Munich Startup: Was macht Filu? Welches Problem löst Ihr?
Lena Naderer, Mitgründerin und CVO Filu: Wir sind eine Next-Gen- und regelrechte Feel-Good-Tierarztpraxis, in der sich MitarbeiterInnen genauso wohlfühlen, wie Tiere und TierhalterInnen. Uns liegt das Wohlbefinden der Haustiere, der TierhalterInnen und unserer TiermedizinerInnen gleichermaßen am Herzen. Viele TierärztInnen und tiermedizinische Fachangestellte wandern in andere Berufe ab, weil die Rahmenbedingungen im Job nicht gut sind.
Als Folge hiervon stagniert die Anzahl der Tierarztpraxen bzw. ist rückläufig. Und das obwohl es immer mehr Haustiere gibt. Bereits seit Jahren verharrt die Anzahl der Praxen auf dem Niveau von etwa 10.000. Bei Tierkliniken sieht es noch schlechter aus. Hier halbierte sich die Anzahl von 297 (2009) auf rund 150 (2022). Zeitgleich gibt es in Deutschland immer mehr Haustiere. Ihre Zahl stieg von 22,6 (2009) auf 34,4 Millionen (2022) und legte damit um über 50 Prozent zu.
Mit Filu wollen wir gegen dieses Defizit angehen, die tiermedizinische Versorgung und die Arbeitsbedingungen für TiermedizinerInnen verbessern und modernisieren. Filu bietet mehr Gestaltungsmöglichkeiten, mehr Austausch, mehr Vereinbarkeit mit Familie, geregelte Arbeitszeiten und vor allem einen Fokus auf das physische und mentale Wohlbefinden und vieles mehr. Wir wollen den TierärztInnenberuf wieder zum Traumberuf machen.
Wohlfühlpraxen mit digitalem Rundum-Service
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Lena Naderer: Leider nein. Natürlich gibt es Tierarztpraxen, aber unser Ansatz und die Idee sind neu, weshalb wir uns von herkömmlichen Praxen unterscheiden. Eine Tierarztpraxis wie Filu ist komplett anders. Es gibt aber Vorbilder in den USA.
Wir unterscheiden uns, indem wir unseren MitarbeiterInnen attraktive und vor allem gesunde Arbeitsbedingungen bieten. Zudem möchten wir unsere modernen Wohlfühl-Praxen in allen wichtigen Städten Deutschlands und vielleicht sogar darüber hinaus etablieren. Innovativ sind nicht nur das Wohlfühl-Ambiente, der Umgang miteinander und das moderne medizintechnische Equipment – wir bieten auch digitale Services und gestalten den Praxisalltag reibungslos und digital. Das bietet unseren tierischen PatientInnen und deren BesitzerInnen Vorteile und entlastet MitarbeiterInnen.
„Uns verbindet die Liebe zu Tieren und die Mission, Dinge anders und neu zu denken“
Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?
Lena Naderer: Mein Mitgründer Christian Uwe Köhler (CEO) und ich sind aus München, Justus Richard Buchen (COO) kommt ursprünglich aus Berlin. Justus und Christian sind Freunde seit dem Studium. Ich durfte die beiden über einen Zufall kennenlernen und merkte sofort, dass uns dieselbe Vision antreibt. Gemeinsam können wir etwas bewegen. Uns verbindet die Liebe zu Tieren und die Mission, Dinge anders und neu zu denken für einen positiven Impact.
Wir haben uns zusammengeschlossen, um die führende Plattform für Tiergesundheit aufzubauen. Unsere Mission ist es, Tierarztpraxen durch Technologie effizienter zu machen und zeitgleich die Versorgungsqualität zu erhalten.
Vor allem möchten wir die Arbeitsbedingungen verbessern. Letzteres ist mir persönlich besonders wichtig. Ich selbst bin Tierärztin und habe diesen Mädchentraum zu meinem Beruf gemacht. Dann musste ich aber lernen, dass die Rahmenbedingen nicht so waren, dass ich mir vorstellen konnte, mein ganzes Berufsleben als Tierärztin tätig zu sein, weshalb ich in die Pharmabranche wechselte. Mit Filu erfülle ich jetzt meinen Traum einer Wohlfühl-Praxis für Tiere, TierhalterInnen und ganz besonders TiermedizinerInnen.
Filu: Mit Freude am Tier die Medizin neu denken
Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?
Lena Naderer: Eine Praxiseröffnung ist mit viel Papierkram verbunden. Es müssen geeignete Räume gefunden und natürlich auch viele medizintechnische Geräte angeschafft werden, wie Ultraschall und Röntgen. Dann legen wir sehr viel Wert auf eine angenehme Gestaltung der Praxisräume. Da muss vieles stimmen und organisiert werden. Daneben läuft der Praxisbetrieb, den wir ja ganz neu und digitaler denken. Das ist eine Herausforderung. Wir legen außerdem großen Wert auf ein Team mit dem Mindset, etwas verändern zu wollen, und das gemeinsam mit uns das Rad neu erfindet. Wir sprechen von Filuneers, die mit Freude am Tier die Medizin neu denken.
Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?
Lena Naderer: In fünf Jahren sind wir die führende Plattform für Tiergesundheit in Deutschland. Wenn man an moderne Tiermedizin denkt, soll Filu die erste Assoziation sein.
Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?
Lena Naderer: München ist eine tolle Stadt und als Tech-Metropole gut als Startup-Standort geeignet. Aber natürlich kann man an der einen oder anderen Stelle die Gründungsbedingungen noch verbessern. Beispielsweise durch Bürokratieabbau. Auch durch unsere Investoren erleben wir München sehr positiv, indem wir durch ihr Netzwerk und bei Veranstaltungen wertvolle Kontakte und Freundschaften knüpfen konnten, die uns bei dieser Herausforderung unterstützend zur Seite stehen.
Deutschlandweit skalieren
Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?
Lena Naderer: Wir wollen wachsen – und das gesund. Ein flächendeckendes Praxisnetz baut man nicht in einem Jahr auf. Außerdem macht es sehr viel Spaß, die Veränderungen zu sehen, die wir bewirken. Wir möchten auf jeden Fall noch länger Bestandteil dieser Veränderungen sein.