Zwar ist es erst die Erdumlaufbahn und noch nicht unendliche Weiten, die für die kommerzielle Nutzung immer attraktiver werden, doch es bevölkern immer mehr Satelliten das All. Das Problem dabei sind die Kosten, die beim Transport der Lasten entstehen. So gibt etwa die NASA an, dass es in etwa 10.000 US-Dollar kostet, 1 Pfund Nutzlast in den Orbit zu katapultieren. Startups wie SpaceX oder Isar Aerospace wollen diese Kosten senken und so die Erschließung des Alls vereinfachen.
Mit der Eröffnung seiner ersten Produktionshalle ist Isar Aerospace diesem Ziel nun einen Schritt nähergekommen. Das Startup konzentriert sich auf kleine Trägerraketen, die durch effiziente elektrische Antriebe und die Miniaturisierung der Raumfahrt-Komponenten moderne Kleinsatelliten mit einem Gewicht bis 500 Kilogramm befördern. Durch geringere Produktionskosten der Flugkörper soll es so möglich werden, kostengünstig ganze Schwärme von Satelliten in die Erdumlaufbahn zu befördern. Zudem sind Raketen, die für Nutzlasten bis maximal 1000 kg ausgelegt sind, bisher Mangelware, erklärt Daniel Metzler, Mitgründer des Startups.
Isar Aerospace füllt eine Marktlücke
Die Idee zur neuen Rakete entstand 2017 in den Werkstätten der TUM-Studierendengruppe WARR (Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt). Zusammen mit seinem Team hatte Metzler ein kleines Triebwerk für eine Forschungsrakete entwickelt. Als Reaktion auf einen Film zum Projekt, den die Studierenden im Internet veröffentlicht hatten, gab es zahlreiche Anfragen aus der Industrie. Daniel Metzler erklärt weiter:
„Da wussten wir, dass wir auf eine Marktlücke gestoßen waren und haben beschlossen, eine eigene Rakete – maßgeschneidert für den Transport von kleinen Satelliten – zu bauen. Die Idee war es, unsere Antriebstechnik weiterzuentwickeln: Bisher werden die erste und die zweite Stufe von Trägerraketen in Europa mit unterschiedlichen Triebwerken ausgestattet. Wir dagegen wollten Cluster von identischen Triebwerken einsetzen: Dadurch lassen sich erhebliche Entwicklungs- und Produktionskosten einsparen.“
Anfang 2018 gründeten Josef Fleischmann, Markus Brandl und Daniel Metzler – alle drei haben Luft- und Raumfahrt an der TUM studiert – ihr Startup Isar Aerospace. Dabei wurden sie von der TUM unterstützt. Die Gründer nahmen am Programm „Xpreneurs“ von UnternehmerTUM, dem Zentrum für Innovation und Gründung an der TUM, teil. Erste Prototypen der Triebwerkskomponenten entstanden in der High-Tech-Werkstatt MakerSpace in Garching. Startkapital investierten UnternehmerTUM Venture Capital Partners sowie Vito Ventures, der ehemalige SpaceX Senior Executive David Giger und der Gründer von Global Space Ventures, Bulent Altan. In einer Series-A Ende 2019 konnte Isar Aerospace weitere 17 Millionen US-Dollar von seinen Bestandsinvestoren sowie Earlybird, Airbus Ventures, und der Apeiron Investment Group einsammeln. Gefördert wurde das Startup außerdem durch das Business Incubation Center der ESA in Oberpfaffenhofen.
Kundeninteresse im Wert von mehreren 100 Millionen Euro
Nun wurden im Beisein von Ministerpräsident Markus Söder und TUM-Präsident Thomas F. Hofmann die Produktionshallen eröffnet. Auf einer Fläche von 4.500 Quadratmetern werden in Ottobrunn, unweit des Ludwig-Bölkow-Campus, auf dem die TUM-Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie ihren Hauptsitz hat, die 27 Meter langen Rakete mit einem Durchmesser von zwei Metern montiert.
Kundeninteresse gebe es bereits im Wert von mehreren 100 Millionen Euro, so Metzler, zumeist aus dem europäischen Raum. 2021 soll dann die erste Transport-Rakete, beladen mit Kleinsatelliten, in den Orbit starten. Wenn alles nach Plan verläuft, kann direkt danach die Serienproduktion beginnen: 20 Raketen will Isar Aerospace dann pro Jahr bauen.