Foto: Hacoy

Hacoy: Ethische Mode mit endloser Lebensdauer

Mit seinem Label Hacoy will Maximilian Rupp die Modewelt zu einer besseren machen. Dabei versteht der Gründer Hacoy nicht nur als Marke, sondern als Mission auf den Status quo der Modeindustrie einen positiven Impact auszuüben – mit nachhaltiger und fair produzierter, kreislauffähiger Kleidung.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Maximilian Rupp, Hacoy: Hacoy ist keine Modemarke im herkömmlichen Sinn. Wir verstehen uns als Missionare für nachhaltige und ethische Mode. Unsere Kleiderkollektionen sind aus qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Materialien, die in einem fairen Arbeitsumfeld hergestellt werden und den Respekt und die Sorgfalt für alle am Prozess Beteiligten gewährleistet. Dabei legen wir nicht nur Wert auf Funktionalität, sondern auch auf ein zeitloses, herausragendes Design.

Wir können dem Problem der Kleiderverschwendung entgegentreten und haben eine Initiative gegründet, den Circular Fashion Orbit, als unser Engagement für den Planeten und künftige Generationen. Mit diesem Programm stellen wir sicher, dass jedes Hacoy-Kleidungsstück eine „endlose Lebensdauer“ hat. Ob Recycling, Wiederverkauf oder Upcycling – wir setzen uns dafür ein, dass unsere Produkte nicht auf den Mülldeponien landen und im Kreislauf der Mode bleiben.

Hacoy möchte einen anderen Weg in der Modeindustrie aufzeigen. Wir reduzieren mit der „keine Überproduktions- und keine Verkaufs“-Politik den Abfall und legen Wert auf nachhaltige Qualität und faire Arbeitsbedingungen. Unser oberstes Ziel ist es, nicht nur Menschen einzukleiden, sondern dies auf eine Art und Weise zu tun, die unseren Planeten und seine Bewohner schont.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Maximilian Rupp, Hacoy: Das Konzept der ethischen Mode ist tatsächlich nicht neu und es ist ermutigend zu sehen, dass das Bewusstsein und die Umsetzung dieser Grundsätze im Laufe der Jahre zunehmen. Was Hacoy von anderen jedoch unterscheidet, ist unser Ansatz, Nachhaltigkeit und Ethik nicht als nachträglichen Gedanken zu integrieren, sondern als zentrale Grundlage für alles, was wir tun. Während viele Marken erst nach und nach zu nachhaltigeren Praktiken übergegangen sind, entstand Hacoy aus dem Wunsch heraus, eine Modelinie zu schaffen, die von Grund auf ethisch ist. Unser Ansatz auf einen „zirkulären Modekreislauf“ ist ein Beweis dafür und stellt sicher, dass unsere Produkte nicht nur ethisch hergestellt werden, sondern auch einen nachhaltigen Lebenszyklus haben. Dieser ganzheitliche Ansatz ist in der Branche noch recht selten. Unser Engagement geht weit über unsere Produkte hinaus. Wir sind bestrebt, jeden Aspekt unserer Tätigkeit positiv zu beeinflussen, sei es ein harmonisches Arbeitsumfeld mit fairen Arbeitsbedingungen für unsere MitarbeiterInnen bis zu unserem Engagement für die Gemeinschaft. All das kombiniert mit unseren innovativen Strategien wie die Null-Überproduktion und einem verkaufsfreien Modell zeichnet Hacoy in einem Bereich aus, der sich seit Jahren weiterentwickelt.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Maximilian Rupp, Hacoy: Meine Reise als Unternehmer war eine bunte, geprägt von Innovationsgeist und dem Wunsch, Dinge anders zu machen. Mein erstes Unternehmen war ein fiktives Restaurant in meinem Kinderzimmer, meine erste Kundin war meine Mutter, die freundlicherweise für Trinkwasser aus unserem Haus mein Taschengeld aufbesserte und während meines Studiums an der Polimoda in Florenz entwickelte ich „Studibon“, eine App für Studentenrabatte. Unternehmertum war immer schon Teil meiner DNA.

