Katharina Jünger, CEO des Münchner Startups Teleclinic, verrät uns im Interview, wieso Richard Branson und ihre Mutter für sie Vorbilder sind. Und wurde sie als Gründerin auch mal unterschätzt? Sicher nicht von ihren Investoren, denn von diesen sammelte Katharina Jünger kürzlich 7 Millionen Euro in der Series-A-Finanzierung für ihr Health-Startup ein. Sowohl in ihrem Unternehmen als auch beim Wandern geht sie so lange weiter, bis sie ihr Ziel — bzw. den Gipfel — erreicht.
Katharina, was hat Dich zur Gründung motiviert?
Ich wollte schon immer einen Beitrag zu einer echten Verbesserung für den Einzelnen und für die Gesellschaft als Ganzes leisten. Und genau das ist das treibende Motiv für Teleclinic: Durch die Verknüpfung von Arzt und Patient hat der Patient schnelleren und einfacheren Zugang zum richtigen Arzt. Ärzte haben die Möglichkeit, flexibler und besser mit der Familie vereinbar ihre Expertise anzubieten. Gesamtgesellschaftlich werden wir durch Telemedizin sowohl die Qualität der Versorgung erhöhen als auch Kosten senken können.
Hattest Du Vorbilder beim Gründen?
Persönlich ist meine Mutter für mich ein Vorbild, die als Ärztin und Unternehmerin bis heute leidenschaftlich arbeitet. Sie hat mir vorgelebt, wie erfüllend eine unternehmerische Tätigkeit ist.
Darüber hinaus sind Richard Branson und Warren Buffet für mich Vorbilder, weil sie unbeirrt ihrer Leidenschaft nachgehen. Gleichzeitig wirken sie auf mich trotz ihres Erfolges herzlich, bescheiden und hungrig.
Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?
Beim Besteigen eines Berggipfels.
Dein größtes Talent?
Identifikation der relevanten Ziele und konsequentes Kämpfen, bis diese Ziele erreicht sind.
Vom Einzelkämpfer zum Teamplayer
Der größte Irrtum, dem Du je unterlegen bist?
Ich war früher tendenziell eher ein Einzelkämpfer und habe unterschätzt, wie groß der Hebel von Teamwork ist. Auch wenn es dabei auf den ersten Blick nicht immer ganz so effektiv zugeht, wie wenn man alleine arbeitet.
Deine Geheimwaffe beim Networking?
Echtes Interesse an Menschen und den Themen, die sie bewegen.
War es für Dich von Vorteil oder von Nachteil, eine Gründerin zu sein?
Eine Gründerin zu sein hat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil war zum Beispiel die schnellere Wahrnehmung, beispielsweise in der Presse, aufgrund der Tatsache, dass es relativ wenige Gründerinnen gibt.
Ein Nachteil war hingegen, dass es immer noch viele Männer gibt — sei es im Bereich Kunden, Investoren oder Mitarbeiter — die Frauen weniger als Männern zutrauen und deshalb nicht ganz so offen sind, mit mir als Frau zusammenzuarbeiten.
Die drei übelsten Vorurteile, die Dir im Gründeralltag begegnet sind?
Ich habe persönlich relativ wenig Vorurteile erlebt. Aber vielleicht fehlt mir an dieser Stelle einfach ein sensibles Organ dafür. Ein Thema, das insbesondere mit Kunden aus der eher konservativen Gesundheits- und Versicherungsbranche aufkommt: Es besteht dort die Ansicht, als Startup müsse man kein Geld verdienen, weil man ja Investoren habe. Das ist natürlich total falsch und schädlich.
Was liegt auf Deinem Schreibtisch gerade ganz oben?
Definitiv Recruiting. Wir suchen junge und engagierte Talente in vielen Bereichen wie zum Beispiel Tech und IT.
Was wolltest du den Münchnern schon immer mal sagen?
Ursprünglich bin ich ja Nicht-Münchnerin und kann daher nur bestätigen: München ist einfach eine der schönsten Städte! Stadt und Umgebung bieten unheimlich viel Lebensqualität.