Munich Startup: Was hat Dich zur Gründung motiviert?
Annabell Vacano: Kunst war schon immer meine Leidenschaft. Doch ich habe seit ich denken kann auch großes, unausgeschöpftes Potenzial in dieser gesehen. Die Idee hinter Atopia hat meiner Ansicht nach das Potenzial, Kunst und Kultur für die Zukunft zu stärken. Dabei schafft Atopia eine wichtige neue Einnahmequelle für Institutionen und Kunstschaffende und baut Begeisterung in jüngeren Zielgruppen auf. Ich war seit dem ersten Tag vollkommen eingenommen davon, dieses ambitionierte Projekt Realität werden zu lassen – zu gründen war damit gar keine Frage mehr!
Munich Startup: Was hättest du gerne vor Deiner ersten Gründung gewusst?
Annabell Vacano: Medienberichte verklären oft die Unternehmensgründung als mühelosen Prozess. Doch die Wirklichkeit ist komplexer. Erst der Austausch mit anderen GründerInnen zeigte mir, dass auch erfolgreiche UnternehmerInnen ständig Herausforderungen und Rückschläge bewältigen.
Dieses Bewusstsein hätte mir in der Anfangsphase geholfen, weniger an mir zu zweifeln, wenn ich selbst auf Hindernisse oder Ablehnung stieß. Und das war oft! Ansonsten wäre unsere Idee kaum „innovativ“. Der Unternehmensaufbau erfordert Resilienz, Stärke, Mut und Ausdauer. Ich würde daher jeder angehenden Gründerin empfehlen, Freundschaften und Beziehungen zu anderen GründerInnen aufzubauen, sich gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen. Sehr empfehlen kann ich hierfür die Sigma Squared Society, die TUM Venture Labs sowie dieses Interview mit Brian Chesky, dem Gründer von AirBnB.
Munich Startup: Wie ist Dein Unternehmen bislang finanziert?
Annabell Vacano: Wir sind Venture-finanziert und haben im August 2023 eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde von zwei VC-Firmen sowie mehreren Business Angels abgeschlossen.
Anabell Vacano: „Kunst ist für mich eine unglaubliche Inspirations- und Reflektionsquelle“
Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?
Annabell Vacano: Im Konzert oder im Museum. Tatsächlich bin ich jemand, der bei Kunst fast immer abschweift – aber genau das macht es für mich aus. Kunst ist für mich eine unglaubliche Inspirations- und Reflektionsquelle. Und meine besten Ideen entstehen fast immer dort.
Munich Startup: Was sind Deine 3 liebsten Arbeitstools?
Annabell Vacano: 1) Notion, da wir hiermit unsere gesamten Game-Design- und Unternehmensprozesse transparent und kollaborativ im Team gestalten können. 2) ChatGPT, weil es mir unglaublich beim Brainstorming oder dem Erstellen von E-Mails oder Fördermittel-Bewerbungen hilft. Und 3) Midjourney, da es oft eine tolle Grundlage für Design-Konzepte schafft – besonders zum visuellen Design.
Begeistert Euer Gegenüber!
Munich Startup: Dein Top-Tipp zum Thema “Pitchen”?
Annabell Vacano: Einfach halten! InvestorInnen sprechen oft jeden einzelnen Tag mit unzähligen GründerInnen. Bei so vielen komplexen Innovationen den Fokus zu behalten, ist sehr schwierig. Im ersten Pitch würde ich deshalb immer darauf achten, Eure Idee so einfach verständlich wie möglich zu halten. Am besten fasst Ihr die Idee in einem Satz so zusammen, dass jeder das Gröbste versteht. Wenn jemand daran interessiert ist, habt Ihr alle Zeit der Welt ihnen sämtliche Studien, Daten und technischen Grundlagen zu erklären. Aber fürs Erste ist das Wichtigste, dass Ihr euer Gegenüber begeistert! Und dafür solltet Ihr es ganz einfach machen, Euch zu verstehen. Das habe ich selbst anfangs manchmal falsch gemacht.
Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?
Annabell Vacano: Grundsätzlich ja. Weltweit gibt es unzählige Frühphasenfonds, Supportprogramme und Initiativen, die GründerInnen unterstützen. Zusätzlich erlaubt die Digitalisierung gerade kleinen, agilen Teams, viel schneller zu operieren. Und Investitionen in zum Beispiel digitale Infrastruktur werden immer günstiger. Aber ganz davon abgesehen, gibt es für jede Idee den eigenen „perfekten Zeitpunkt“ zu gründen. Und genau auf diesen kommt es am Ende wirklich an.
Munich Startup: Auf welche Technologie oder Branche würdest Du bei Deiner nächsten Gründung setzen?
Annabell Vacano: Erstmal kann ich nur an die Verbindung von Virtual-Reality mit der Kulturindustrie denken. Ich beantworte diese Frage aber gern, sollte ich irgendwann einmal eine zweite Gründung vorbereiten.
Mehr Unterstützung abseits von Deep-Tech
Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Gründungsstandort München noch verbessert werden?
Annabell Vacano: Ich fände es bereichernd, in München mehr Unterstützung auch außerhalb der Deep-Tech-Branche zu sehen. München hat eine starke Ausrichtung auf Deep-Tech, was viele unglaublich tolle Unternehmen hervorbringt.
Manchmal fühlt es sich allerdings hier ein wenig so an, als würde man als Nicht-Deep-Tech-Unternehmen nicht genauso ernst genommen werden. Beispiele wie Facebook, Apple, Amazon und Netflix zeigen, dass Unternehmen auch durch die Anwendung bestehender Technologien unglaubliche Erfolge erzielen können. Denn am Ende kommt es immer darauf an, etwas zu erschaffen, das KundInnen lieben. Eine Auflockerung dieses Fokus an manchen Stellen fände ich deshalb großartig!
Munich Startup: Welchen Gründer oder welche Gründerin würdest Du gerne einmal persönlich treffen? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?
Annabell Vacano: Mark Zuckerberg. Ich würde gerne von ihm alles über seine Vision im VR-Bereich erfahren, da ich denke, dass Meta das Potenzial hat, in den kommenden Jahren eine bedeutende neue Erfolgsgeschichte zu schreiben.