Follow-up: Wie läuft es eigentlich bei Shquared?

Das Münchner Startup Shquared hat eine Plattform entwickelt, über die NutzerInnen gewerbliche Flächen teilen und finden können. Egal ob für Gastronomie, Einzelhandel, Kultur oder Mobilität. Ein Update-Interview.

Munich Startup: Als wir das letzte Mal 2021 mit Shquared gesprochen haben, habt Ihr gesagt, dass Ihr über die Grenzen von München hinaus tätig werden wollt. Konntet Ihr dieses Ziel erreichen?

Shquared: Ja, hier sind wir schon ein paar gute Schritte weitergekommen. Unsere Plattform ist jetzt offen für alle Postleitzahlengebiete in Deutschland und die ersten Flächen in Frankfurt, Köln und Berlin sind bereits inseriert. Besonders freuen wir uns aber über unser erstes „City-Portal“-Pilotprojekt mit dem Kulturreferat der Stadt Göppingen, mit dem wir ein eigenes Stadtportal für die Vermittlung von Flächen für Kreative und Kulturschaffende auf unserer Plattform integriert haben.

City-Portale für besseren Überblick und regelmäßigen Cash-Flow

Munich Startup: City-Portal klingt spannend – ist das eine neue Ausrichtung Eures Marktplatzes?

Shquared: City-Portale sind eigentlich die konsequente Ergänzung zu unseren bisherigen Vermittlungen. Wir bieten hier Kommunen die Möglichkeit, ein eigenes, personalisiertes Portal – also eine Unterseite auf unserem Marketplace – zu gestalten. Dort können sie alle teilbaren und – in diesem Fall für die Kultur- und Kreativ-Szene – nutzbaren Flächen an zentraler Stelle anbieten. Umgekehrt können, wie auch bisher auf unserem Marketplace, Gesuche inseriert werden.

Das Kulturreferat finanziert die Erstellung des Portals und unterstützt diese geförderten Nutzungen durch die Übernahme der monatlichen Bereitstellungskosten. Dadurch sparen sich die Kulturschaffenden fast die komplette Servicegebühr, die bei einer Vermittlung anfällt. Das Tolle ist, dass die auf den City-Portalen angebotenen Flächen natürlich auch für alle anderen Interessierten auf der Plattform auffindbar und buchbar sind. Diese City-Portale wollen wir sukzessive ausbauen und damit auch die Flächenangebote deutschlandweit zügig erhöhen.

Parallel dazu eruieren wir die Möglichkeit, mit geteilten Flächen die Bedarfe der Logistikbranche für Micro-Hubs über unseren Marketplace zu bedienen. Wir sind Partner der vom Freistaat Bayern unterstützten Allianz „Mobile Zukunft München“ und arbeiten hier unter anderem mit dem Mobilitätsreferat der Stadt München, dem European Institute of Innovation & Technology (EIT) und der Industrie- und Handelskammer (IHK) daran, den geplanten Logistikflächen-Marktplatz für München zu entwickeln.

Das heißt, neben den City-Portalen bleiben wir auch zum Thema Logistik mit kommunalen Gremien im Austausch.

Shquared: Flächenpartnerschaften weiterhin ein Herzensthema

Munich Startup: Bisher konnte ja jede/r, auch ohne City-Portal, Flächen über Shquared teilen – geht das nun nicht mehr?

Shquared: Doch natürlich – und das ist nach wie vor ein Herzensthema für uns – wir wollen auch weiterhin FlächenbetreiberInnen, die keine unterstützende Kommune im Hintergrund haben, die Möglichkeit bieten, das Potenzial ihrer Fläche sinnvoll und effizient auszunutzen. Und GründerInnen, Kreative, UnternehmerInnen sollen überall die Chance haben, passgenaue Flächenpartnerschaften zu finden.

Deshalb sind die City-Portale keine Neuausrichtung, sondern eine Ergänzung, die dazu beitragen wird, dass das Marktplatz-Angebot schneller wächst und an Attraktivität gewinnt. In München sind wir auch schon auf einem sehr guten Weg. Inzwischen finden regelmäßig neue Flächenteiler den Weg auf unsere Plattform und inserieren ihre Flächen oder versenden Matching-Anfragen. Wie easy das Flächenteilen auf dem Marktplatz funktioniert, zeigt übrigens unser neues Video.

Munich Startup: Und wie sieht es finanziell bei Euch aus?

