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Designerstück statt Müll: Wie ZURÜCK Unternehmen bei Zero-Waste-Projekten hilft

Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft sind oftmals Vorreiter beim Integrieren von Konzepten der Kreislaufwirtschaft in ihr Geschäftsmodell. In unserer aktuellen Reihe zum Thema zeigen wir ausgewählte junge Unternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft, die das Thema Kreislaufwirtschaft vom Kern auf Mitdenken. Diesmal: ZURÜCK, ein Münchner Zero-Waste-Designstudio, das gemeinsam mit Unternehmen Upcycling-Projekte gestaltet. 2020 gegründet, will das Unternehmen ein Umdenken in der Gesellschaft hin zu Zero-Waste und Kreislaufwirtschaft bewirken. Wir haben mit Gründerin Anna Diermeier darüber gesprochen, wie sie zirkuläre Arbeitsweisen in ihr Geschäftsmodell integriert hat. Und sie erzählt, was Startups sich bei ihr abschauen können.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht ZURÜCK?

Anna Diermeier, Gründerin von ZURÜCK Studio: Wir sind ein Designstudio für Zero-Waste und Upcycling-Projekte. Täglich landen wertvolle Ressourcen im Müll. Wir gestalten daraus Neues im Auftrag von Unternehmen. Die Auswahl der Materialien ist dabei vielfältig. Wir arbeiten mit Textilverschnitt, Werbebannern oder Papierresten. Gemein haben die Materialien, dass sie nur kurz oder gar nicht im Einsatz waren, obwohl sie teils für eine langjährige Nutzung konzipiert worden sind. Weiterverarbeitet werden die Reststoffe lokal und fair in Deutschland oder sogar in und um München.

Kreislaufwirtschaft schon bei der Gestaltung von Produkten mitdenken

Munich Startup: Wie bringt Ihr das Thema Kreislaufwirtschaft in Euer Geschäftsmodell ein?

Anna Diermeier: Für unsere Upcycling-Projekte nutzen wir vorhandene Materialien, die ihren ersten Lebenszyklus hinter sich haben, beispielsweise Werbebanner. Hier wenden wir das Prinzip Re-Use an. Das heißt, ein Material wird einem zweiten Zweck zugeführt und wiederverwendet.

Noch spannender wird es, wenn der Zweitnutzen bei der Gestaltung des ursprünglichen Produkts gleich mitgedacht wird. Das haben wir beispielsweise mit der Bayerischen Architektenkammer für eine Ausstellung so gemacht. Bereits bei der Erstellung der Ausstellungsbanner haben wir ein Schnittmuster mit platzierter Produktgrafik auf der Rückseite mit angelegt. So werden nach der Wanderausstellung, die ca. ein Jahr läuft, praktische Kabeltaschen aus den Bannern genäht.

Unser Angebot richtet sich vor allem an Unternehmen, die größere Menge an Müll haben und daraus etwas Neues gestalten und realisieren lassen möchten. Wir setzten hierbei auf maßgeschneiderte Lösungen, also Produkte, die die Zielgruppe der Unternehmen wirklich braucht und auf lokale Weiterverarbeitung.

ZURÜCK: Positive Kommunikation als wichtiger Teil der Arbeit

Munich Startup: Was können andere Startups von Euch lernen?

Anna Diermeier: Wir sehen positive Kommunikation als wichtigen Teil unserer Arbeit an. Deswegen kommunizieren wir die Hintergründe zu Projekten – wie ist das entstanden, wo wurde es gefertigt und wie kam es zum Einsatz? – auf Social Media und unserer Webseite. Außerdem gehen wir gerne auf Panels und diskutieren über das Thema Kreislaufwirtschaft. Über das Thema zu sprechen und es ins Bewusstsein der Menschen zu bekommen, ist schon ein Erfolg. Von Anfang an arbeite ich für die Fotos und Videos, die ich veröffentliche, mit einem Fotografen zusammen. Ich glaube, das ist ein wichtiger Teil des Erfolgs. Ich finde attraktive Fotos superwichtig.

Munich Startup: Was sind Eure aktuellen Herausforderungen?

Anna Diermeier: Ich finde es schwierig die richtige Balance zu finden. Die Schwankungen zwischen gefühlten „Leerläufen“ und „Überforderung“ auszugleichen, es kommt dann doch immer alles auf einmal. Ich arbeite in der Konzeption allein, habe aber ein tolles Netzwerk an Betrieben aufgebaut, die die Produkte dann umsetzen. Eine kontinuierliche Auftragslage mit ein paar wiederkehrenden Projekten, das wäre super.

Regularien anpassen, damit sich Wegwerf-Produkte nicht mehr „lohnen“

Munich Startup: Welche weiteren zirkulären Lösungen gibt es, die Ihr spannend findet? 

Anna Diermeier: Upcycling ist, wenn wir zirkulär produzieren, natürlich hinfällig. Dann gibt es keine Reststoffe, Überproduktionen und Einmalprodukte mehr. Es gibt ein paar Firmen, die den Kreislaufgedanken schon sehr verinnerlicht haben und sogar das Geschäftsmodell angepasst haben. Hier fallen mir natürlich Patagonia und Vaude ein. Auch ein Mehrwegsystem wie zum Beispiel Recup oder Vytal macht total Sinn. Voraussetzung hierfür ist aber, dass die Becher wirklich wiederverwendet werden und nicht bei uns zu Hause in unseren Schränken stehen. Außerdem wäre es super, wenn sich alle Läden auf ein System einigen und keine eigenen Lösungen anbieten würden.

Munich Startup: Wo seht Ihr Euch in 5 Jahren?

Anna Diermeier: In 5 Jahren ist ZURÜCK ein gut ausgelastetes Designbüro mit vielen schönen Projekten im Bereich Upcycling und vor allem im Bereich Produktentwicklung mit Fokus auf Zero-Waste und Kreislaufwirtschaft. Die Regularien sind so verändert worden, dass es sich nicht mehr lohnt, Wegwerfkleidung, Wegwerfmöbel oder aufwendige Wegwerfverpackungen zu produzieren. Wir haben unsere Ressourcenverschwendung und unser Müllproblem so extrem verbessern können. München hat übrigens das Ziel, Zero-Waste-Stadt zu werden. Wir sind ein entscheidender Teil davon!