Vor ihrer Zeit als Investorin hat Tina Dreimann diverse Unternehmen bei Bain beraten und Startups mit aufgebaut. Unter anderem hat sie einen Company Builder geführt, eine Dating-Plattform skaliert und die Kartenmacherei zum führenden New-Work-Unternehmen mitgeprägt. Sie ist überzeugt, dass wertegetriebene UnternehmerInnen die Welt verbessern und dass man Profit nicht über Impact stellen darf, sondern die besten Geschäftsmodelle beides vereinen. Tina Dreimann ist aktives Mitglied des Beirates für „Junge Digitale Wirtschaft“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz von Robert Habeck und 2023 mit dem German Startup Award als „Investorin des Jahres” ausgezeichnet worden.
Munich Startup: Was hat Dich zur Gründung motiviert?
Tina Dreimann: Die Erkenntnis während der Corona-Pandemie, dass wir aktiv an einer nachhaltigeren Zukunft mitwirken müssen und GründerInnen der wirksamste Hebel sind, um unsere Wirtschaft nachhaltig zu verändern. Wir können die größten Probleme unserer Zeit nur gemeinsam lösen: im Verbund von starken Machern und Macherinnen. Da passen UnternehmerInnen bestens ins Profil. Und wir müssen verstehen, dass Impact der größte Wachstumsfaktor für Wirtschaftlichkeit ist. Beschleunigt durch die Nachfrage der KonsumentInnen sowie wachsenden regulatorischen Druck.
Tina Dreimann: „Impact [ist] der größte Wachstumsfaktor für Wirtschaftlichkeit“
Munich Startup: Welche Technologie oder Branche findest Du persönlich aktuell besonders interessant?
Tina Dreimann: Die Branche der nachhaltigen Energie und klimapositiven Technologien. Und Startups, die sich mit der Circular Economy beschäftigen.
Munich Startup: Welche Vorteile bringen Deiner Ansicht nach divers aufgestellte Gründungs- oder auch VC-Teams mit sich?
Tina Dreimann: Divers aufgestellte Teams bringen verschiedene Perspektiven, Erfahrungen und Ideen ein, was zu kreativeren und inklusiveren Lösungen führt und die Problemlösungskompetenz erhöht. Wir legen deshalb einen sehr starken Fokus auf komplementäre Gründungsteams – auf multiple Dimensionen. So bestätigen Daten von Forbes zum Beispiel, dass von Frauen geführte Startups eine um 35 Prozent höhere Kapitalrendite erzielen. Laut einer Studie, die Charakterstärke mit Unternehmensleistung verbindet, können CEOs, die mit Eigenschaften wie Mitgefühl und Integrität punkten, innerhalb von zwei Jahren eine Kapitalrendite von 9,35 Prozent erzielen.
Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?
Tina Dreimann: Einerseits abends, wenn absolute Ruhe herrscht und ich hochkonzentriert ohne Ablenkung arbeiten kann. Andererseits beim täglichen Spaziergang mit unserem Hund – der Abstand zum Laptop hilft für die Kreativität. Zuletzt in der Diskussion mit Menschen. Die Anzahl der unterschiedlichen Perspektiven erhöht die Lösungsfindung – am meisten Spaß macht es, mit meinen Söhnen (10 und 12 Jahre alt) unser Business sowie unsere Startups zu diskutieren. Sie stellen die besten Fragen!
Munich Startup: Was sind Deine drei liebsten Arbeitstools?
Tina Dreimann: Google Suite für die Co-Creation mit dem Team. Früher musste man noch Versionen verschicken.…
Superhuman als E-Mail-Tool. Es hilft mir sehr für meine E-Mails. Auch wenn die Inbox an den meisten Tagen oftmals dennoch ein Fass ohne Boden ist.
Slack für die direkte Kommunikation untereinander und mit unseren Business Angels in unserem Angel-Club.
„Passions beats experience“
Munich Startup: Dein Top-Tipp zum Thema „Pitchen“?
Tina Dreimann: Fokus auf die Vision, das Team und den Impact im Geschäftsmodell legen, klar kommunizieren, wie das Startup einen Unterschied macht und welche ganz konkreten, belegbaren Beweise bereits dafür erbracht wurden. Und dann sollten die Teams natürlich vor allem Begeisterung für das Projekt vermitteln. Passions beats experience.
Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?
Tina Dreimann: Ja, insbesondere im Bereich Impact und Nachhaltigkeit. Krisenzeiten sind historisch gesehen oft die besten Zeiten für Gründungen und Investments. Sie bringen die Notwendigkeit für innovative Lösungen mit sich.
Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Startup-Standort München noch verbessert werden?
Tina Dreimann: Wir haben uns bereits stark an die Spitze gekämpft und können wirklich stolz auf unseren Standort mit Innovations- und Deeptech-Fokus sein. Doch wie überall fehlt es an der großen Anzahl an Gründerinnen und Investorinnen. Wo steckt Ihr? Wir brauchen Euch!
Munich Startup: Welche/n Investor/in oder welche/n Gründer/in würdest Du gerne einmal persönlich treffen? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?
Tina Dreimann: Naval Ravikant. Er ist Gründer und Investor von Angellist – der größten Investment-Plattform der USA. Sie sind ebenfalls mit einer kleinen Anzahl von Angels gestartet wie wir. Wir skalieren mit Better Ventures unser Netzwerk mit Technologie – ausschließlich für Impact-Startups. Wir haben schon viel von seinem Vorbild gelernt, gleichzeitig habe ich noch ganz viele Fragen an ihn.