbau weiterer Städte Business Angels, die Interesse haben, uns zu unterstützen. Sehr gerne auch mit einem kulturellen Interesse oder kulturellem Bezug.
Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?
Kira Schilling: Meine besten Ideen kommen mir, wenn ich in Bewegung bin. Sei es beim Joggen irgendwo in der Natur oder bei einem entspannten Spaziergang. Manchmal finde ich auch Inspiration in ruhigen Momenten, abseits aller digitalen Ablenkungen, mit einer Tasse Kaffee auf dem Sofa.
Munich Startup: Was sind Deine 3 liebsten Arbeitstools?
Kira Schilling: In meinem Arbeitsalltag sind drei Tools absolut unverzichtbar: 1. Google Docs und das gesamte Google-Ökosystem dahinter: Da ich größtenteils remote arbeite, ist die Möglichkeit, Dokumente in Echtzeit zu teilen und zu bearbeiten unerlässlich. 2. Videokonferenztools (Meet, Zoom, Teams): Die Möglichkeit, effiziente Meetings durchzuführen, ohne reisen zu müssen, ist für mich entscheidend. Das spart nicht nur Zeit, sondern erhöht auch die Flexibilität. 3. ChatGPT: Für das Texten und die Inhaltskreation ist ChatGPT eine große Unterstützung. Es hilft mir bei der Erstellung von E-Mails bis hin zu Social-Media-Posts, sowie bei der Strukturierung von Ideen. Zudem sehe ich großes Potenzial für den Einsatz von KI, um unseren My Event Pass Kunden bessere, personalisierte Kulturevent-Empfehlungen anzubieten. Hierzu haben wir schon ein erstes Projekt gestartet.
Ein Pitch muss immer zielgerichtet sein
Munich Startup: Dein Top-Tipp zum Thema “Pitchen”?
Kira Schilling: Was ich immer wieder bei Startup-Teams mitbekommen habe und jetzt selbst erlebe: Ein Pitch muss immer zielgerichtet sein. Es ist essenziell, sich zu fragen, vor wem man steht und wie man gegenseitig voneinander profitieren kann. Authentizität und eine klare Vorstellung davon, was beide Seiten verbindet, sind entscheidend. Der richtige Investor ist am Ende ja nicht nur ein Kapitalgeber, sondern muss auch inhaltlich und menschlich zum Team passen.
Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?
Kira Schilling: Ich bin überzeugt, dass es immer die richtige Zeit für die Umsetzung einer guten Idee gibt. Man sollte nicht auf die perfekte Gelegenheit warten, sondern die Initiative ergreifen und mit den vorhandenen Mitteln so weit wie möglich kommen. Aktuell höre ich immer wieder, dass es eine schwere Zeit ist an Startup-Investments zu kommen. Wir sind mit My Event Pass erst vor ein paar Wochen in die Funding-Phase gestartet, aktuell bin ich für uns und unser Business Modell sehr zuversichtlich.
Kira Schilling: In der Kulturbranche ist noch viel Raum für Innovation
Munich Startup: Auf welche Technologie oder Branche würdest Du bei Deiner nächsten Gründung setzen?
Kira Schilling: Für mich ist die Kulturbranche genau der richtige Bereich. Derzeit ist vieles noch analog oder nicht wirklich benutzerfreundlich. Viele Prozesse sind kompliziert gestaltet, und der Markt wird von großen Platzhirschen wie Eventim dominiert. Dies lässt kleineren Plattformen, Tools, Events und Künstlern wenig Raum, um sich zu entfalten. Die Corona-Pandemie hat uns eindrücklich vor Augen geführt, wie bedeutsam es ist, rauszugehen und mit Freunden und der Familie Dinge zu erleben. Nur auf der Couch hängen und Netflix zu schauen, macht uns auch nicht zufrieden. Diese Erfahrung hat gezeigt, dass in der Kulturbranche noch viel Raum für Innovation und Verbesserung besteht. Ich bin überzeugt, dass sich in diesem Sektor noch viel bewegen wird und freue mich darauf, mit My Event Pass Teil dieser Entwicklung zu sein.
Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Gründungsstandort München noch verbessert werden?
Kira Schilling: Es hat sich in den letzten Jahren viel getan, und München hat sich bereits zu einem lebendigen Ökosystem für Startups entwickelt. Als ich 2015 bei Bits & Pretzels angefangen habe, ging es gerade los. Jetzt wird richtig viel geboten, das finde ich super! Was meines Erachtens noch verbessert werden könnte, ist die intensivere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren, um Synergien zu maximieren und ein noch stärker vernetztes Community-Gefühl zu schaffen.
Neugier, Vision und Mut
Munich Startup: Welchen Gründer oder welche Gründerin würdest Du gerne einmal persönlich treffen? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?
Kira Schilling: Ich hatte das Glück, viele inspirierende Gründer persönlich zu treffen, darunter die Köpfe hinter Airbnb, Zendesk, Adyen und Prezi, aber auch deutschsprachigen Persönlichkeiten wie die Gründer von Runtastic, Food Panda oder Trivago. Ihr Antrieb, ihre Offenheit und auch Neugier haben mich beeindruckt. Trotz ihrer ständigen Reisen und ihres hohen Bekanntheitsgrades waren sie erstaunlich bodenständig und zugänglich. Ihre Neugier und Offenheit für neue Ideen und Projekte, selbst von kleineren Akteuren in der Startup-Welt und uns als Team hinter der Konferenz fand ich bewundernswert.
Ganz konkret habe ich auch eng mit erfahrenen Gründern zusammengearbeitet. Ganz vorn mit dabei die drei Bits & Pretzels-Gründer und erfahrene Unternehmer Andreas Bruckschlögl, Felix Haas und Bernd Storm van’s Gravesande, die mir gezeigt hat, was mit Neugier, einer großen Vision und dem Mut, diese umzusetzen, möglich ist.
Heute würde ich gerne Trevor Noah treffen, den Unternehmer und Host des Podcasts „Diary of a CEO“. Ich bewundere seine Fähigkeit, tiefe und bedeutungsvolle Gespräche zu führen, und würde ihn gerne nach seinen Top-Tipps für ein gutes Interview fragen.