Foto: Casavi

Casavi – Proptech-Startup auf Wachstumskurs

Das 2015 gegründete Münchner Startup casavi hat eine Cloud-Plattform für die digitale Immobilienverwaltung geschaffen. Wohnungsunternehmen und Hausverwaltungen können dadurch interne Abläufe optimieren und einfacher mit ihren Kunden und Dienstleistern in Austausch treten.

Wenn man Menschen in Großstädten wie München darum bittet, ihre Hausverwaltung zu charakterisieren, dann fallen typischerweise Worte wie „analog“ oder „Hausaushang“. Auch den Gründern von casavi, Peter Schindlmeier (CEO), David Langer (CTO) und Oliver Stamm (COO), ging das vor gut drei Jahren mit ihren Verwaltungen genauso. Damals arbeiteten die drei noch in unterschiedlichen Firmen – Peter im Pre-Sales eines internationalen SaaS-Unternehmens, David als Entwickler eines Startups im Energie-Bereich und Oliver im Projektmanagement einer Unternehmensberatung.

Wie Frust über die Verwaltung zur Gründung führte

Oliver Stamm, einer der drei Gründer von casavi, stand Munich Startup Rede und Antwort.

Oliver erzählt, wie es zur gemeinsamen Gründung kam:

„David und ich hatten zuvor zusammen Medieninformatik an der Uni Ulm studiert, Peter habe ich zufällig 2008 in Australien kennen gelernt.

Peter und ich saßen vor etwa drei Jahren bei einem Bier zusammen und haben uns über die Trägheit  und eingeschränkte Erreichbarkeit unserer Hausverwaltungen aufgeregt — in Zeiten, wo gefühlt bereits jeder andere Lebensbereich digitale Unterstützung erfährt. Und damit war die Idee für casavi geboren – einer Service-Plattform für die Kommunikation und Erleichterung der Arbeitsabläufe im Wohnumfeld.“

Die Kunden von casavi sind Immobilienverwalter, denen das Startup für eine monatliche Gebühr eine flexible und individuell gebrandete Serviceplattform inklusive App, zur Verfügung stellt. So können die Verwalter ihren Austausch mit Eigentümern, Mietern oder Dienstleistern digital kanalisieren.  Wichtige Mitteilungen, Abrechnungen oder Anfragenabwicklung — all das kann über das Kundenportal laufen.

Das heißt Immobilienverwalter können durch casavi viel schneller und einfacher mit Kunden und Dienstleistern kommunizieren, reduzieren telefonische Anfragen und Portokosten und strukturieren durch das Vorgangsmanagement ihre internen Prozesse. Gleichzeitig  erhöhen sie dadurch die Zufriedenheit ihrer Kunden.

Nicht abschrecken lassen!

Aber ist diese Idee wirklich so neu? Oliver meint:

„Natürlich können wir uns nicht als die Erfinder von Kundenportalen und CRM-Systemen bezeichnen. Auch in der Immobilienbranche sind wir nicht die ersten gewesen, die sich mit diesen Themen beschäftigt haben. Allerdings war hier der Markt eher von individual-Entwicklungen und Lösungen geprägt, die relativ technisch ausgerichtet waren.

In unserer Anfangsphase haben wir von daher immer mal wieder von Immobilienverwaltern gehört <wir hatten mal ein Kundenportal, das hat aber nicht richtig funktioniert>.“

Davon hat sich das Gründertrio jedoch nicht abschrecken lassen. Stattdessen fokussieren sie sich auf drei Kern-Bereiche: Die Skalierbarkeit in Einführung und Nutzung, die Produktivitätssteigerung für Immobilienverwalter und eine zeitgemäße User Experience für Portalnutzer. Durch die Kombination dieser Bereiche hat casavi ein Produkt geschaffen, das selbst für mehrere 1.000 Wohnungen in kurzer Zeit erfolgreich eingeführt werden kann.

Obwohl das Startup erst seit knapp drei Jahren am Markt ist, hat sich einiges getan. Mittlerweile nutzen über 150 Kunden aus unterschiedlichen Bereichen der Branche mit einem Gesamtbestand von rund 600.000 Einheiten die Plattform. Davon haben sich gut 100 Kunden in den letzten zwölf Monaten für casavi entschieden.

Der Startpunkt: ein Esszimmer-Büro und drei Pilot-Kunden

Die Pilotphase mit drei Testkunden ist also schon längst vorbei. Und casavi wächst weiter, so Oliver:

„Seit der Anfangsphase, in der wir zu dritt in Peters Esszimmer gearbeitet haben, ist unser Team auf 17 Mitarbeiter herangewachsen und soll 2018 noch mal deutlich ausgebaut werden. Wir müssen uns also  wieder nach einem größeren Büro umschauen. Falls Ihr einen Tipp für uns habt, immer her damit!“

 

Das casavi-Team ist mittlerweile auf 17 Mitarbeiter angewachsen.

