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Hopfon: Nachhaltiges Baumaterial aus der Landwirtschaft

Das Münchner Startup Hopfon entwickelt kreislauffähige und klimaneutrale Baumaterialien aus Abfällen der Landwirtschaft wie zum Beispiel Hopfen. Das Gründungsteam mit Mauricio Fleischer Acuña, Marlene Stechl, Matthias Steiger und Thomas Rojas hatte mit dieser Idee auch den ersten „Munich Impact Award“ der Landeshauptstadt München gewonnen. Ein Interview mit Mauricio Fleischer.

Munich Startup: Was macht Hopfon? Welches Problem löst Ihr?

Mauricio Fleischer Acuña, Mitgründer Hopfon: Die Bauindustrie ist für 40 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes, 50 Prozent des globalen Ressourcenverbrauchs und 40 Prozent des globalen Abfallaufkommens verantwortlich. Gleichzeitig werden nur etwa 20 Prozent der jährlichen Hopfenernte für die Bierproduktion verwendet, während der Rest als Abfall entsorgt wird. Um den ökologischen Fußabdruck dieser beiden Branchen zu reduzieren, haben wir Hopfon ins Leben gerufen. Unsere Vision ist die Entwicklung von kreislauffähigen und klimaneutralen Baumaterialien aus Abfällen der Landwirtschaft. So werden Ressourcen geschont, Baumüll vermieden und CO2-Emissionen minimiert. Wir starten dabei mit Lösungen für die Schalldämmung im Innenausbau und nutzen hierfür Abfallprodukte der Hopfenernte. 

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!  

Mauricio Fleischer Acuña: Nur bedingt. Während konventionelle Baumaterialien bei der Produktion CO2 emittieren, nicht wiederverwendet werden können und endliche Ressourcen verbrauchen, zeichnen sich Hopfon Baumaterialien durch Klimaneutralität, vollständige Rückführbarkeit im Sinne der Kreislaufwirtschaft und das Upcycling vermeintlicher Abfallprodukte aus. Im Vergleich zu anderen nachhaltigen Baustoffen verzichten wir dabei vollständig auf künstliche Bindemittel und schwer zu lösende Zusatzstoffe. Unsere leistungsfähigen Produkte bestehen somit ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen und können nach ihrer Nutzungsdauer in ihre Bestandteile getrennt und in neue Produkte umgeformt werden. Das macht uns einzigartig.

Aus dem Projekt Hopfon wird ein Startup

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?  

Mauricio Fleischer Acuña: Marlene und Thomas haben sich im Studium der Architektur und des Bauingenieurwesen an der TU München kennengelernt und sich immer wieder den CO2-Fußabdruck der Bauindustrie vor Augen führen müssen. Aus der Idee biobasierte Baustoffe aus Fasern der Hopfenpflanze zu entwickeln, entstand später das studentische Projekt Hopfon. Bei der Preisverleihung des TUM IDEAward lernte ich die beiden kennen und unterstütze seitdem auf der betriebswirtschaftlichen Seite. Gemeinsam mit Matthias, unserem Biochemiker im Team, entwickelten wir daraufhin weitere Prototypen. Inzwischen sind wir uns einig, dass aus dem studentischen Projekt ein Startup werden soll. 

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?  

Mauricio Fleischer Acuña: Eine Herausforderung war sicherlich die Rohstoffbeschaffung und -einlagerung. Da landwirtschaftliche Abfälle momentan nicht weiterverarbeitet werden, gibt es auch keine etablierten Zulieferer, die uns den Rohstoff unserer Produkte aufbereitet und laufend zur Verfügung stellen könnten. Das heißt, wir müssen ausreichend Material vorhalten, um unsere Produkte entwickeln zu können. Erschwerend kommt hinzu, dass die Hopfenernte nur einmal im Jahr und damit die gesamten landwirtschaftlichen Abfälle der Industrie gehäuft innerhalb von drei Wochen anfallen. Glücklicherweise durften wir mit hilfsbereiten Hopfenbauern während der Hopfenernte zusammenarbeiten und gemeinsam einen Prozess zur Rohstoffsicherung etablieren. Auf diese Weise ist die Rohstoffbeschaffung nun ein integrierter Teil in Hopfons Wertschöpfungskette. 

Erste Umsätze mit Pilotkunden

Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?

Mauricio Fleischer Acuña: Für das nächste Jahr planen wir nach der Unternehmensgründung erste Umsätze mit Pilotkunden und daraufhin den Markteintritt mit Akustikpaneelen im Bereich Schalldämmung. In fünf Jahren möchten wir ein skalierbares Geschäftsmodell etabliert haben, das greifbare Mehrwerte für Menschen und unsere Umwelt erzielt und nachweislich dabei hilft, über die Grenzen Deutschlands hinaus, CO2-Emissionen zu reduzieren.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt? 

Mauricio Fleischer Acuña: München bietet Hopfon den perfekten Standort für die Unternehmensgründung. Zum einen liegt er strategisch günstig in geografischer Nähe zum weltweit größten Hopfenanbaugebiet, der Hallertau, zum anderen bietet er hervorragende Angebote für junge Gründende, die aus der Universität heraus gründen wollen. Besonders hervorzuheben sind dabei die Gründungsberatung der TU München, das Gründungszentrum UnternehmerTUM und die TUM Venture Labs. Hier erhalten wir unglaublich viel Unterstützung. Vielleicht auch deshalb ist München gerade im Bereich B2B und Climate Tech auch im internationalen Vergleich bei Gründenden sehr beliebt.

Munich Startup: Öffis oder Fahrrad?

Mauricio Fleischer Acuña: Öffis im Winter und Fahrrad im Sommer!