Shquared: Als Startup in Verantwortungseigentum streben wir ein solides Wachstum an und haben in unserer Satzung die konsequente Reinvestition aller Gewinne in den Unternehmenszweck verankert. Dafür haben wir sogar ein Veto-Share an eine Stiftung abgegeben, die als Wächter des Versprechens agiert. Wir stehen daher für Investoren mit Exit-Strategie nicht zur Verfügung. Das bringt natürlich auch immer wieder finanzielle Engpässe mit sich und wir sind stolz, dass wir diesen seit vier Jahren immer wieder mit kreativen Projektansätzen und Weiterentwicklungen entgegenwirken konnten. Zudem haben wir ein tolles Netzwerk, das diese Entwicklungen mit uns geht und uns tatkräftig (nicht nur finanziell) unterstützt.

Investoren gesucht, aber nicht für einen Exit

Der Aufbau der City-Portale wird uns ab diesem Herbst regelmäßige Einnahmen durch die monatlichen Service- und Hostingbeiträge sichern. In 2024 wollen wir mit weiteren City-Portalen unsere Ausgaben durch regelmäßige, planbare Einkünfte decken und Überschüsse dafür verwenden, unserem Marketplace mehr Sichtbarkeit zu verschaffen und beide Standbeine von Shquared weiter auszubauen. Um all die vor uns stehenden Aufgaben zügig zu bewältigen, suchen wir trotz der positiven Umsatzprognosen auch Investoren, die gezielte Maßnahmen finanzieren, wie zum Beispiel die für 2024 geplante Marketing- und Sichtbarkeitskampagne nebst den dafür nötigen zusätzlichen Händen und Köpfen für unser Team.

Munich Startup: Im (Gründungs-)Team gab es seit dem Start einige Änderungen. Welche Learnings konntet Ihr in dem Prozess mitnehmen?

Shquared: Seit der Gründung gab es Zuwächse und Abschiede im Team und diese Veränderungen stecken voller Herausforderungen. Uns hat dabei sehr geholfen, dass wir fest an unsere Vision glauben und diesen Marktplatz weiterentwickeln wollen. Dabei ist Offenheit – sowohl intern im Team als auch mit unseren Partnern – ein ganz wichtiger Punkt. Bedenken, Sorgen, Unzufriedenheiten müssen ausgesprochen und ernst genommen werden.

Ein lösungsorientiertes Mindset und Respekt sind grundlegend für den Prozess. Wir haben aber auch festgestellt, dass es uns am besten geht, wenn wir in Bewegung bleiben und nicht zu viel Zeit darauf verwenden, unschöne Herausforderungen zu lange zu diskutieren. So schwierig personelle Änderungen auch sind, sie bieten Chancen für neue Strukturen, Verantwortlichkeiten und persönliches Wachstum – das haben wir alle im Laufe dieser Zeit in den eigenen Rollen erfahren dürfen.

Geben und Nehmen, der Austausch und die Unterstützung sind wertvoll

Munich Startup: Welche Rolle spielte das Münchner Ökosystem auf Eurem bisherigen Weg?

Shquared: München ist und bleibt unsere Home-Base, das Pflaster, auf dem wir uns am besten auskennen, vernetzt sind und unsere Mehrfachnutzungsexpertise gewonnen haben und weiter ausbauen. Das Münchner Netzwerk ist vielseitig. Es gibt zahlreiche Startups und GründerInnen ebenso wie große und erfahrene Player in den Bereichen der Mehrfach- und Zwischennutzung. Eine sehr aktive Gründerszene wird unterstützt durch engagierte Stellen in der Stadt, Kommunalpolitik, Wissenschaft und Wirtschaft, mit denen wir immer wieder in Austausch gehen und zusammenarbeiten. Dieses Geben und Nehmen, der Austausch und die Unterstützung sind absolut großartig und wertvoll.

Munich Startup: Auf welche Milestones arbeitet Ihr als nächstes hin?

Shquared: Bis Ende nächsten Jahres wollen wir mindestens zehn City-Portale auf unserer Plattform haben und mit diesen Einnahmen eine Marketing-Kampagne für das Flächenteilen mit Shquared verwirklichen. Schön wäre auch, wenn wir weitere engagierte Kollegen einstellen könnten, denn es gibt so viel zu tun und wir haben noch viele Ideen, die das Flächenteilen noch einfacher und attraktiver machen können.