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Venture Capital in Bayern: Im Gespräch mit Roman Huber von Bayern Kapital

Roman Huber ist seit 2006 Geschäftsführer der in Landshut ansässigen Bayern Kapital GmbH, der Venture-Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayern. Im Gespräch mit Munich Startup stand er uns Rede und Antwort.

Herr Huber, bitte stellen Sie uns die Bayern Kapital GmbH kurz vor!

Als Venture-Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayern unterstützen wir junge, innovative Hightech-Unternehmen in Bayern, indem wir Beteiligungskapital bereitstellen. Wir wurden 1995 gegründet und sind eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der LfA Förderbank Bayern. Bislang haben wir über 210 Millionen Euro Beteiligungskapital in rund 235 innovative technologieorientierte Unternehmen investiert. So sind in Bayern über 5000 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden.

Was sind für Sie klassische Erfolgsfaktoren für Gründer?

Gründer brauchen fachliche Kompetenz, hohe Motivation und Ausdauer. Außerdem Markt- und Vertriebsorientierung sowie Team- und Partnerfähigkeit.

„Im Mittelpunkt steht immer der Kunde“

Welche Faktoren entscheiden darüber, ob Sie in ein Startup investieren oder lieber die Finger davon lassen?

Generell sind wir für technologiebasierte Startups aktiv. Gründer müssen sich fragen: Warum und zu welchem Preis soll jemand interessiert sein, mein Produkt zu erwerben? Im Mittelpunkt eines erfolgreichen Unternehmens steht immer der Kunde. Was wünscht er sich, was nützt ihm? Es muss einen grundsätzlichen Marktbedarf für eine neue Technologie oder Dienstleistung geben. Neben der Business-Idee machen wir uns ein Bild von den Persönlichkeiten und Fähigkeiten des Gründerteams.

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In welchen Branchen sehen Sie die größten Zukunftsaussichten?

Wir haben uns auf Finanzierungen von Zukunfttechnologien spezialisiert. Dazu zählen wir zum Beispiel Life Sciences, Software & IT, Medizintechnik, Werkstoffe & Neue Materialien, Nano- und Umwelttechnologie.

Was sind Ihrer Meinung nach die häufigsten Fehler, die Gründer begehen? Gibt es einen ganz simplen Fehler, den man leicht vermeiden könnte, der aber dennoch von vielen begangen wird?

Ein häufiger Fehler ist, dass ein junger Unternehmer seinen sehr guten Geschäftsplan nicht in ein detailliertes Projektmanagement überführt. Oder dass er sein innovatives Tun erst sehr spät am konkreten Kundennutzen ausrichtet. Wir helfen aber von Anfang an Fehler zu vermeiden, indem wir wichtige Fragen stellen, zum Beispiel: Ist die „Freedom to operate“-Studie in Arbeit? Lassen die Zwischenergebnisse Probleme mit fremden Patenten erwarten? Liegt für die Kundenakquise eine schlüssige Nutzen-Preis-Argumentation vor? Und so weiter.

Wie sieht für Sie der perfekte Pitch aus und wie katapultiert sich ein Gründer prompt ins Abseits?

Neben der innovativen Business-Idee ist es gut, wenn man sie verständlich darstellen kann. Der Kundennutzen sollte dabei nicht zu kurz kommen. Außerdem überzeugt immer die klare und plausible Aufgabenverteilung innerhalb des Gründerteams. Wer langatmig technische Details erklärt und erkennbar noch keine Vorstellung vom Zielkunden hat, ist zumindest zu früh dran.

Innovations- und Gründerzentren zeigen positive Wirkung

Wie hat sich die Gründerlandschaft Bayern in den letzten 20 Jahren verändert?

Bayernweit hat sich die Gründerszene spürbar belebt und ist deutlich gewachsen. Und sie ist professioneller geworden, etwa durch Business-Plan-Wettbewerbe, Gründerberatungen und Investorennetzwerke.

Warum schätzen Sie die aktuelle Lage für Startups in München und Bayern positiv ein? Wo sehen Sie noch Handlungs- beziehungsweise Nachholbedarf hierzulande?

Die langjährigen staatlichen Initiativen in den Regionen, ich denke an die Innovations- und Gründerzentren und die Clusterpolitik, zeigen überzeugend positive Wirkung. Das erkennt man an verstärkter Gründeraktivität und Netzwerkbildung. Aber selbst Bayern hat manchmal Nachteile, zum Beispiel gegenüber den USA. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen könnten ihre Innovationen schneller in den Markt bringen, wenn die Kapitalmärkte für solche Unternehmen noch besser funktionieren würden. In den USA sind Kapitalgeber immer noch offener gegenüber innovativen Unternehmensansätzen.

Gibt es Startups, mit denen Sie zusammengearbeitet haben, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind und wenn ja warum?

Bei 16 IPOs und 24 Trade Sales fällt die Auswahl schwer. Gemeinsam war allen eine jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit, auch in den unvermeidbaren schwierigen Phasen.

Vielen Dank für das Gespräch!