© Paul Blau / Atopia

Women in Tech: Annabell Vacano von Atopia

Das Virtual-Reality-Startup Atopia baut eine Plattform, auf der Museen, Galerien und Sehenswürdigkeiten aus der ganzen Welt immersiv von zu Hause aus erlebt werden können – interaktiv und sozial. Gegründet wurde das Startup 2023 von Annabell Vacano und Valentin Diehl, unterstützt durch die Business Angels Boris Bend und Mark Dzulko. Annabell hatte nach der Ausbildung als Violinistin und nach ihrem Wirtschaftsstudium an der LMU München und dem King’s College London im Kulturmanagement und der Beratung von Kultureinrichtungen gearbeitet. Bei Atopia kann sie nun ihre beiden Leidenschaften leben. Im Interview spricht Annabell unter anderem darüber, was sie motiviert, wie sie die besten Ideen bekommt und gibt Hands-on-Tipps zum Pitchen.

Munich Startup: Was hat Dich zur Gründung motiviert?

Annabell Vacano: Kunst war schon immer meine Leidenschaft. Doch ich habe seit ich denken kann auch großes, unausgeschöpftes Potenzial in dieser gesehen. Die Idee hinter Atopia hat meiner Ansicht nach das Potenzial, Kunst und Kultur für die Zukunft zu stärken. Dabei schafft Atopia eine wichtige neue Einnahmequelle für Institutionen und Kunstschaffende und baut Begeisterung in jüngeren Zielgruppen auf. Ich war seit dem ersten Tag vollkommen eingenommen davon, dieses ambitionierte Projekt Realität werden zu lassen – zu gründen war damit gar keine Frage mehr!

Munich Startup: Was hättest du gerne vor Deiner ersten Gründung gewusst?

Annabell Vacano: Medienberichte verklären oft die Unternehmensgründung als mühelosen Prozess. Doch die Wirklichkeit ist komplexer. Erst der Austausch mit anderen GründerInnen zeigte mir, dass auch erfolgreiche UnternehmerInnen ständig Herausforderungen und Rückschläge bewältigen.

Dieses Bewusstsein hätte mir in der Anfangsphase geholfen, weniger an mir zu zweifeln, wenn ich selbst auf Hindernisse oder Ablehnung stieß. Und das war oft! Ansonsten wäre unsere Idee kaum „innovativ“. Der Unternehmensaufbau erfordert Resilienz, Stärke, Mut und Ausdauer. Ich würde daher jeder angehenden Gründerin empfehlen, Freundschaften und Beziehungen zu anderen GründerInnen aufzubauen, sich gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen. Sehr empfehlen kann ich hierfür die Sigma Squared Society, die TUM Venture Labs sowie dieses Interview mit Brian Chesky, dem Gründer von AirBnB.

Munich Startup: Wie ist Dein Unternehmen bislang finanziert?

Annabell Vacano: Wir sind Venture-finanziert und haben im August 2023 eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde von zwei VC-Firmen sowie mehreren Business Angels abgeschlossen.

Anabell Vacano: „Kunst ist für mich eine unglaubliche Inspirations- und Reflektionsquelle“

Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?

Annabell Vacano: Im Konzert oder im Museum. Tatsächlich bin ich jemand, der bei Kunst fast immer abschweift – aber genau das macht es für mich aus. Kunst ist für mich eine unglaubliche Inspirations- und Reflektionsquelle. Und meine besten Ideen entstehen fast immer dort.

Munich Startup: Was sind Deine 3 liebsten Arbeitstools?

Annabell Vacano: 1) Notion, da wir hiermit unsere gesamten Game-Design- und Unternehmensprozesse transparent und kollaborativ im Team gestalten können. 2) ChatGPT, weil es mir unglaublich beim Brainstorming oder dem Erstellen von E-Mails oder Fördermittel-Bewerbungen hilft. Und 3) Midjourney, da es oft eine tolle Grundlage für Design-Konzepte schafft – besonders zum visuellen Design.

Begeistert Euer Gegenüber!

Munich Startup: Dein Top-Tipp zum Thema “Pitchen”?

Annabell Vacano: Einfach halten! InvestorInnen sprechen oft jeden einzelnen Tag mit unzähligen GründerInnen. Bei so vielen komplexen Innovationen den Fokus zu behalten, ist sehr schwierig. Im ersten Pitch würde ich deshalb immer darauf achten, Eure Idee so einfach verständlich wie möglich zu halten. Am besten fasst Ihr die Idee in einem Satz so zusammen, dass jeder das Gröbste versteht. Wenn jemand daran interessiert ist, habt Ihr alle Zeit der Welt ihnen sämtliche Studien, Daten und technischen Grundlagen zu erklären. Aber fürs Erste ist das Wichtigste, dass Ihr euer Gegenüber begeistert! Und dafür solltet Ihr es ganz einfach machen, Euch zu verstehen. Das habe ich selbst anfangs manchmal falsch gemacht.

Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?

