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Possible Ventures: Wollen in „Gutes“ investieren

Possible Ventures ist ein 2020 gegründeter Frühphasen-Investor mit Sitz in München. Der Wagniskapitalgeber investiert weltweit in Startups, die nachhaltige Aspekte berücksichtigen. Münchner Startups, in die der VC bereits investiert hat, sind unter anderem Avi Medical, Orbem, Reverion, Marvel Fusion, Holidu oder ToZero. Ein Interview mir Christoph Baumeister, Principal bei Possible Ventures.

Munich Startup: Stellt Euch bitte kurz vor.

Christoph Baumeister: Wir sind Possible Ventures. Wir helfen ambitionierten Gründern, das Unmögliche möglich zu machen. Mit Kapital, unserem Netzwerk und unserer eigenen unternehmerischen Erfahrung.

Munich Startup: In was investiert Ihr bevorzugt?  

Christoph Baumeister: Wir investieren in Unternehmen, die an den größten Problemen unserer Zeit arbeiten und dabei cutting-edge Technologien einsetzen. Diese kann man grob in drei Kategorien einteilen: Deeptech (da fällt bei uns alles wie Climate Tech, Energy Transition, new Sensors & Compute, Space Tech darunter), Healthtech (inklusive TechBio, Psychedelics usw.) und Software-Plattformen. Wir investieren so früh wie möglich, das heißt Pre-Seed oder Seed. Oft kommen die Teams, in die wir investieren, aus den besten Unis, wie zum Beispiel TUM oder LMU. Wir investieren aber in ganz Europa, den USA und auch Australien.

Possible Ventures investiert „in Unternehmen, die an den größten Problemen unserer Zeit arbeiten“

Munich Startup: In welche Art von Startup würdet Ihr nie investieren?

Christoph Baumeister: Wir investieren nicht in Startups, die uns als Menschheit nicht voranbringen. Wir sind ein „SFDR Artikel 8“-Fond, weil wir Wert darauf legen, in „Gutes“ zu investieren. (Anmerkung der Redaktion: SFDR steht für Sustainable Finance Disclosure Regulation, und „Artikel 8“-Fonds berücksichtigen ökologische und/oder soziale Aspekte bei der Auswahl ihrer Anlagen).

Munich Startup: Müssen Startups bei Euch Angst haben, dass Ihr Euch zu stark einmischt?

Christoph Baumeister: Auf keinen Fall. Durch unsere eigenen unternehmerischen Erfahrungen wissen wir sehr genau, was man als Startup braucht: jemanden, den man bei Problemen jederzeit anrufen oder eine Whatsapp schicken kann. Jemand, der gut vernetzt ist. Und vor allem jemand, der nicht meint, alles besser zu wissen, sondern zuhört und die richtigen Fragen stellt. Wir gehen nicht in die Boards unserer Startups, sondern unterstützen das Gründerteam informell bei allen wichtigen Themen – zum Beispiel auch bei der Kommunikation mit anderen Investoren.

Munich Startup: Wie lang braucht es von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Vertragsabschluss?

Christoph Baumeister: Wir sind ein sehr kleines Team und haben sehr flexible Prozesse. Wenn es notwendig ist, sind wir sehr schnell.

Munich Startup: Um erfolgreich zu sein, muss ein Startup…

Christoph Baumeister: … eine Balance zwischen Ambition und Realismus finden, um sowohl große Ziele zu verfolgen als auch realisierbare Meilensteine auf dem Weg dahin zu setzen.

Munich Startup: Nenne uns das K.o.-Kriterium beim Pitch!

Christoph Baumeister: Seine Co-Founder in einem ersten Gespräch mit uns mit keinem Wort erwähnen – Startups können nur in funktionierenden Teams gebaut werden.

Eine Wette auf das Team

Munich Startup: Bei was habt Ihr Euch schon mal ordentlich verkalkuliert?

Christoph Baumeister: Investments in einer sehr frühen Phase sind aus unserer Sicht vor allem eine Wette auf das Team. In einem solchen Fall waren wir von dem Team und deren Vision sehr begeistert und haben uns für ein Investment entschieden. Allerdings stellte sich schon zwei Monate später heraus, dass sich das Team nicht auf eine gemeinsame Vision einigen konnte. Die Gründer haben sich dann dazu entschieden, das fast nicht angefasste Investment an die Investoren zurückzuzahlen. Der Schaden war damit gering, aber es war auch eine Erinnerung an uns, dass wir in der Regel in sehr junge und daher oft auch noch fragile Strukturen investieren. Das gibt uns auch eine besondere Verantwortung. 

Munich Startup: Der Trend des Jahres ist…!

Christoph Baumeister: … AI (wie viele gute Investmentmöglichkeiten sich daraus ergeben, sei aber mal dahingestellt).

Munich Startup: Was macht die Münchner Startup Szene aus Sicht von InvestorInnen richtig? Was könnte sie besser machen?

Christoph Baumeister: Es gibt zahlreiche hervorragende (technische) Universitäten und universitätsnahe Einrichtungen mit einem starken unternehmerischen Fokus wie das CDTM, Manage & More, das LMU Entrepreneurship Center oder die UnternehmerTUM.

Diese gibt es zwar bereits seit einiger Zeit, aber wir haben das Gefühl, dass diese langsam auch deutschland- bzw. sogar europaweit bekannt sind und ihre volle Wirkung entfalten können. Wir würden uns natürlich wünschen, dass diese Programme eine stärkere Vorbildwirkung für andere Unis entfalten würden.

Munich Startup: Last but not least: Auf wen gehen Startups zu, wenn sie mit Euch ins Gespräch kommen wollen?

Christoph Baumeister: Am besten über einen gemeinsamen Kontakt, aber auch eine personalisierte LinkedIn-Nachricht oder eine aussagekräftige Einreichung auf unserer Website funktionieren sehr gut.