Die beiden Gründer von Fotonow: CEO Florian Ziesche und CTO Muhammad Zeeshan Karamat.
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Fotonow: Wir werden ein Unicorn aus München

Weniger Kosten und mehr Qualitätskontrolle in der Fertigung – mit dem KI-gestützten visuellen Fertigungsinspektionssystem von Fotonow soll es ganz einfach möglich sein, eine Vielzahl typischer Qualitätsprobleme in der Fertigung zu identifizieren. Wie genau ihr System funktioniert, welche Vorteile es im Gegensatz zu anderen Lösungen hat und warum auch ein altes Smartphone kein Hindernis darstellt, erzählen uns die beiden Gründer im Interview.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch und Eure Lösung bitte kurz vor!

Fotonow: Wir von Fotonow bringen visuelle Qualitätskontrolle vom Ende der Prozesskette direkt an die Fehlerquelle und erkennen visuelle Fehler in Echtzeit. Fotonow wurde von uns, Muhammad Zeeshan Karamat (Co-Founder und CTO) und Florian Ziesche (Co-Founder and CEO) in Zusammenarbeit mit einem Premium Automobilhersteller als Feedbackgeber entwickelt und für mehr als zwei Jahre in mehreren Werken getestet.

Zeeshan (26) kommt aus Lahore in Pakistan und kam 2016 nach München, nachdem er, US-Politik bedingt, nicht in Stanford studieren konnte. In diesem Frühjahr hat er vor MIT- und Stanford-Studenten Anomalie-Detection unterrichtet, nachdem er eine selbst-entwickelte Smartphone-Lösung zum Erkennen von COVID-19 vor mehr als 200 Millionen Zuschauern auf CNN und im nationalen Fernsehen in Indien und Pakistan präsentierte.

Florian (30) ist im Maschinenbau-Unternehmen seines Großvaters “aufgewachsen”, hat seinen M.Sc. in Technology und Management an der TU München abgeschlossen, ein KI-Projekt bei BNP geleitet und ein Beratungsunternehmen mit Fokus auf AI und Computer Vision gegründet. Kennengelernt haben wir beide uns bei einem Hackathon von Celonis.

Verbesserte Funktion, höhere Genauigkeit und geringe Anschaffungskosten

Der Unterschied von Fotonow gegenüber anderen Lösungen der visuellen Qualitätskontrolle ist, dass unsere Lösung durch jede Kamera oder Smartphone genutzt werden kann und sofort einsetzbar ist, da Fehler (Kratzer, Dellen, Farbunterschiede, Fehlteile etc.) im gesamten Bildbereich unabhängig von der Kameraposition erkannt werden. Somit können heutige teuere Anwendungen durch unsere Lösung ersetzt werden, die KI-basiert eine verbesserte Funktion und höhere Genauigkeit bietet für einen Bruchteil der Anschaffungskosten.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Fotonow: Unsere Anwendung hat wesentliche Vorteile gegenüber aktuellen ‚State-Of-The-Art‘-Lösungen. Dazu zählt, dass Fotonow mit jeder Kamera – sogar mit einem älteren Smartphone – sofort einsetzbar ist. Andere Lösungen brauchen mehrere Monate um einsatzfähig zu sein und sind oft nicht verfügbar, wenn es am dringendsten notwendig ist.

„Kein anderes System konnte bisher in Bereichen mit starken Vibrationen und sich stetig änderndem Licht arbeiten“

Außerdem funktioniert unsere Lösung in schwierigen Umgebungsbedingungen. Kein anderes System konnte bisher in Bereichen mit starken Vibrationen und sich stetig änderndem Licht arbeiten. Dies führt zu teuren Nacharbeiten und Rückrufen, da Fehler erst zu einem späteren Zeitpunkt erkannt werden.

Fotonow erkennt jeden Fehler im gesamten Bildbereich. Durch unsere Self-Service-Technologie können neue Anwendungsfälle sehr leicht und unabhängig von der IT-Abteilung oder Qualitäts-Spezialisten der Kunden eingerichtet werden. Andere Lösungen können nur einen kleinen Bereich betrachten und brauchen eine Vielzahl von Kameras. Dies führt zu hohen Investitionsausgaben.

Munich Startup: Was war Eure bisher größte Herausforderung?

Fotonow: Die größte Herausforderung, finanziell aber auch emotional, waren wahrscheinlich die ersten Monate von Covid, denn wir hatten keine Möglichkeit, unsere Lösung in der Produktion zu installieren und zu testen und viele Aufträge wurden verschoben. Mittlerweile sind wir um viele Erfahrungen reicher und sehr gestärkt aus der Krise herausgekommen: wir konnten die Firmenstruktur und -prozesse verbessern, eine Zusammenarbeit mit Partnern (TU München, Stanford, MIT) initiieren, an vier Accelerator-Programmen (German Accelerator, Xpreneurs Incubator, Alchemist Accelerator, Techfounders) teilnehmen, eine Reihe von neuen Kunden akquirieren, eine erste Finanzierung abschließen und Coaches wie Doug Brent (CTO Trimble), Chuck DeVita (President Growth Strategy, Stanford Lecturer) und Christine Heuwing (MD Alcara, Startup-Coach) gewinnen, worauf wir stolz sind.

Erwarteter Jahresumsatz 2021: 1.500.00 Euro

Munich Startup: Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft?

Fotonow: Aus unserem Beratungsgeschäft haben wir 100.000 Euro in Fotonow investiert und unser Produkt nach 2-jährigem Testen dieses Jahr gelaunched. Durch Covid wurde unsere Zeitachse um circa sechs Monate nach hinten verschoben. Mittlerweile haben wir aber mehrere bekannte Kunden und erwarten für dieses Jahr einen Umsatz von 250.000 Euro und nächstes Jahr einen Umsatz von 1.500.000 Euro.

Munich Startup: Was bedeutet München für Euch?

Fotonow: München ist eine wunderschöne Stadt und Innovationstreiber. Wir sind stolz in einer solch tollen Stadt leben zu können und als Absolventen der TU München die Innovationskraft von München nicht nur zu stärken, sondern auch repräsentieren zu können. Davon zeugen auch viele Startup-Acceleratoren, eine wachsende Startup-Community und auch Investoren, die die Unternehmen zu schnell wachsenden und internationalen Firmen verhelfen.

Wir werden ein Unicorn aus München

Besonders unterstützend und hilfreich waren hierbei für uns das UnternehmerTUM-Netzwerk mit dem Xpreneurs Incubator, dem Techfounders Accelerator und Industrial Innovators als Investitionspartner.

Last but not least werden durch die Partnerschaft mit starken Firmen wie BMW, Festo und anderen Automobilherstellern und -zulieferern sehr gute Möglichkeiten für das Wachstum junger Unternehmen geboten.

Munich Startup: Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?

Fotonow: Wir werden ein Unicorn aus München! Unsere Lösung bietet einen riesen Kundennutzen und kann etablierte Lösungen der visuellen Qualitätskontrolle mit über eine Millionen Investitionsbedarf ersetzen. Das Interesse für den neuen Markt und die Technology ist groß, das Potenzial ist enorm und wir blicken sehr zuversichtlich in die Zukunft.

Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?

Fotonow: Zurzeit sind wir noch ein Hidden Champion, denn wir bieten die beste Technologie mit dem größten Kundennutzen insbesondere für den Automobilbereich. Im Raum München, Silicon Valley und Mexiko kennt man uns bereits.