Die GründerInnen von We Carry: Mischa Wendel und Nelly Mathias
Foto: We Carry

We Carry: Mehrweg für Bäckereien

Alle kennen sie, die meisten haben welche zuhause: nachhaltige Stoffbeutel für den Transport von Lebensmitteln. Beim Einkauf sind diese aber oft nicht zur Hand, dann wird es doch wieder die Einwegtüte. Um unnötigen Verpackungsmüll zu vermeiden, hat We Carry deshalb das erste Mehrweg-Pfandsystem für Stoffbeutel in Bäckereien entwickelt. Nelly Mathias, eine der beiden GründerInnen, erzählt, wie die Idee zustande kam, mit welchen Vorbehalten sie konfrontiert werden und wie We Carry weiterwachsen soll.

Munich Startup: Was macht We Carry? Welches Problem löst Ihr?

Nelly Mathias, We Carry: We Carry ist das erste Pfandsystem für Mehrwegverpackungen in Bäckereien. Aktuell nutzen wir in Deutschland 4,6 Milliarden Einwegtüten für den Kauf von Backwaren. Das ist ziemlich viel und meistens nutzen wir die Tüten nur ein paar wenige Minuten.

Unser wesentliches Kernprodukt besteht darin, dass wir eine Dienstleistung für Bäckereien anbieten. Diese nennen wir auch „packaging-as-a-service“. Bereitstellung, Abholung und Reinigung übernehmen wir. Die Bäckereien haben keinerlei Aufwand dafür, sind aber in der Lage, eine Alternative zur Einwegverpackung anzubieten. Für den Endkunden funktioniert es ganz einfach mit Pfand – vergleichbar zum Flaschenpfand.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Nelly Mathias: Ja, und nein! Mehrwegbeutel für Brot und Co. gibt es in der Tat schon überall zu kaufen. Doch genau das ist das Problem. Wir alle haben so einen Beutel irgendwo zuhause. Meistens finden wir ihn nicht mehr oder vergessen ihn, wenn wir Backwaren kaufen möchten.

Jedes Mal wieder einen neuen kaufen? Ist unattraktiv. Sowohl ökonomisch als auch ökologisch. Deswegen macht We Carry eine Lösung am Point-of-Sale verfügbar, die wir eigentlich schon kennen – nämlich Backwaren im Stoffbeutel zu kaufen und zu transportieren.

We Carry: Kampf den Einwegtüten

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Nelly Mathias: Bei meinen Eltern sind Einwegpapiertüten in der ganzen Küche verteilt. Hauptsächlich für unseren Familienhund, der dann das alte Brot gefüttert bekommt. Das hat mich immer wahnsinnig gestört. Zudem ist mir dann aufgefallen, dass ich selbst auch immer wieder zur Einwegtüte greife. Weil ich meinen Beutel mal wieder nicht dabeihabe. Mischa ging es ähnlich. Deswegen haben wir uns zusammengetan und die Idee von We Carry entwickelt.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Nelly Mathias: Es braucht sicherlich Zeit, in Gesprächen mit Bäckereien die Mehrwegidee wirklich reifen zu lassen. Viele haben Anfang 2023 im Zuge der Mehrwegangebotspflicht entsprechende Pfandbecher für Kaffee und Co. eingeführt. Das hat oft gemischte Gefühle bei den Betrieben hervorgerufen.

Wir wollen daher wirklich einen Ansatz etablieren, der keinerlei Aufwand direkt im Betrieb darstellt. Müssen Pfandbecher oft direkt in der Bäckerei gespült werden, decken wir diesen Teil auch mit ab. Nichtsdestotrotz müssen wir diese Ängste vor einem möglichen Mehraufwand durch Mehrweg immer wieder adressieren. Denn am Ende ist Mehrweg nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoller.

Flächendeckendes Angebot für München und weitere Städte

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Nelly Mathias: Bis Ende 2024 werden wir in zwei weiteren deutschen Städten unsere Mehrweglösung etabliert haben – inklusive der Logistikprozesse im Hintergrund. Zudem werden wir in unserer Homebase München wirklich einen flächendeckenden Eindruck hinterlassen und in vielen Bäckereiketten verfügbar sein. Auf der technologischen Seite ist bis Mitte des Jahres die Serialisierung unserer Mehrwegbeutel abgeschlossen.

In fünf Jahren sind wir in Deutschland und mindestens einem weiteren europäischen Markt eine etablierte und bewiesenermaßen nachhaltige Alternative zu Einwegverpackungen. Mehr als 20 Prozent aller Backwarenverkäufe in Deutschland finden via Mehrweg in We-Carry-Beuteln statt.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Nelly Mathias: Wir können uns eigentlich keinen besseren Standort zum Gründen vorstellen. Das Ökosystem ist riesig und hilft einem auch sehr dabei, bekannter zu werden. Das wiederum erleichtert den Aufbau eines Netzwerks von Supportern und möglichen Investoren sehr.

Munich Startup: Öffis oder Fahrrad?

Nelly Mathias: Absolut Fahrrad! Nicht zuletzt, weil wir im Stadtgebiet aktuell die Bereitstellung und Abholung unserer Mehrwegbeutel mit einem Lastenrad durchführen. Das ist manchmal schweißtreibend, aber macht sehr viel Spaß!