Annabell Vacano: Grundsätzlich ja. Weltweit gibt es unzählige Frühphasenfonds, Supportprogramme und Initiativen, die GründerInnen unterstützen. Zusätzlich erlaubt die Digitalisierung gerade kleinen, agilen Teams, viel schneller zu operieren. Und Investitionen in zum Beispiel digitale Infrastruktur werden immer günstiger. Aber ganz davon abgesehen, gibt es für jede Idee den eigenen „perfekten Zeitpunkt“ zu gründen. Und genau auf diesen kommt es am Ende wirklich an.

Munich Startup: Auf welche Technologie oder Branche würdest Du bei Deiner nächsten Gründung setzen?

Annabell Vacano: Erstmal kann ich nur an die Verbindung von Virtual-Reality mit der Kulturindustrie denken. Ich beantworte diese Frage aber gern, sollte ich irgendwann einmal eine zweite Gründung vorbereiten.

Mehr Unterstützung abseits von Deep-Tech

Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Gründungsstandort München noch verbessert werden?

Annabell Vacano: Ich fände es bereichernd, in München mehr Unterstützung auch außerhalb der Deep-Tech-Branche zu sehen. München hat eine starke Ausrichtung auf Deep-Tech, was viele unglaublich tolle Unternehmen hervorbringt.

Manchmal fühlt es sich allerdings hier ein wenig so an, als würde man als Nicht-Deep-Tech-Unternehmen nicht genauso ernst genommen werden. Beispiele wie Facebook, Apple, Amazon und Netflix zeigen, dass Unternehmen auch durch die Anwendung bestehender Technologien unglaubliche Erfolge erzielen können. Denn am Ende kommt es immer darauf an, etwas zu erschaffen, das KundInnen lieben. Eine Auflockerung dieses Fokus an manchen Stellen fände ich deshalb großartig!

Munich Startup: Welchen Gründer oder welche Gründerin würdest Du gerne einmal persönlich treffen? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?

Annabell Vacano: Mark Zuckerberg. Ich würde gerne von ihm alles über seine Vision im VR-Bereich erfahren, da ich denke, dass Meta das Potenzial hat, in den kommenden Jahren eine bedeutende neue Erfolgsgeschichte zu schreiben.

Helen Duran

Als Redakteurin ist die Wirtschaftsgeografin Helen Duran seit 2015 für Euch in der hiesigen Gründerszene unterwegs. Sie ist neugierig auf Eure spannenden Startup-Geschichten!

Ähnliche Artikel

Tina Dreimann better ventures

Stories

 

Women in Tech: Tina Dreimann

Better Ventures ist ein Impact-Angel-Club von GründerInnen für GründerInnen, der von Tina Dreimann, Cedric Duvinage und Christoph Behn 2020 initiiert wurde. Über…

Co-Founder_CTO_Sara-Marquart-03-Picture_ Planet A Foods

Stories

 

Women in Tech: Sara Marquart

Planet A Foods will die Lebensmittelherstellung nachhaltig verändern. Dafür hat Sara Marquart gemeinsam mit ihrem Bruder Maximilian Marquart die weltweit erste kakaofreie…

Sohaila Ouffata

Stories

 

Women in Tech: Sohaila Ouffata von BMW i Ventures

Als Director of Platform konzentriert sich Sohaila Ouffata auf die Entwicklung und Umsetzung strategischer Wachstumsinitiativen der Startups, mit denen BMW i Ventures,…

Sandra Westermann

Stories

 

Women in Tech: Sandra Westermann von Superheldin

Mit Superheldin hat Sandra Westermann eine Jobbörse entwickelt, die familienfreundliche Unternehmen insbesondere mit Frauen verknüpfen will, aber auch mit allen anderen Jobsuchenden,…

Inga Grieger

Women in Tech

 

Women in Tech: Inga Grieger von BMW i Ventures

BMW i Ventures ist der Corporate Venture Capital Fonds der BMW Group, der Geld und Ressourcen in Startups in allen Wachstumsphasen, verstärkt…

Gyri Reiersen

Women in Tech

 

Women in Tech: Gyri Reiersen von Tanso

Tanso entwickelt eine Software, mit der produzierende Unternehmen ihre Umweltdaten erheben und gegenüber KundInnen und Regulierungsbehörden berichten können. Das produzierende Gewerbe soll…

Veronika Schweighart

Stories

 

Women in Tech: Veronika Schweighart von Climedo

2017 gründete Veronika Schweighart zusammen mit ihren beiden Mitgründern Sascha Ritz und Dragan Mileski Climedo. Das Healthtech-Startup hat eine digitale Plattform für…

Julia Zimmermann Terraplasma

Women in Tech

 

Women in Tech: Julia Zimmermann von Terraplasma

2011 gründete Julia Zimmermann zusammen mit anderen Wissenschaftlern und der Max-Planck Gesellschaft Terraplasma. Das Münchner Medtech-Unternehmen hat seitdem Expertise im Bereich der…