Aber auch wenn es wirklich gut läuft für das Münchner Startup, Herausforderungen stehen auf der Tagesordnung des Startups. Daher wollten wir wissen, was die bislang größte Herausforderung für die Münchner war. Oliver sagt:

„Diese Frage ist schwierig zu beantworten, weil es während der Gründung so viele Herausforderungen gibt, auf die man zunächst wenig bis gar nicht vorbereitet ist. Die mit Abstand größte davon war es, in der Immobilienbranche Fuß zu fassen und unsere Daseinsberechtigung als Newcomer zu beweisen.“

Als B2B-Startup ohne Kunden, ohne Einnahmen und ohne Success Record sei das anfangs nie einfach, egal in welcher Branche man sich bewege, meint er:

„In der Immobilienwirtschaft braucht man allerdings einen besonders langen Atem, vor allem wenn man nicht selbst aus der Branche kommt und die entsprechenden Kontakte mitbringt.“

„Da hilft wirklich am Ende nur hartnäckig sein“

Den Gründern von casavi half insbesondere ihre Hartnäckigkeit, die Präsenz bei einschlägigen Branchenveranstaltungen und damit auch der stetige Kontakt mit potenziellen Kunden und Partnern. Oliver ergänzt:

„Wenn sich anfangs die Kundenakquise mal wieder ewig in die Länge zieht, stößt man trotz allem Enthusiasmus an den Punkt, das eigene Geschäftsmodell in Frage zu stellen. Das ist auch gut und wichtig, um seine Idee immer wieder zu challengen. Mir ist in der Zeit trotzdem das eine oder andere graue Haar gewachsen.“

Für ein Startup, das in der Immobilienbranche tätig ist, gäbe es neben München natürlich auch andere geeignete Standorte wie z.B. Berlin oder Köln. Jedoch: München bietet durch die Immobilienmesse Expo Real sowie durch spannende Bauprojekte wie das Schwabinger Tor immer wieder interessante Anknüpfungspunkte und Kunden für casavi. Gleichzeitig ist das Startup auch in Österreich und der Schweiz aktiv, weshalb München sich als Dreh- und Angelpunkt perfekt eignet.

Auch das Münchner Startup-Ökosystem hatte den Jungunternehmern tatkräftig unter die Arme gegriffen. Zur Gründungszeit nutzten sie beispielsweise das Angebot von BayStartUP intensiv. Oliver erklärt:

„Einerseits haben wir uns im Businessplan Wettbewerb Feedback geholt, andererseits durch das Seminarangebot auch immer wieder mal Infos erhalten, was wir bei der Gründung beachten müssen.

Außerdem haben wir darüber den Kontakt zu unseren jetzigen Investoren, dem High-Tech Gründerfonds und Bayern Kapital, erhalten. Gerade wenn man noch keine Gründungserfahrung hat, ist das ein tolles Angebot. Und vor allem zu Beginn kann es den Unterschied machen, ob aus einer Idee eine Gründung wird oder diese wieder in der Schublade verschwindet.“

Wir sind gespannt, wohin die Reise von casavi geht — werden sie eher zum nächsten Unicorn oder sehen wir sie bald auf der Epic Fail Night? Oliver meint lachend:

„Tja, wenn jeder Gründer diese Frage realistisch beantworten könnte, gäbe es die Epic Fail Night vermutlich gar nicht.“

Proptechs — ein wachsender Bereich

Den Münchnern kommt zugute, dass sich in der Branche aktuell viel bewegt. Etwas ernsthafter antwortet der Gründer:

„Es gibt immer mehr „Proptechs“, die sich bspw. in Verbänden wie der German Proptech Initiative zusammenschließen und neue Möglichkeiten und Geschäftsmodelle für den Real Estate Life Cycle erschließen. Und dadurch wachen auch Immobilienunternehmen immer mehr auf und öffnen sich für die Impulse aus der jungen Szene. Das kommt uns natürlich stark zugute.“

Schließlich will casavi bestehende Abläufe in der Immobilienbetreuung grundlegend optimieren. Dadurch wollen die Münchner künftig eine zentrale Rolle in der Verwaltung von Immobilien einnehmen.

Helen Duran

Als Redakteurin ist die Wirtschaftsgeografin Helen Duran seit 2015 für Euch in der hiesigen Gründerszene unterwegs. Sie ist neugierig auf Eure spannenden Startup-Geschichten!

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