Der Wunsch, die Modewelt zu einer besseren zu machen, entstand bei meiner ersten Anstellung bei einem Handtaschenlabel in München. Hier erlebte ich aus erster Hand die oft übersehenden ethischen und moralischen Aspekte der Modeindustrie. Diese Erkenntnis hat bei mir den Ausschlag gegeben, dass ich etwas schaffen wollte, das für mehr steht als für reinen Profit und schnelllebige Trends. Ich entschied mich, eine Marke zu schaffen, die in Ethik und Nachhaltigkeit verwurzelt ist. Eine Marke, die mit Stolz ein Zeugnis ablegen kann, dass Mode auf eine bessere Art gemacht werden kann.

Unsere Designerin Romana, ein brillanter kreativer Kopf, die ich in meinem letzten Job kennengelernt habe, teilte diese Vision. Gemeinsam als Team haben wir uns auf das Gründungsabenteuer eingelassen, wobei sie unschätzbare Kreativität in das einzigartige Design unserer Kollektion eingebracht hat, während ich die unternehmerischen Aufgaben im vollen Umfang übernommen habe. Wir verstehen Hacoy nicht nur als eine Marke, sondern als unsere Mission auf den Status quo der Modeindustrie einen positiven Impact auszuüben. So startete Hacoy zunächst als Online-Shop in der Pandemiezeit mit unserem damaligen Bestseller-Modell, dem Hacoy-Leinenhemd mit abnehmbarer Krawatte für die Arbeit im Homeoffice.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Maximilian Rupp, Hacoy: Jede unternehmerische Reise ist mit einer Reihe von Herausforderungen gespickt, so auch unsere. Eine der größten Hürden, mit denen wir konfrontiert waren, ist die Erlangung von Sichtbarkeit in der hart umkämpften Modewelt. Trotz unseres einzigartigen Wertversprechens war und ist es nach wie vor nicht einfach, unseren Wiedererkennungswert angemessen in der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Wir sind jedoch stolz darauf und dankbar, dass wir mittlerweile dank unserer zielführenden PR-Strategie Berichte in renommierten Publikationen wie Textil Wirtschaft, InStyle Men oder Vanity Fair sowie weiteren kleineren Medien erzielen konnten.

Eine weitere Herausforderung war die Suche nach einer Einzelhandelsfläche in guter Lage in München. Trotz vermehrtem Leerstand stießen wir auf zahlreiche Hindernisse, vor allem auf die üblichen langfristigen Mietverträge, die nicht gerade gründerfreundlich sind. Nach monatelanger Suche hatten wir das Glück, ein Geschäft an sehr guter Lage zu finden, das einen einjährigen Mietvertrag anbot. Eine Seltenheit in der Branche. Wir waren froh, dass wir jetzt die Flexibilität hatten, die wir als junge, wachsende Marke benötigten.

Die vielleicht größte Herausforderung war und ist jedoch, die VerbraucherInnen über die Bedeutung ethischer Mode aufzuklären. In einer Gesellschaft, die an die Verlockungen billiger, schneller Mode gewohnt ist, ist das Umdenken ein sehr langsamer Prozess. Viele Menschen sind noch nicht bereit, Geld für Nachhaltigkeit in der Mode zu bezahlen und gehen lieber den Weg von Lockangeboten und minderer Qualität von augenscheinlicher Trendmode, die unter anderem über die sozialen Medien propagiert werden. Es wird auch weiterhin unsere Mission bleiben, Einfluss zu nehmen auf positive Veränderungen, die Mensch und Umwelt schonen, und unseren Prinzipien treu zu bleiben.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Maximilian Rupp, Hacoy: Unser Ziel ist, die Marke Hacoy im Raum München im nächsten Jahr zu einem Begriff zu machen. Wir möchten, dass immer mehr Menschen in der Stadt unsere Marke und wofür wir stehen, kennen. Dabei soll es nicht nur um den Wiedererkennungswert unserer Marke, sondern um die Verankerung des Ethos nachhaltiger und ethischer Mode in der lokalen Kultur gehen. Wir wollen, dass unsere Mission bei den Menschen hier in München ankommt und Zuspruch findet.

