Tobias Wagner und Michael Masnitza (v. l.) von Chargex mit ihrerm Ladesystem.
© Chargex

„4500 Lademodule bei Kunden im Feld“ – Update von Chargex

Das Münchner Startup Chargex entwickelt und produziert Ladeinfrastrukturlösungen sowie Produkte für Elektrofahrzeuge. Seit seiner Gründung 2018 verfolgt es das Ziel, so viele Ladepunkte wie möglich zu installieren. Wir haben bei Chargex nachgefragt, wie es damit läuft. Co-Founder und COO Michael Masnitza gibt im Update-Interview Antworten – und erklärt, was sich seither sonst noch verändert hat und wie die zukünftigen Pläne seines Startups aussehen.

Munich Startup: Als wir das letzte Mal gesprochen haben, wolltet ihr mit Chargex so schnell wie möglich viele Ladepunkte installieren. Wie sieht denn die aktuelle Bilanz Eurer Anstrengungen aus?

Michael Masnitza, Chargex: Sehr gut! Das Interview war ja Anfang 2019, die erste Kleinserie ging dann ab Mitte 2019 vom “Band” – also von unseren Tischen im alten Büro. Im Dezember 2021 haben wir daraufhin die zweite Generation unseres Ladesystems Aqueduct gelaunched und auch eine eigene App für den Betrieb mit an den Start gebracht. Hier können die Nutzer den Ladevorgang priorisieren. Die Betreiber haben eine unkomplizierte Benutzerverwaltung und Abrechnung und können die Ladestromverteilung auf die Bedürfnisse ihres Betriebs anpassen. 2023 kam dann ein eigenes Abrechnungstool für Hotels dazu – unser Hotel Dashboard. Auch das (ominöse) Eichrecht haben wir mittlerweile im Portfolio. Insgesamt haben wir heute mehr als 4500 Lademodule bei Kunden im Feld.

Munich Startup: Welche Hindernisse sind Euch auf dem Weg dahin begegnet?

Michael Masnitza, Chargex: Zum einen natürlich das Fundraising: Für Ladehardware gab es lange sehr wenig Venture Capital im Markt. Wir mussten daher sehr kapitaleffizient entwickeln, was natürlich unseren Mitarbeitern einiges abverlangt hat. Erst mit der validierten Hardware konnten wir nennenswert Venture Capital für das Wachstum einsammeln. Hinzu kamen die relativ komplizierten deutschen Regularien für das Abrechnen von Ladestrom, die anders sind als im Rest der EU. Die Zertifizierung für das erwähnte Eichrecht hat sehr viel Zeit und Ressourcen gekostet. Das hat uns im internationalen Vergleich etwas zurückgeworfen, da wir in unserem Heimatmarkt das passende Produkt am Markt haben wollten. Zeitgleich waren der Fachkräftemangel und die Konkurrenz um Mitarbeiter in München ein sehr großes Thema für uns. Aber durch unsere Kollaborationen mit TU München, Hochschule München konnten wir viele großartige Mitarbeiter gewinnen!

Michael Masnitza Chargex
Unser Interviewpartner Michael Masnitza. © Chargex

Beständiges Konzept mit neuen Features

Munich Startup: Wie hat sich Eure Lösung weiterentwickelt?

Michael Masnitza, Chargex: Am Konzept hat sich nicht viel geändert, allerdings sind mit der zweiten Version sehr viele weitere Features dazugekommen: Das Lastmanagement ist jetzt phasenspezifisch, das Stecksystem ist durch das neue Gehäuse noch einfacher im Handling und die Stecker wurden überarbeitet, damit auch ein Laie das System fast mit einer Möbelhaus-ähnlichen Anleitung zusammenbauen kann.

Auch können wir mit der Zertifizierung nach deutschen Eichrecht alle Abrechnungen im privaten, halb-öffentlichen und öffentlichen Raum abbilden. Bei uns ist das insbesondere die Abrechnung des Ladestroms mit Mitarbeitern am Arbeitsplatz oder das Abrechnen von Gästen im Hotelbereich. Auch die Treibhausgasquote kann man mittlerweile über uns abrechnen.

Zusätzlich haben wir uns digital stark erweitert. Wir haben eine spezielle Verwaltungs- und Abrechnungslösung für kleine und mittelständische Unternehmen entwickelt und in der Nutzer-App “Drop Power Sharing” integriert. Auch ist das bereits erwähnte Hotel Dashboard dazugekommen.

Munich Startup: Und wie sieht es finanziell bei Euch aus?

Michael Masnitza, Chargex: Finanziell gab es natürlich Höhen und Tiefen. Die Coronazeit war auch für Chargex knackig. Aber mit einer erfolgreichen Crowd-Investment-Kampagne konnten wir eine starke Series-A Finanzierung und vor kurzem eine sehr erfolgreiche Series-B Wachstumsfinanzierung abschließen. Die Umsätze steigen bei uns gut an. Insbesondere da unsere mehr als 600 Bestandskunden immer mehr Stellplätze mit Lademöglichkeiten ausstatten.

Chargex: „Das Münchener Ökosystem ist natürlich genial für ein Mobility Startup“

Munich Startup: Welche Rolle spielt das Münchner Ökosystem auf eurem bisherigen Weg?

Michael Masnitza, Chargex: Das Münchener Ökosystem ist natürlich genial für ein Mobility Startup. Unser Lead Investor ist z.B. aus dem lokalen Netzwerk: UnternehmerTUM Venture Capital aus München. Mit dem DE:hub mobility und Citizen mobility testen wir innovative Produkt und Service Ideen und mit der Technischen Universität München sind wir Teil des größten angewandten Forschungsprojekts für Mobilität MCube. Das hilft uns natürlich, insbesondere dabei, ambitionierte Mitarbeiter zu finden. Denn unser Erfolg basiert auf unserem großartigen Team, das sich alle 12 Monate fast verdoppelt.

Munich Startup: Auf welche Milestones arbeitet Ihr als nächstes hin

Michael Masnitza, Chargex: Bei unserem Digitalprodukt tut sich demnächst einiges. Wir ermöglichen den automatischen Bankeinzug von Nutzern und das automatische Weiterleiten an den Betreiber, also unseren Kunden. Außerdem wird es dann auch ein Dashboard für Flottenmanager geben.

Daneben kommt im April unser Aqueduct NEO mit noch mehr Vereinfachungen für die Installation auf den Markt – mehr Plug&Play geht dann wirklich nicht mehr!

Und was bei uns ganz groß auf der Agenda steht: Wir suchen aktuell Pilotkunden aus der Wohnungswirtschaft, denn Aqueduct ist auch perfekt für gewerbliche Vermieter. Allerdings gibt es in dem Bereich fast noch keine Ladeinfrastruktur. Wenn ein Leser zufällig ein paar Dutzend vermietete Wohneinheiten oder Gewerbeeinheiten besitzt oder betreibt, stehen wir für erste Piloten bereit!