In fünf Jahren würde ich gerne die Marke Hacoy auf ein Prestige-Level heben können, das der Qualität und dem Wert der Marke entspricht. Ich würde gerne meinen Flagship Store erweitern können in einer Lage, in der wir möglichst viele Menschen erreichen, und ich möchte mehr nachhaltige Arbeitsplätze schaffen können. Unsere Mission soll wachsen und damit neue Ideen und Projekte entstehen, die immer mehr Menschen erreichen. Dazu benötigt Hacoy mehr Kundschaft, mehr Bekanntheit auch über München hinaus und die Überzeugung der VerbraucherInnen, dass ganzheitlich nachhaltige Mode gut für den Menschen und den Planeten ist. Darauf arbeiten wir hin.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Maximilian Rupp, Hacoy: München bietet als Startup Hub eine Mischung aus Chancen und Herausforderungen, die auch unseren Weg geprägt haben. Es gibt keinen Mangel an Networking-Events in der Stadt, aber ich will ganz ehrlich sein – ich schrecke oft davor zurück. Der Grund ist, dass sich derartige Veranstaltungen eher wie ein Leistungs-Wettbewerb anfühlen als als echte Gelegenheit für konstruktive Zusammenarbeit oder Austausch von Lerninhalten.

Für den praktischen Aspekt eines Startups in München, wie die Suche nach bezahlbarer Ladenmiete, ist München kein einfacher Standort für uns im Einzelhandel. Eine physische Präsenz in München ist für Hacoy jedoch entscheidend, um unsere Marke in einer realen Umgebung zu testen und zu validieren, sowie nah an der Kundschaft zu sein. Es ist ein Risiko, aber eines, das meiner Meinung nach für unser Wachstum unerlässlich ist.

Eine Sache, die ich in München beobachtet habe, ist, dass München voll von kreativen Köpfen und innovativen Ideen ist. Es scheint jedoch eine Lücke bei der Umsetzung dieser Ideen zu geben. Viele aufstrebende UnternehmerInnen könnten von besser zugänglichen Informationen und Unterstützung profitieren, zum Beispiel in Form von Gründerzentren oder Mentorenprogrammen, die ihnen helfen, den entscheidenden Schritt von der Idee zur Umsetzung zu machen. München hätte durchaus das Potential, nicht nur eine Stadt der Ideen, sondern auch eine Wiege für erfolgreiche Startups zu sein.

Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?

Maximilian Rupp, Hacoy: Wir verstehen uns bei Hacoy eher als „Hidden Champion“ als als „Shooting Star“. Dies steht im Einklang mit unserem Ansatz für Wachstum und Wirkung. Wir jagen nicht nach flüchtigem Ruhm oder schnellen Erfolgen. Stattdessen konzentrieren wir uns auf den Aufbau eines soliden Fundaments, das auf ethischen Praktiken, Qualitätsprodukten und einem nachhaltigen Geschäftsmodell beruht. Unser Weg ist durch stetigen Fortschritt gekennzeichnet und nicht durch einen plötzlichen Sprung ins Rampenlicht. Wir haben uns ein hohes Ziel gesetzt, das zunächst einmal einen Bewusstseinswandel in Sachen Mode bei den KonsumentInnen voraussetzt, der nicht von heute auf morgen stattfinden kann. Diesen Wandel wollen wir als „Hidden Champion“ mit unserem Engagement für eine bessere Modewelt begleiten. Wir verstehen uns als Missionare, die bestrebt sind, mit unserer Marke ein Image aufzubauen, dass uns langfristig ermöglicht, positive Veränderungen in der Modeindustrie herbeizuführen, die Mensch und Umwelt zugutekommen.